Ein Sportwagen fährt zügig durch die Komödienstraße in Köln, 02.05.2018

Fast 1.200 Verfolgungsjagden der NRW-Polizei im vergangenen Jahr

Stand: 19.07.2023, 15:10 Uhr

Im Durchschnitt mehr als dreimal pro Tag flohen 2022 Menschen mit dem Auto vor der Polizei. Es ist der höchste Stand seit 2015. Seitdem geht die Kurve nach oben.

Im vergangenen Jahr hat es 1.164 Verfolgungsfahrten mit der Polizei in NRW gegeben. Das ist die höchste Zahl seit mindestens 2015, wie aus einem Papier des Innenministeriums für den Landtag hervorgeht. Demnach gab es bis Mitte Juni 2023 schon wieder 606 Fälle. Die AfD im NRW-Landtag hatte die Daten von der Landesregierung erfragt. Die Antwort des Innenministeriums auf die "Kleine Anfrage" liegt nun vor.

Auslöser der AfD-Anfrage war eine Verfolgungsjagd mit einem 19-Jährigen in Bad Salzuflen (Kreis Lippe) am 03. Juni. Die Polizei hatte 34-mal auf den Wagen geschossen, der Fahrer wurde schwer verletzt. Er war trotz Aufforderung der Polizei, für eine Kontrolle anzuhalten, geflüchtet, und zwar laut früheren Angaben mit zu 200 km/h.

Definition Verfolgungsfahrt

Das NRW-Innenministerium definiert auf WDR-Anfrage das Wort wie folgt: Eine Verfolgungsfahrt "im polizeitaktischen Sinne" liege dann vor, "wenn Personen als Fahrer oder Mitfahrer von bzw. in Fahrzeugen angehalten werden sollen und sich polizeilichen Maßnahmen durch Flucht zu entziehen versuchen" und dann durch die Polizei verfolgt werden. Es sei auch dann eine Verfolgungsfahrt, wenn "noch keine polizeilichen Anhaltesignale gegeben worden sind oder gegeben werden konnten".

Das Ministerium betont, dass weder eine bestimmte Geschwindigkeit oder Strecke zurückgelegt, noch dass Personen gefährdet werden müssten, um als Verfolgungsfahrt in die Statistik einzufließen. Falls doch mal Speed gefragt ist: Der Streifenwagen der Polizei ist ein Ford S-Max mit einem 2,0 Liter Diesel-Motor, 190 PS und 400 Nm Drehmoment.

Die Entwicklung seit 2015

Das Innenministerium führt in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD sogenannte Verfolgungsfahrten seit 2015 auf. Die AfD hatte ausdrücklich nach der Entwicklung ab 2015 gefragt. Darum liegen in der Antwort keine früheren Daten vor. Bis Mitte Juni 2023 habe es in diesem Zeitraum insgesamt 6.328 solcher Einsätze gegeben. Dabei ist in den letzten Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. In den ersten Monaten des laufenden Jahres (Stichtag 15.06.2023) habe es 606 Verfolgungsfahrten gegeben.

Barrierefreie Darstellung

Verfolgungsfahrten der NRW-Polizei von 2015 bis 2022

JahrAnzahl der Verfolgungsfahrten
2015516
2016493
2017527
2018581
2019567
2020885
2021989
20221164

Wie ist der Anstieg zu interpretieren?

Die Frage, woher dieser Anstieg insbesondere seit 2020 zu erklären ist, kann das Innenministerium nicht beantworten: "Der Landesregierung liegen derzeit keine Informationen vor, die auf eine mögliche Erklärung für die gestiegene Anzahl der Verfolgungsfahrten schließen lassen", heißt es. Man werde die Zahlen im Blick behalten.

Ob Geldautomaten-Sprengungen, bei denen die Täter mit dem Auto flüchten, zum Anstieg der Verfolgungsfahrten beitragen, kann das Ministerium ebenfalls nicht sagen. Informationen dazu lägen nicht vor.

Polizeischüsse auf 19-Jährigen jetzt Thema im Innenausschuss

Lokalzeit OWL 21.06.2023 02:40 Min. Verfügbar bis 21.06.2025 WDR Von Oliver Köhler