Schrottimmobilien, die ganze Straßenzüge runterziehen, machten vor einigen Jahren öfter in Schlagzeilen. Insbesondere im Ruhrgebiet fielen die verwahrlosten Häuser auf. Oft waren sie überbelegt, vermietet zu hohen "Matratzenpreisen" an bettelarme Zuwanderer. Immer wieder wurden solche Gebäude geräumt, zum Beispiel wenn es keinen ausreichenden Brandschutz gab.
Aus Problemimmobilie wurde "Haus der Lebenshilfe"
Seit dem Start des "Modellvorhabens Problemimmobilien" im Jahr 2017 haben die elf teilnehmenden Kommunen nach Angaben des NRW-Bauministeriums 77 Häuser kaufen können. Knapp 21 Millionen Euro aus Mitteln des Landes und des Bundes wurden dafür abgerufen.
Duisburg zum Beispiel hat 15 Immobilien gekauft. Nach Darstellung der Stadt hätte sich bei keinem der Häuser eine Sanierung gelohnt - sie wurden abgerissen. Doch Lücken schaffen auch stadtplanerische Möglichkeiten. Auf dem Grundstück eines abgerissenen Objektes entstand zum Beispiel das "Haus der Lebenshilfe" mit inklusiver Kita und Wohngruppen für Menschen mit Behinderung.
Der Duisburger Lebenshilfe-Chef Michael Reichelt hofft, dass das Beispiel "auch den ein oder anderen Immobilienbesitzer im Umfeld animiert, seine Immobilie aufzuwerten".
Mängel von Problemimmobilien beseitigt
Der Eigentümer muss dem Kauf durch die Kommunen zustimmen und beide Seiten müssen sich auf einen Preis einigen. Dass das trotz Fördergeld nicht leicht ist, zeigt das Beispiel Krefeld. Dort wurde bisher nur ein Kauf organisiert. Baudezernent Marcus Beyer sieht das Programm trotzdem als Erfolg.
Hintergrund ist ein Vorkaufsrecht der Stadt bei anstehenden Eigentümerwechseln. Der Käufer kann es außer Kraft setzen, wenn er sich verpflichtet, das Haus zu sanieren. Und in rund 25 Fällen habe das in Krefeld geklappt, erklärt Dezernent Beyer: "Und das ist ja letztlich das Ziel: wieder nutzbare Immobilien in der Innenstadt zu haben."
Der Ankauf einer Problemimmobilie ist also nur ein Mittel von mehreren. Laut Bauministerium haben Eigentümer im Projektzeitraum landesweit in 63 Fällen Mängel beseitigt und die Häuser so wieder bewohnbar gemacht.
Gelsenkirchen erhält weiter Geld
Von dem Förderprogramm hat die Stadt Gelsenkirchen besonders profitiert. Dort wurden mit Hilfe der Fördergelder 28 Gebäude gekauft, etwa noch einmal so viele mit Eigenmitteln. Doch weil die Ruhrgebietsstadt unter sehr unter Einwohnerschwund leidet, bleiben Leerstand und marode Immobilien weiter ein Problem.
Deshalb vereinbarte Gelsenkirchen mit dem Land ein Nachfolgeförderprogramm in zweistelliger Millionenhöhe. 3.000 leere Wohneinheiten sollen so vom Markt genommen werden, darunter rund 500 Problemimmobilien.
Kommunen wünschen sich weitere Förderung
Ein Anschlussförderprogramm würden sich auch andere Kommunen wünschen. Allein in Krefeld stehen zum Beispiel noch 90 bewohnte und 75 leerstehende Objekte unter Beobachtung. Doch das Programm soll wie geplant Ende des Jahres auslaufen, heißt es aus dem Bauministerium. Der Umgang mit Problemimmobilien könne aber auch regulär als Teil von städtebaulichen Maßnahmen gefördert werden.
Geld fließt übrigens trotzdem noch weiter aus dem knapp 50 Millionen schweren Fördertopf. Viele bereits beantragte Projekte der Kommunen sind auf Jahre ausgelegt. Das Geld wird nach und nach ausgezahlt.
Über das Thema berichtet der WDR am 22.12.22 u.a. im Westblick auf WDR 5.