Medizinstudierende üben den Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs an einer Papaya

Studierendengruppe vermittelt Wissen über Schwangerschaftsabbrüche

Immer weniger Gynäkologen führen Schwangerschaftsabbrüche durch, kaum einer redet darüber. Eine Gruppe junger Studierender, die "Medical Students for Choice" setzen sich dafür ein, dass Mediziner überhaupt lernen, wie der Eingriff korrekt durchgeführt wird.

Von Silke Niewenhuis

"Es gibt immer weniger gynäkologische Praxen, die einen Schwangerschaftsabbruch machen", sagen die "Medical Students for Choice". Sie sind eine Gruppe von Studierenden der Medizin, die sich dafür aussprechen, dass Frauen selbst wählen können sollen, ob sie eine Abtreibung vornehmen lassen oder nicht. Es sei für Frauen, die ungewollt schwanger werden, schwierig, überhaupt einen Termin für einen Abbruch zu bekommen. Viele Gynäkologinnen und Gynäkologen fürchten Demonstrationen von Abtreibungsgegnern vor ihren Praxen. Zurzeit diskutiert die Bundesregierung ein Verbot solcher so genannten "Gehsteig-Belästigungen" von schwangeren Frauen. 

Im Medizinstudium wird nicht gelehrt, wie ein Abbruch überhaupt korrekt gemacht wird. Die "Medical Students for Choice" bieten deshalb Kurse an, in denen es die Studierenden lernen können. Geübt wird dafür an einer Frucht, nämlich der Papaya. Hannah Spallek ist Assistenz-Ärztin in Mannheim und angehende Gynäkologin. Studiert hat sie in Aachen, wo sie noch regelmäßig Kurse anbietet, in denen Studierende lernen können, wie ein solcher Eingriff gemacht wird. Die Papaya sei dafür optimal, sagt Spallek: "Weil sie von der Form her so ein bisschen dem Uterus gleicht. Außerdem ist etwas in der Mitte, das man absaugen kann". Die Kurse seien begehrt. Selbst Studierende der Medizin, die später gar nicht im Bereich der Gynäkologie arbeiten möchten, nehmen daran teil. Sie sagen, es sollte zu den Grundlagen in der Medizinlehre gehören, einen Abbruch vornehmen zu können. 

Medizinstudierende üben den Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs an einer Papaya

Natürlich können die Teilnehmer es nicht perfekt, wenn sie das Seminar der "Medical Students for Choice" absolviert haben. Es solle vielmehr in lockerer Atmosphäre geübt werden, um für das Thema zu sensibilisieren. Teilnehmerin Hanna Zimmer: "Das ist ein intimes und daher auch irgendwie noch immer ein Tabu-Thema – auch in der medizinischen Ausbildung". Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner sind überzeugt, dass sich keine Frau ohne guten Grund für eine Abtreibung entscheide. Aber es gebe eben kein Verhütungsmittel, das hundertprozentig sicher sei. 

Hannah Spallek findet: "Letztendlich ist es der Körper der Frau, darum sollte sie auch das Recht haben, die Schwangerschaft zu beenden." Das ist in Deutschland entweder nur nach einem vorherigen Beratungsgespräch möglich, aus medizinischen Gründen oder bei einer Vergewaltigung. Die "Medical Students for Choice" sehen die Tatsache mit Sorge, dass immer weniger gynäkologische Praxen den Eingriff anbieten.

Weitere Themen