Rüger Scholz (CDU) im Interview mit WDR5 Westblick

Abgeordnet - Wer sitzt eigentlich im NRW-Landtag? Rüdiger Scholz (CDU)

Stand: 22.11.2023, 12:44 Uhr

Rüdiger Scholz Nachname weckt in seinem politischen Dunstkreis oft Neugier. Doch verwandtschaftliche Bande mit dem Bundeskanzler gibt es nicht. Ex-Lehrer Scholz sitzt für die CDU im Düsseldorfer Landtag.

Rüdiger Scholz Weg in die Politik war kein unmittelbarer. In den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren führte ihn sein Weg zunächst ins Lehramt. Noch während er sein Bio- und Erdkundestudium absolvierte, kam ihm die damalige Lehrerschwemme in die Quere. "Praktisch mit dem ersten Staatsexamen hat man uns schon gesagt, es werde keine Chance geben, übernommen zu werden.", erzählt Scholz.

Politik als Plan B

Schon 1979 war Scholz in die CDU eingetreten und seitdem bei der Jungen Union aktiv. Nachdem es mit dem Lehrerberuf nicht funktioniert hatte, setzte er seine politische und berufliche Reise dann genau dort, bei der Jungen Union in Bonn als Pressesprecher fort.

Zwei Jahre später kam die Wende. Die letzten sechs Wochen vor der Wiedervereinigung verbrachte Scholz in Ostberlin. Von dort organisierte er die Junge Union in den neuen Bundesländern komplett neu. "Wir hatten eine Sondersituation", berichtet Scholz. Die verschiedenen Jugendorganisationen und Bewegungen in DDR mussten er zusammenbringen, um die Junge Union in den neuen Bundesländern neu zu formieren.

Abgeordnetenserie: Rüdiger Scholz, CDU

WDR 5 Westblick - aktuell 21.11.2023 11:28 Min. Verfügbar bis 22.05.2027 WDR 5


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Stimmungswende nach Aufbau-Ost

Den Aufbau-Ost erlebte Scholz in Thüringen. Es sei eine "interessante Zeit" gewesen, weil er den Aufbau an vorderster Front nach der Wiedervereinigung miterlebte. Diese Zeit war geprägt von Enthusiasmus und Optimismus, aber auch von einem Wandel der Stimmung, als die Realität der Herausforderungen in Ostdeutschland deutlicher wurde, so Scholz.

Nach den ersten drei Jahren sei die positive Stimmung gekippt: "Da gab es eine Stimmungswende gegenüber Westdeutschen" sagt er heute. "Das hatte vor allem damit zu tun, dass es viele Goldgräber aus dem Westen gegeben hat, die viel Unheil angerichtet hatten in den neuen Ländern".

Zurück im Westen

Nach seinem Engagement in Ostdeutschland verschlug es Rüdiger Scholz zurück nach Westdeutschland. Hier sammelte er Erfahrungen in einer Marketingagentur in Bonn und kehrte noch einmal als Pressesprecher der CDU nach Brandenburg zurück.

Doch der Lehrerberuf ließ ihn nie ganz los. Es dauerte bis 2010, als sich die Möglichkeit ergab, doch noch als Lehrer tätig zu werden. Zu der Zeit herrschte ein regelrechter Lehrermangel. Viele unionsregierte Länder wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und auch NRW unter Jürgen Rüttgers hätten damals massiv Lehrer eingestellt, berichtet Scholz.

In seinem Lehrerberuf führte es ihn wiederum in den Westen an eine Realschule in Wuppertal. Neben Bio und Erdkunde unterrichtete er auch Sozialwissenschaften und Politik. Seine Erfahrungen aus der Nachwendezeit flossen in seinen Unterricht ein. "Das war ja eine neue Generation, die teilweise gerade geboren war, zu den Jahren der Wende. Und die kannte das natürlich nur aus Erzählungen."

Scholz im NRW-Landtag

Sein politisches Engagement verfolgte er auch als Lehrer weiter. "Ich war immer auf irgendeine Weise ein politischer Mensch". Nach einer gescheiterten Kandidatur bei der Landtagswahl in 2010, zog Scholz 2017 schließlich in den NRW-Landtag ein. "Ich habe mir gesagt: Da willst du mal versuchen, dann auch was im Land zu bewegen", so Scholz.

Seit Anfang November hat Scholz seine Lehrerlaufbahn offiziell an den Nagel gehängt, er ist in Pension, macht nun ausschließlich Politik. Das Thema Schule und besonders Lehrerausbildung bleiben ihm aber im Landtag erhalten. Von der Schulpolitik der schwarz-gelben Koalition von 2017 ist er überzeugt, die positiven Resultate werde man erst mit Verzögerung merken. Das System Lehrerausbildung sei ein Tanker, der erst mit Verzögerung in Bewegung kommt, so Scholz.

AfD-Umfragewerte: "Da fehlen mir manchmal die Worte"

Über die wachsenden Umfragewerte der AfD in Ostdeutschland, auch in den ihm vertrauten Bundesländern Brandenburg und Thüringen, ist Scholz besorgt und überrascht. Eigentlich habe er die Menschen dort nie so eingeschätzt, sagt er. Die einfachen Lösungen der AfD, die in der Realität nicht umgesetzt werden könnten, seien "schwer zu entzaubern".

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