Keine Maskenpflicht, freiwilliges Testen: So plant NRW den Schulstart

Stand: 28.07.2022, 17:22 Uhr

In knapp zwei Wochen geht in NRW die Schule wieder los. Schon jetzt ist klar, wie die Corona-Regeln dann aussehen werden. Schulministerin Feller setzt auf Freiwilligkeit.

Von Christian WolfChristian Wolf

Noch befinden sich die etwa 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in NRW in den Ferien. Doch in knapp zwei Wochen geht der Unterricht wieder los. Eine der spannendsten Fragen ist dann: Wie sehen die Corona-Regeln in den Schulen aus?

Die neue NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat am Donnerstag die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Zudem informierte das Ministerium Schulen, Eltern und Schüler schriftlich. Die jeweiligen Briefe liegen dem WDR vor. Darin ist von einem "eigenverantwortlichen Umgang mit dem Virus" die Rede, der im Moment stärker in den Vordergrund trete. Auch Feller sprach in der Pressekonferenz mehrfach von "Eigenverantwortung".

Freiwilligkeit bei Masken

Demnach soll es wie vor den Ferien keine Maskenpflicht im Unterricht geben. Stattdessen wird Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrpersonal empfohlen, "freiwillig zu ihrem eigenen Schutz und auch zum Schutz Dritter" eine Maske zu tragen. In den Briefen wird aber ausdrücklich betont: "Aus dieser Empfehlung kann keine Verpflichtung zum Tragen einer Maske abgeleitet werden." Feller verweist darauf, dass es für eine Maskenpflicht keine gesetzliche Grundlage gebe. Mit dem derzeitigen Infektionsschutzgesetz des Bundes sei das nicht möglich.

Keine flächendeckenden Tests

Zum Schulstart, wenn alle wieder aus den Ferien kommen, wird es keine flächendeckenden Coronatests geben. "Eine Reihentestung findet nicht statt", heißt es. Aber: Laut dem Schulministerium sollen alle Schülerinnen und Schüler am ersten Unterrichtstag freiwillig einen Test machen können. Zudem sollen sie fünf Antigenselbsttests pro Monat bekommen, um sich bei Symptome zuhause zu testen. Auch die Beschäftigten in den Schulen bekommen Tests.

Neue CO2-Messgeräte

Grundsätzlich betont das Schulministerium, dass es möglichst auf Distanzunterricht und Homeschooling verzichten will. Im Brief an die Eltern heißt es: "Uns alle eint das Ziel, die Schulen als Lern- und Begegnungsort offen zu halten." Ministerin Feller sagte: "Die Schulen müssen offen bleiben."

Am regelmäßigen Lüften soll festgehalten werden. Neu ist, dass das Land die Anschaffung von CO2-Messgeräten finanzieren will. Sie zeigen an, wann die Luft in einem Raum so verbraucht ist, dass die Fenster geöffnet werden sollten. Das Land will dafür über 50 Millionen Euro bereitstellen. Auch Kitas sollen davon profitieren. Luftreiniger werden weiterhin nicht in jedem Klassenraum aufgestellt. Für die Fälle, wo nicht anders gelüftet werden kann, soll es aber erneut ein Förderprogramm für Geräte geben.

Um die Schulen zu entlasten, soll es auch im neuen Schuljahr keine Erfassung von Unterrichtsausfall geben. Erst 2023 soll damit wieder begonnen werden.

Die Reaktionen auf die künftigen Corona-Regeln an den Schulen waren am Donnerstag gemischt. Die FDP lobte einen "pragmatischen Kurs", den Schwarz-Grün nun von der Vorgängerregierung mit FDP-Beteiligung übernehme. Die SPD forderte hingegen einen "Stufenplan", mit dem auf verschärfte Infektionslagen reagiert werden könne.

Frühere Infos als sonst

Abseits der inhaltlichen Corona-Regeln fällt ein neuer Kommunikationsstil der neuen Schulministerin auf. Ihre Vorgängerin Yvonne Gebauer (FDP) war immer wieder kritisiert worden, Schüler, Eltern und Lehrer zu kurzfristig zu informieren. Dass Feller nun schon zwei Wochen vor dem Schulstart die Corona-Regeln für das neue Schuljahr präsentierte, soll der bisherigen Kritik begegnen.

Am 10. August startet für die meisten Schülerinnen und Schüler nach sechseinhalb Wochen Sommerferien wieder der Unterricht. Lediglich die rund 171.000 Erstklässler dürfen auch einen Tag später eingeschult werden.

Lehrermangel bleibt ein Problem

Neben Corona ist der chronische Lehrermangel an den Schulen eine weitere dringliche Baustelle. Denn trotz gewachsener Ausgaben für die Schulen und zusätzlicher Lehrerjobs waren Anfang Juni 4.369 von rund 160.120 Lehrerstellen nach Zahlen des Schulministeriums unbesetzt.

Feller bezeichnete den Lehrermangel am Donnerstag als "eine der größten Herausforderungen" und verkündete die Einsetzung einer Arbeitsgruppe an. Bis Ende des Jahres werde ein "Maßnahmenbündel" vorgestellt. Wann die im Koalitionsvertrag angekündigte einheitliche Lehrerbezahlung kommt, ließ die Ministerin offen und verwies auf Gespräche mit dem Finanzministerium.

Entsprechend unzufrieden reagierte der Verband "Lehrer NRW". Es brauche "mehr als Ankündigungen", 10.000 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer einzustellen, sagte er Vorsitzende Sven Christoffer. Die einheitliche Besoldung müsse nun "zügig" umgesetzt werden. "Eine attraktive Besoldung würde jungen Menschen einen Anreiz bieten, sich für den Lehrerberuf zu entscheiden."