NRW-Spitzenforschung: Noch mehr EU-Gelder ins Land holen
Stand: 15.03.2024, 14:42 Uhr
Beim Abrufen von EU-Fördermitteln für die Wissenschaft liegt NRW auf Platz 2. Nur Bayern hat sich bis jetzt noch mehr Geld aus dem Programm "Horizon 2021 bis 2027" geholt. So die Zwischenbilanz. Am Ende will NRW die Nase vorn haben.
Von Wolfgang Landmesser
Unter der runden Scheibe liegt ein hauchfeiner Querschnitt eines menschlichen Gehirns. Beim Drehen der Scheibe verändern sich die Grautöne. "Die Verbindungen im Gehirn machen wir mit polarisiertem Licht sichtbar", erklärt Hirnforscherin Katrin Amunts beim Besuch der NRW-Wissenschaftsministerin am Stand des Forschungszentrums Jülich.
Hirnforschung 2.0 aus Jülich
EBrains 2.0 heißt das Projekt. Zentrales Element ist der Hirnatlas; das menschliche Gehirn macht der Atlas buchstäblich bis in die letzte Faser sichtbar. Basisforschung für bessere Medizin: Bei Schlaganfall-Patienten zum Beispiel können die behandelnden Mediziner in die Zukunft sehen, welche Gehirnregionen im Detail betroffen sind. Oder Grundlage für den Bau von neuronalen Netzen: Damit KI Gesichter und Objekte noch genauer erkennt oder menschliche Bewegungen besser einschätzen kann.
Grundlagenforschung mit Horizon
Rund sechs Millionen Euro Fördermittel hat das Forschungszentrum Jülich für das EBrains-Projekt bekommen – aus dem europäischen Horizon-Programm. Ohne die Hilfe wäre solche Grundlagenforschung kaum möglich, sagt die Direktorin des Jülicher Hirnforschungsinstituts.
"Das ist so interessant, was Sie machen", sagt NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes, wünscht viel Erfolg – und geht weiter zum nächsten Stand.
Bei der Förder-Zwischenbilanz in einem Hotel am Rand von Düsseldorf geht es um die Forschungserfolge der Wissenschaft in NRW. Aber auch um mehr Tempo. Die Idee: Leistungsschau und Erfahrungsaustausch zwischen Forscherinnen und Forschern.
Ziel: noch mehr Fördermittel für NRW
95 Milliarden Euro Fördermittel für die Wissenschaft stecken im Horizon-Programm der Europäischen Union – zwischen 2021 und 2027. Bisher sind davon 840 Millionen Euro nach Nordrhein-Westfalen geflossen. Das ist nicht wenig, aber das Bundesland Bayern war noch erfolgreicher beim Anzapfen der europäischen Fördertöpfe.
NRW will in den kommenden Jahren mehr Bewerbungen anstoßen. Zwar gibt es noch viele förderwürdige Projekte. Aber oft fürchtet man in der Forschung langwierige und umständliche Antragsverfahren. "Diese Sorge wollen wir ihnen ein bisschen nehmen", sagt die Ministerin. Bei der Zwischenbilanz sind auch drei Agenturen dabei, die Forschungsinstitute dabei unterstützen, an die Fördermittel ranzukommen.
Quantencomputer aus Paderborn
Geschafft hat das schon Klaus Jöns, Professor für Photonische Quantensysteme an der Universität Paderborn. Mit einem EU-Stipendium forscht er an einem neuen Kristall, das den Bau von Quantencomputern revolutionieren könnte – Lithium-Niobat statt des bei Computerchips üblichen Siliziums. Über fünf Jahre läuft das Projekt. Der junge Professor ist erst vor kurzem von der Universität Stockholm nach Paderborn gewechselt. Er ist zuversichtlich: "Wir sind on track".
NRW – Forschungsland der kurzen Wege
In Schweden waren die Wege weit. "Hier steige ich in die Regionalbahn und bin kurze Zeit später bei einem super Kooperationspartner", sagt der Physik-Professor. So viele exzellente Unis auf kleinem Raum – NRW sei ein besonderes Bundesland.
"Wir sind sehr stolz auf Sie, tolle Leistung", sagt die Wissenschaftsministerin beim Rundgang. Und hat ein Ziel bis 2027, wenn das aktuelle EU-Förderprogramm "Horizon" endet – auf Platz eins stehen in Deutschland, vor Bayern.