Schüler in NRW protestieren für bessere Bildung | sv

01:02 Min. Verfügbar bis 13.03.2026

Schüler-Proteste in NRW: Das waren die zentralen Forderungen

Stand: 13.03.2024, 17:34 Uhr

"Schule brennt, Politik pennt" - Schülerinnen und Schüler in elf NRW-Städten haben für eine "gerechte und zukunftsorientierte Bildung" protestiert. Sie forderten ein Sondervermögen Bildung und doppelt so viele Lehrkräfte.

Zu den Protesten hatte die "Landesschüler*innenvertretung NRW" aufgerufen. Es waren Demos für elf Städte angekündigt, die erste startete um 9 Uhr in Bergisch Gladbach mit rund 100 Teilnehmenden - deutlich weniger als erwartet. In Bonn demonstrierten etwa 130 Schülerinnen und Schüler. Sie hielten Plakate hoch mit Schriftzügen wie  "Schule brennt, Politik pennt" oder "Demokratie in der Bildung: Jetzt!". In Wuppertal zogen 350 Protestierende vom Laurentiusplatz aus durch das Luisenviertel. Auch in Bielefeld, Düsseldorf oder Mönchengladbach gingen Hunderte auf die Straße.

Schüler-Demoplakat: Dickeres Klopapier und Seife

Luxus oder nachvollziehbar?

Die Schüler forderten ein Sondervermögen von 10 Milliarden Euro für Bildung. Damit soll eine moderne technische Ausstattung angeschafft und Schulgebäude renoviert werden. Das sei mit Blick auf viele Schultoiletten, bröckelnde Wände und kaputte Fenster und Rollläden dringend nötig.

Deutlich mehr Lehrkräfte gefordert

Außerdem haben die Schülerinnen und Schüler mehr Lehrkräfte gefordert. Ziel sei, die Größe der Klassen zu halbieren und doppelt so viele Lehrkräfte anzustellen. Nur so könne individuell auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern eingegangen und der Beruf für Lehrkräfte wieder attraktiver werden.

Digitalisierung nicht gut ein- und umgesetzt

Schülerdemo gegen veraltertes Schulsystem: links Valentin (11) und rechts Lukas (10) aus Düsseldorf halten Plakate in die Luft

Valentin (11) und Lukas (10) aus Düsseldorf halten Plakate in die Luft

Großes Thema war auch die Digitalisierung. In Zeiten von Tablets und künstlicher Intelligenz arbeiteten viele Schulen noch mit Kreidetafeln. "Der reale Zustand zumindest an unserer Schule ist so, dass es unterirdisch ist. Das, was digital umgesetzt ist, ist nicht gut umgesetzt. Gerade in der Unter- und Mittelstufe ist Digitalisierung eigentlich ein Fremdbegriff", kritisierte ein Schüler.

Mehr auf die Potenziale der Schüler eingehen

Schüler-Demo für ein besseres Bildungssystem in Wuppertal

Wuppertaler Schüler ziehen durch das Luisenviertel

Auch Änderungen im Bildungssystem wurden gefordert. So solle sich das Schulsystem an individuelle Lernstile und -geschwindigkeiten anpassen, damit Schülerinnen und Schüler ihr volles Potential entfalten könnten. Das Lernen müsse praktischer und näher an der Lebensrealität stattfinden, der Leistungsdruck wiederum geringer werden.

Mit Bannern und Pappschildern im Regen

Schüler protestieren mit Banner in Bergisch Gladbach - "Bildungskatastrophe bekämpfen"

Schüler mit Plakaten in Bergisch Gladbach.

Warum protestierten nicht mehr? Das schlechte Wetter könnte ein Grund gewesen sein - aber nicht nur: Eine Schülerin berichtete einer WDR-Reporterin, dass an manchen Schulen massiv Druck ausgeübt worden sei, nicht während der Unterrichtszeit zu protestieren.

Schulministerin verweist auf Erfolge

NRWs Schulministerin Dorothee Feller begrüßte auf Instagram grundsätzlich den Einsatz und das politische Engagement der Schülerinnen und Schüler. Sie zeigten auf, "wo es aus ihrer Sicht in der Schule nicht rund läuft". Aufgabe sei es nun, genau hinzuhören und die Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmen. Sie könne Unzufriedenheit und Ungeduld nachvollziehen, Probleme wie der Lehrermangel seien aber nicht auf Knopfdruck zu lösen, so Feller.

Ich begrüße das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler, ihre Ideen und Wünsche aktiv einzubringen und Herausforderungen unseres Bildungssystems klar zu benennen. Dorothee Feller, NRW-Schulministerin
Schülerdemo in Düsseldorf: Demokratie in der Bildung

Schülerdemo in Düsseldorf

Feller verwies allerdings auch auf Erfolge der Landesregierung. So sei es gelungen, mehr als 5.000 Menschen zusätzlich für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern zu gewinnen, darunter so genannte "Alltagshelfer" in Grundschulen. Für Sanierung, Bau und Ausstattung der Schulen seien zuletzt jährlich mehr als 800 Millionen Euro investiert worden - allerdings sieht auch die Gewerkschaft Erziehung und Bildung (GEW) einen Investitionsstau von 10 Milliarden Euro.

Demonstrationen waren für elf Städte in NRW angekündigt:

  • Bergisch Gladbach: 9 Uhr am Marktplatz
  • Bielefeld: 15 Uhr am Rathaus
  • Bochum: 15 Uhr Hauptbahnhof
  • Bonn: 11 Uhr Münsterplatz
  • Duisburg: 14 Uhr am Forum
  • Düsseldorf: 12 Uhr Wehrhahn / Wielandstr.
  • Eitorf: 11 Uhr am Bahnhof
  • Leverkusen: 14 Uhr Friedrich-Ebert-Platz
  • Mönchengladbach: 11 Uhr Sonnenhausplatz
  • Mülheim: 14 Uhr Rathausmarkt
  • Wuppertal: 12 Uhr Laurentiusplatz

Über dieses Thema berichtet der WDR auch in den Hörfunk-Nachrichten WDR aktuell - etwa auf WDR 2 und WDR 5.

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