Feinstaub und Stickstoffdioxid: Grenzwerte zwar eingehalten, aber keine Entwarnung

Stand: 13.02.2023, 12:42 Uhr

Seit Jahren kämpfen Städte mit der Luftverschmutzung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid. Daten für das vergangene Jahr zeigen jetzt: Der Grenzwert wird bundesweit nur noch an zwei Messstellen überschritten - an einer in München und einer anderen in Essen. Beruhigend ist das trotzdem nicht.

Saubere Luft in Nordrhein-Westfalen? Diesen Eindruck könnte der Blick auf aktuelle Daten vom Umweltbundesamt erwecken. Nur auf der Kruppstraße in Essen wird der zulässige Grenzwert von im Schnitt 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft überschritten. Der Rest von NRW liegt darunter.

Doch dieser erste Eindruck täuscht. An vielen Messstationen wird der Grenzwert nur knapp unterschritten, an mehreren Stellen in Dortmund oder Düsseldorf zum Beispiel oder auch in Hagen. Dazu kommt: Die bisherigen Grenzwerte stehen als zu hoch in der Kritik.

Grenzwerte sollen sinken

2021 hatte die Weltgesundheitsorganisation ihre neuen Leitlinien zur Luftsauberkeit veröffentlicht. Die WHO empfiehlt seitdem einen Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft - und damit deutlich weniger als die derzeitigen EU-Grenzwerte vorsehen.

Auch die EU-Kommission plant bis 2030 neue Grenzwerte für die Luftverschmutzung - für Stickstoffdioxide sollen dann nur noch 20 Mikrogramm pro Kubikmeter erlaubt sein. Für das Umweltbundesamt sind geringere Grenzwerte längst überfällig.

"Die Grenzwerte sind vor über 20 Jahren verabschiedet worden. Sie entsprechen in keiner Weise mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen hinsichtlich der Wirkung der Luftschadstoffe auf die Gesundheit." Ute Dauert, Umweltbundesamt

Sollten die Grenzwerte wie geplant halbiert werden, würde das nach jetzigem Stand für dringenden Handlungsbedarf sorgen. 98 von 128 ausgewerteten Messstationen in NRW überschritten im vergangenen Jahr den Wert von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter. Den von der WHO vorgeschlagen Grenzwert unterschreiten derzeit landesweit nur drei Messtationen: Aachen-Burtscheid, Soest-Ost und Warstein.

Während beim Stickstoffdioxid laut Umweltbundesamt vor allem Diesel-Fahrzeuge die größten Luftverschmutzer sind, kommt beim Feinstaub noch das Heizen mit Holz hinzu. Öfen und Kamine seien hier mit dem Verkehr gleichauf am Feinstaub-Ausstoß beteiligt.

Feinstaub: Verkehr und Holzöfen problematisch

Auch hier scheinen die Daten zunächst beruhigend: Deutschlandweit wurde an keiner Messstation der Grenzwert überschritten. Doch auch hier plant die EU-Kommission bis 2030, den Grenzwert zu senken - von derzeit 25 auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter. 15 von 35 Messstationen in NRW haben diesen Wert im vergangenen Jahr überschritten.Ü

Über dieses Thema hat der WDR am 13.02.2023 in den Hörfunk-Nachrichten berichtet.

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