Neue Kita-Studie zur Ausbildung: Hohe Abbrecherquote

Aktuelle Stunde 22.02.2024 Verfügbar bis 22.02.2026 WDR Von Martina Koch

Perspektivisch fehlen bis zu 20.000 Kita-Mitarbeiter

Stand: 22.02.2024, 12:00 Uhr

Wie groß ist der Personalmangel in NRWs Kitas, und wie werden sich die Zahlen in den nächsten Jahren entwickeln? Das NRW-Familienministerium hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die jetzt im Familienausschuss des Landtags vorgestellt wurde.

Von Daniela JunghansDaniela Junghans

Überall in NRW fehlt Personal für Kinderbetreuung – vor allem Erzieherinnen und Erzieher. Das zeigt auch die neue Studie, die Wissenschaftler der TU Dortmund im Auftrag des NRW-Familienministeriums erstellt haben. Die Untersuchung befasst sich mit der Personalsituation in der nordrhein-westfälischen Kinder- und Jugendhilfe insgesamt, ein wichtiger Teil davon ist das Kita-Personal.

In diesem Bereich gibt es deutlich mehr freie Stellen als arbeitslose Bewerber - die Wahrscheinlichkeit, eine offene Stelle schnell zu besetzen, ist also ziemlich gering. Das liegt vor allem am Ausbau der Kinderbetreuung in den vergangenen Jahren: die Zahl der Stellen hat erheblich zugenommen, und damit auch die der nötigen Mitarbeiter. Zwischen 2010 und 2022 ist das Kita-Personal in NRW von rund 85.000 auf 135.000 Beschäftigte gestiegen. Der Beruf sei also durchaus attraktiv, betont NRWs Familienministerin Josefine Paul.    

Hoher Krankenstand

Symbolische Kita-Schließung des ev. Kirchenkreises Gütersloh

Durch den aktuellen Personalmangel sei auch die Belastung für das Personal gestiegen, schreiben die Studienautoren: "Personalengpässe können zur Mehrbelastung der verbliebenen Beschäftigten bzw. zu einer Zunahme der Arbeitsintensität und -dichte führen." Diese zunehmende Arbeitsbelastung führe "zu gesundheitlichen Risiken und Fehlzeiten." Entsprechend ist auch der Krankenstand gestiegen, betonte Professor Thomas Rauschenbach bei der Vorstellung der Studie im Familienausschuss des NRW-Landtags. Im Durchschnitt sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Kinderbetreuung 30 Tage im Jahr erkrankt – Fehlzeiten aufgrund kranker eigener Kinder sind dabei noch nicht mitgerechnet.

Die Folge von Personalmangel und hohem Krankenstand: Oft müssen Kitas kurzfristig die Betreuungsmöglichkeiten reduzieren, weil nicht ausreichend Personal anwesend ist. Besonders oft passiert das in Wintermonaten, in denen es viele Atemwegsinfekte gibt.

Viele brechen die Ausbildung ab


Zum Füllen bestehender Lücken in den Kitas werden vor allem neu ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinderpfleger eingesetzt. Zwar gibt es auch Interessenten für die Kita-Jobs mit ausländischen Berufsabschlüssen, diese werden aber nach Aussage der Studienautoren nur sehr selten in Deutschland anerkannt. Ein riesiges Problem, findet auch der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer. In Düsseldorf warte eine Kinderpflegerin auf die Anerkennung ihres Abschlusses im Schnitt ein Jahr. In dieser Zeit sei sie "dem System schon längst verloren gegangen", kritisiert der SPD-Familienpolitiker.

Bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse sehen auch die Wissenschaftler noch viel Potenzial. Und auch Quereinsteiger spielen in den Kitas nur eine untergeordnete Rolle, das ließe sich ebenfalls ausbauen. Ein weiterer Vorschlag kommt von der FDP im NRW-Landtag. Ihr familienpolitischer Sprecher Marcel Hafke fordert Anreize, damit Erzieherinnen auch nach Erreichen des Renteneintrittsalters weiter arbeiten.

Doch es gibt auch noch eine andere Stellschraube bei der Suche nach mehr Kitapersonal: die hohe Abbruchquote bei Ausbildungen im Erziehungsbereich: Laut der Studie beenden 26 Prozent der Azubis ihre Erzieherinnen-Ausbildung nicht. Und bei den etwas geringer qualifizierten Kinderpflegerinnen und Kinderpflegern bricht sogar mehr als die Hälfte die Ausbildung ab. Man werde sich diese Zahlen genau anschauen, betont die Familienministerin, schließlich wolle man, "dass diejenigen, die eine Ausbildung beginnen, diese auch zu einem erfolgreichen Abschluss bringen."

Blick in die Zukunft

Aus Sicht der Dortmunder Wissenschaftler wird das Personalproblem in den Kitas erstmal nicht besser, denn es wird auch in Zukunft weiter mehr Bedarf als neu ausgebildete Erzieherinnen geben. Im schlimmsten Fall könnte das aus Sicht der Wissenschaftler zu einer Lücke von bis zu 20.000 Erzieherinnen und Erziehern im Jahr 2030 führen. Danach werde sich die Lage etwas entspannen, vor allem aus demografischen Gründen.

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