Nach Sabotageverdacht: So wird das Trinkwasser in NRW kontrolliert

Stand: 17.08.2024, 10:00 Uhr

In Mechernich stand der Verdacht im Raum, es hätte einen Angriff auf die Trinkwasserversorgung der Bundeswehr gegeben. Davon waren auch tausende Zivilisten betroffen. Wie wird das Trinkwasser in NRW kontrolliert?

Nach dem Sabotage-Verdacht in Mechernich konnte am Freitag zumindest teilweise Entwarnung gegeben werden. Bei einer Analyse konnten weder chemische noch biologische Fremdstoffe in dem Wasser nachgewiesen werden.

NRW: Wie sicher ist die Trinkwasserversorgung? WDR 5 Morgenecho - Interview 17.08.2024 06:57 Min. Verfügbar bis 17.08.2025 WDR 5

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Es war der dritte Verdachtsfall eines Sabotageakts auf die Trinkwasserversorgung von militärischen Einrichtungen in NRW. Auch vom Luftwaffenstützpunkt in Köln-Wahn und bei der Nato in Geilenkirchen waren ähnliche Zwischenfälle gemeldet worden. Für Köln-Wahn kam die Entwarnung am Freitagnachmittag, in Geilenkirchen schon früher.

10.000 Zivilisten bekommen Wasser aus Bundeswehr-Hochbehälter

Besonders brisant ist der Fall in Mechernich, weil mit dem Wasser aus dem Hochbehälter auch etwa 10.000 Menschen in den umliegenden Ortschaften versorgt werden. Die Stadt hatte daher die Bewohner dazu aufgerufen, kein Wasser aus dem Hahn zu trinken.

Aufgefallen waren die Fälle in Köln und Mechernich, weil ein Zaun zum Bundeswehrgelände beschädigt war. Die meisten Wasserbehälter in NRW stehen jedoch nicht auf militärischem Gelände. Wie gut ist dieses Wasser davor geschützt, verunreinigt zu werden?

Sicherheitsvorgaben wegen Ukraine-Krieg verschärft

Zu den konkreten Schutzmaßnahmen der Trinkwasseranlagen will man sich bei Rheinenergie nicht äußern. Das Unternehmen versorgt neben Köln auch Frechen und Pulheim mit dem kostbaren Gut. "Die Sicherheitsanforderungen entsprechen aber alle dem Stand der Technik und den gesetzlichen Vorgaben", sagt Rheinenergie-Sprecher Christoph Preuß. Diese seien nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch noch einmal überarbeitet worden.

Laut Manuel Atug von der Arbeitsgruppe Kritische Infrastruktur (AG Kritis) reicht das aber nicht. Denn der größte Teil der rund 5.500 Wasserwerke in Deutschland sei physisch nicht ausreichend geschützt. Es fehle an Maßnahmen wie höheren und stärkeren Zäunen, Stacheldraht und anderen Barrieren, so Atug im Gespräch mit dem WDR. Lediglich 50 der deutschen Wasserwerke seien von der Regierung als kritische Infrastruktur eingestuft worden und verfügten daher über höhere Sicherheitsstandards.

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In diesem Punkt stimmt der Chef der Düsseldorfer Wasserwerke Atug zu. "Theoretisch kann jeder in jeden Zaun ein Loch reinmachen", sagt Christoph Wagner. "Die Zäune, die wir haben, die signalisieren, dass es ein Grundstück ist, wo andere nichts zu suchen haben." Den Zutritt zu den Anlagen könne man damit aber niemandem verwehren, der dort eindringen wolle. Gleichzeitig verweist Wagner auf die zahlreichen Tests, die bei der Wasseraufbereitung durchgeführt werden.

Trinkwasser durchläuft drei Stationen

Denn das Trinkwasser in Deutschland gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln überhaupt. Bis das Wasser aus dem Hahn kommt, durchläuft es diverse Stationen, an deren Anfang und Ende es immer wieder kontrolliert wird. Zuständig sind dafür in NRW diverse Organisationen - unter anderem Wasserverbände und Stadtwerke. Egal wer für welchen Teil der Aufbereitung zuständig ist - das Wasser durchläuft immer die gleichen drei Prozesse.

Ganz am Anfang der Kette steht die Rohwasserentnahme. Das heißt, das Wasser wird aus dem Grundwasser, Flüssen, Seen und Talsperren entnommen.Teilweise wird das Grundwassers zudem noch mit sogenanntem Uferfiltrat angereichtert. Das ist Wasser, das in Brunnen gewonnen wird, die sich in der Nähe von Flüssen befinden. Damit das Flusswasser diese Brunnen erreicht, muss es unterirdisch durch mehrere Bodenschichten fließen, wodurch eine erste Reinigung stattfindet.

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"Obwohl es sich beim Rohwasser noch nicht um Trinkwasser handelt, wird es engmaschig kontrolliert", erklärt Susanne Fischer, Pressesprecherin des Wupperverbandes, der 14 Talsperren im Einzugsgebiet der Wupper betreibt. Wird im Labor festgestellt, dass bestimmte Werte im Wasser von der Norm abweichen, wird das den Wasserwerken gemeldet, an die das Rohwasser weitergeleitet wird.

Mehrere Kontrollen während Wasseraufbereitung

Im Fall des Wupperverbands sind das unter anderem die Wasserwerke, die von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) betrieben werden. Dort wird das Wasser schon beim Ankommen direkt wieder kontrolliert. Dann durchläuft es zahlreiche Filter- und Reinigungsstufen, mit denen es zu Trinkwasser aufbereitet wird. "Auch während aller Stufen des Aufbereitungsprozesses wird das Wasser laufend kontrolliert", erklärt WSW-Sprecher Rainer Friedrich.

Grafik über die Trinkwasserversorgung in NRW | Bildquelle: WDR

Genauso verfahren die Wasserwerke Westfalen. "Wenn das Wasser dann komplett aufbereitet wurde, erfolgt eine letzte Kontrolle, bevor es an die Versorger übergeben wird", erklärt Unternehmenssprecherin Tanja Vock. Die Versorger, das sind meist die Stadtwerke der Kommunen, die teilweise auch alle drei Schritte von der Rohwassergewinnung bis zur Trinkwasserlieferung durchführen.

Ganz gleich wer den letzten Schritt bei der Wasserversorgung übernimmt - auch hier wird wieder kontrolliert. Der letzte Test erfolgt dann, wenn das fertig aufbereitete Trinkwasser in die Leitungen eingespeist wird, wie unter anderem auch die Stadtwerke Düsseldorf erklären.

Unsere Quellen

  • Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)
  • Wupperverband
  • Wasserwerke Westfalen
  • Stadtwerke Düsseldorf
  • Rheinenergie
  • Wuppertaler Stadtwerke
  • Interview mit Christoph Wagner, Wasserwerkschef der Stadtwerke Düsseldorf, auf WDR 2
  • Interview mit Manuel Atug, Gründer der AG Kritis, auf WDR 5

Über dieses Thema berichtet der WDR am 16. August 2024 auch im Fernsehen, unter anderem in der Lokalzeit Düsseldorf um 18 Uhr.