Fischsterben in der Oder: "Es ist noch nicht überstanden"

Stand: 16.08.2022, 20:05 Uhr

In Polen hat die Feuerwehr bisher fast 100 Tonnen tote Fische aus der Oder und einem Nebenfluss geborgen. Noch ist nicht klar, was die Umweltkatastrophe ausgelöst hat.

Laut dem Umweltministerium in Brandenburg zeigen erste Untersuchungen, dass es keine besondere Belastung durch Metalle wie Quecksilber gibt. Allerdings seien viele Salze und ungewöhnlich viel Sauerstoff nachgewiesen worden. Eine einzelne Ursache für das Fischsterben lasse sich bisher nicht erkennen.

Auch Polens Regierung hat in den untersuchten Wasserproben bislang keine toxischen Substanzen entdeckt, die das Fischsterben verursacht haben könnten. In den Proben toter Fische seien zudem keine Hinweise auf Pestizide gefunden worden, sagte Umweltministerin Anna Moskwa am Dienstag.

Drei Hypothesen für das Fischsterben

Sie zieht derzeit drei Hypothesen für das Fischsterben in Betracht. Die erste ist das mögliche Eindringen eines giftigen Stoffes ins Wasser, entweder beim Produktionsprozess in einem an der Oder ansässigen Industriebetrieb oder durch eine illegale Einleitung in den Fluss.

Die zweite Hypothese besagt, dass die Ursachen natürlicher Natur waren: hohe Temperaturen, niedrige Wasserstände und erhöhte Schadstoffkonzentrationen. Die Umweltbehörde untersuche alle Umstände, die den hohen Salzgehalt und die hohe Wassertemperatur erklären könnten.

Fischsterben in der Oder

Die dritte Option sei die Einleitung einer großen Menge chlorhaltigen Brauchwassers in die Oder. Chlor könne möglicherweise eine Verschmutzung der Bodensedimente auslösen, sagte die Ministerin.

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In Gryfino östlich der Oder ist eine kleine Schleuse eingerichtet worden, um Fische abzufangen. Die Lage habe sich etwas verbessert, "aber es werden immer noch tote Fische von unten aus dem Wasser hier hoch geschwemmt. Es ist noch nicht überstanden", berichtet WDR-Reporterin Susanna Zrdzalek.

Am deutschen Fluss-Abschnitt werden unterdessen Öl-Sperren eingesetzt, um die Fisch-Kadaver gezielt abzusammeln. Die verendeten Tiere werden in speziellen Verbrennungsanlagen vernichtet. Über die in Deutschland eingesammelten Mengen gibt es noch keine Angaben.

Viele Ehrenamtliche helfen dabei, bei mehr als 30 Grad die Fischkadaver aus dem Fluss zu holen. Mitunter reisen sie mehr als eine Stunde an. Viele leben dort vom Tourismus und vom Fischfang und sehen das Ökosystem bedroht.

Ökosystem der Oder beschädigt

Nach einer Schätzung des Umweltverbandes BUND sind 500 Flusskilometer betroffen. Das ganze Ökosystem sei geschädigt. Die Folgen seien noch gar nicht absehbar, denn die toten Fische seien nur der sichtbare Teil der Katastrophe, sagt der BUND.

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