Das Bild zeigt ein Flugzeug der Lufthansa.

Streik: Lufthansa streicht 800 Flüge

Stand: 02.09.2022, 07:32 Uhr

Wegen eines angekündigten Streiks der Piloten streicht die Lufthansa heute 800 Flüge und damit nahezu das gesamte Programm. Das teilt das Unternehmen am Donnerstag mit. Betroffen sein sollen rund 130.000 Passagiere.

Bei der Lufthansa stehen erneut zahlreiche Flugausfälle aufgrund von Streiks an: Nach dem Bodenpersonal kündigten nun die Piloten an, am Freitag ihre Arbeit niederzulegen. Die Airline streicht deshalb nahezu ihr komplettes Programm. Dem Unternehmen zufolge fallen an den Drehkreuzen München und Frankfurt rund 800 Flüge mit voraussichtlich 130.000 betroffenen Passagieren aus.

Auch NRW ist davon betroffen: In Düsseldorf standen für Freitag eigentlich 26 Starts und Landungen der Lufthansa auf dem Plan. Laut der Sprecherin des Düsseldorfer Flughafens sind aber nur wenige Flüge vom Streik betroffen. Am Flughafen Köln/Bonn strich die Fluggesellschaft fünf von acht geplanten Starts und Landungen. Von Köln/Bonn aus steuert die Lufthansa lediglich München an.

Bestreikt werden sollen sämtliche Abflüge aus Deutschland der Kerngesellschaft Lufthansa sowie der Lufthansa Cargo, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in Frankfurt mitteilte. Mehrere Gespräche zwischen Airline und VC blieben ohne Ergebnis. Die Piloten fordern 5,5 Prozent mehr Lohn.

Die Lufthansa kritisierte den Streikaufruf und forderte eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. "Um Arbeitskämpfe abzuwenden, muss Lufthansa ein deutlich verbessertes Angebot vorlegen", erklärte VC-Tarifchef Marcel Gröls laut einer Mitteilung.

Streit über neuen Tarifvertrag

Offizieller Anlass des Arbeitskampfes sind die aus Sicht der Gewerkschaft gescheiterten Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Die VC verlangt für die rund 5.000 Kapitäne und Ersten Offiziere Gehaltssteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr.

Durch die Forderungen würden die Cockpit-Personalkosten innerhalb der kommenden zwei Jahre in Summe um mehr als 40 Prozent steigen, erklärte die Lufthansa. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren.

Konflikt über Konzernstrategie

Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von den rund 5.000 Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden durften, die dem Konzerntarifvertrag unterlagen.

Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb (AOC) mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen.

Laut VC haben bei der Urabstimmung in der Lufthansa 97,6 Prozent für den Arbeitskampf gestimmt, bei der kleineren Lufthansa Cargo waren es sogar 99,3 Prozent.

Auch bei Eurowings droht Streik

Die Piloten-Gewerkschaft hat sich auch bei der größten Lufthansa-Tochter Eurowings mit ihren rund 100 Flugzeugen streikbereit gemacht. Laut der am Mittwoch ausgezählten Urabstimmung haben 97,9 Prozent für einen möglichen Arbeitskampf gestimmt. Allerdings steht dort in der kommenden Woche noch ein Verhandlungstermin zum strittigen Manteltarif aus, so dass für die Eurowings zunächst kein konkreter Streiktermin genannt wurde.

Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1.000 Flüge aus, und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern.