NRW-Trend: Offenes Rennen zwischen CDU und SPD

Stand: 24.04.2022, 10:00 Uhr

Drei Wochen vor der Landtagswahl liegen CDU und SPD in der Wählergunst weiter nahezu gleich auf. Schwarz-Gelb hätte keine eigene Mehrheit mehr, mehrere Bündnisse wären möglich.

Wenn an diesem Sonntag ein neuer Landtag in Nordrhein-Westfalen gewählt werden würde, käme die CDU wie in der letzten Umfrage vor drei Wochen auf 31 Prozent und läge damit knapp vor der SPD mit unverändert 30 Prozent. Das ist das Ergebnis des NRW-Trends, den Infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins Westpol erhoben hat. Dafür hat Infratest dimap vom 19.04. bis 21.04.2022 1.164 Wahlberechtigte in Nordrhein-Westfalen telefonisch (759) und online (405) befragt. Ihre Antworten sind repräsentativ für alle Wahlberechtigten.

Die Grünen könnten leicht zulegen und wären mit 16 Prozent (+1) weiter klar drittstärkste Kraft. Die FDP als aktuell kleiner Koalitionspartner käme unverändert auf 8 Prozent, die AfD auf 7. Die Linke würde an Boden einbüßen und mit 3 Prozent (-1) die Rückkehr ins Düsseldorfer Parlament verpassen. Die sonstigen Parteien kämen zusammen auf 5 Prozent.

Große Koalition, Schwarz-Grün, Jamaika oder Ampel möglich

Für eine Neuauflage des aktuellen schwarz-gelben Regierungsbündnisses würde es bei diesem Ausgang nicht reichen. Rechnerisch möglich wäre neben einer CDU-geführten großen Koalition auch knapp ein schwarz-grünes Bündnis sowie ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Die SPD wiederum könnte wie im Bund eine Ampelkoalition mit Grünen und FDP bilden. Für Rot-Grün würde es knapp nicht reichen.

Bewegungen sind bis zum 15 Mai weiterhin möglich: Ein Fünftel der Wahlberechtigten (21 Prozent) will eine Änderung seiner momentanen Parteipräferenz bis zum Wahltag nicht ausschließen. Für gut die Hälfte der Wahlberechtigten (56 Prozent) steht die Wahlentscheidung nach eigenen Angaben bereits fest. Etwa ein Viertel der Wahlberechtigten (23 Prozent) tendiert nach jetzigem Stand zur Nichtwahl bzw. lässt bislang keine Neigung zu einer Partei erkennen.

Direktwahlfrage: Wüst weiter vorne, Kutschaty macht Boden gut

In der Direktwahlfrage liegt Amtsinhaber Hendrik Wüst weiter vor seinem SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty, der allerdings weiter Boden gut machen kann. Wenn die Wahlberechtigten den Regierungschef von Nordrhein-Westfalen direkt wählen könnten, würden sich aktuell 41 Prozent für Wüst entscheiden (+1 im Vergleich zur Umfrage Anfang April), 32 Prozent (+5) für Kutschaty. Ein gutes Viertel (27 Prozent, -6) kann oder möchte sich für keinen der beiden Kandidaten entscheiden.

Zufriedenheit mit der Landesregierung

Aus der Bewertung der schwarz-gelben Regierungsarbeit kann CDU-Kandidat Wüst eher wenig Nutzen ziehen. Die Leistungen des Düsseldorfer Kabinetts treffen im Bundesland unverändert auf ein nur geteiltes Echo. Die Hälfte (48 Prozent, -2) äußert sich positiv, etwa ebenso viele (49 Prozent, +3) gelangen zu einem kritischen Urteil.

Rot-Grün vor Schwarz-Gelb, Dreierbündnisse weniger beliebt

Betrachtet man verschiedene Koalitionsoptionen, würden die Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen ein Regierungsbündnis aus SPD und Grünen bevorzugen. Für 41 Prozent der Befragten wäre Rot-Grün eine gute Landesregierung (+2 im Vergleich zu Mai 2017). Eine schwarz-gelbe Koalition bewerten dagegen nur 33 Prozent positiv, deutlich weniger als vor der Wahl 2017 (-13). Eine große Koalition aus CDU und SPD findet Rückhalt bei 31 Prozent, eine Ampel bei 30 Prozent (-2). Schwarz-Grün bewerten 28 Prozent (+5) als positiv, ein Jamaika-Bündnis 26 Prozent (-5). 

Kompetenzen: CDU und SPD verlieren an Vertrauen

In der Frage, welche Partei die wichtigsten Probleme im Bundesland löst, liegt die CDU mit 28 Prozent an der Spitze, knapp vor der SPD mit 27 Prozent. Im Vergleich zu Mai 2017 büßen dabei aber sowohl CDU (-7) als auch SPD (-10) deutlich an Vertrauen ein. 8 Prozent (+6) trauen die Lösung der wichtigsten Probleme im Bundesland den Grünen, 6 Prozent (+1) den Liberalen zu. 4 Prozent (+3) setzen auf die AfD.

Kompetenzen: Grüne bei Energie auf Augenhöhe

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist die Sicherheit der Energieversorgung neu in den Fokus geraten. Hier kann die CDU knapp jeden Vierten überzeugen (24 Prozent), die Grünen (21 Prozent) und die SPD (20 Prozent) jeden Fünften.

Kompetenzen: FDP punktet bei Wirtschaft und Arbeit

Beim Thema Wirtschaft und Arbeit büßen CDU und SPD im Vergleich zu 2017 Kompetenz ein, während die FDP zulegen kann. Jeder Dritte (34 Prozent, -13 im Vergleich zu Mai 2017) sieht die größte Wirtschaftskompetenz bei der CDU, gefolgt von SPD (21 Prozent, -7) und FDP (16 Prozent). Beim Thema Arbeitsplätze genießt die SPD mit 30 Prozent (-5) anders als 2017 das größte Vertrauen und liegt hier jetzt vor der CDU mit 28 Prozent (-10). Die FDP kommt auf 10 Prozent (+2).

Als wichtigste landespolitische Probleme hatten die Wahlberechtigten in Nordrhein-Westfalen Anfang des Jahres neben der Bewältigung der Corona-Pandemie die Bereiche Schule und Bildung, Verkehr sowie Klima- und Umweltpolitik genannt.

Kompetenzen: CDU und SPD bei Schule gleichauf

In der Schulpolitik liegen SPD (27 Prozent) und CDU (26 Prozent) nahezu gleichauf an der Spitze, büßen aber beide an Vertrauen ein (CDU -11, SPD -4). FDP und Grüne kommen hier beide auf 9 Prozent. (FDP -1, Grüne +5).

Kompetenzen: Grüne erstmals bei Verkehr vorn

Beim Thema Verkehr haben die Grünen mit 21 Prozent (+12) in den Augen der Befragten erstmals die größte Kompetenz. Die CDU landet mit 20 Prozent knapp dahinter, büßt aber auch in diesem Themenfeld deutlich an Vertrauen ein (-14). Die SPD kommt auf 17 Prozent (-6). Ihre Top-Position verteidigen können die Grünen trotz Verlusten beim Thema Umwelt und Klima. Jeder Zweite (49 Prozent, -8) sieht hier die größte Kompetenz bei den Grünen. CDU (12 Prozent, -2) und SPD (11 Prozent, -1) können hier nicht punkten.

Über den NRW-Trend berichtet der WDR am 24.04.2022 unter anderem in den Radionachrichten und in der Sendung Westpol.

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