Wie die Dürre Milchbauern in die Krise treibt

Stand: 10.09.2022, 06:00 Uhr

Monatelange Dürre, braune Wiesen statt saftigem Gras: Viele Milchbauern im Land verfüttern schon jetzt ihre Wintervorräte. Mancher Bauer gibt komplett auf. Hilfe ist nicht in Sicht.

Der Bauernhof von Werner Klein und seinem Sohn Matthias könnte so idyllisch liegen: Mitten zwischen hügligen Feldern und Wiesen. Doch er liegt seit Wochen inmitten brauner Landschaft. Alle Wiesen sind vertrocknet. Die rund 70 Kühe auf dem Biohof finden dort kein Futter mehr. Das gab es bisher, quasi gratis, beim Auslauf.

Die Kleins greifen deswegen nicht nur auf die Vorräte für den Winter zurück. Sie müssen für ihre Tiere sogar Futter zukaufen. Die Anforderungen dafür sind hoch und teuer, weil der Hof ein Biobetrieb ist. "Wir kaufen jede Woche für circa 1.000 Euro Futter hinzu. Das kann nicht lange so weiter gehen", sagt Matthias Klein, der den Hof erst vor Kurzem von seinem Vater übernommen hat. Es ist nicht die erste Dürre. Schon 2018 gab es massive Probleme mit der Trockenheit. Damals verkaufte die Familie schweren Herzens viele Tiere. Das steht jetzt wieder bevor.

Weniger Höfe, weniger Kühe

Zahlen der Landesvereinigung Milchwirtschaft zeigen: Gab es im Jahr 2010 in NRW noch knapp 10.000 Höfe mit Milchkühen, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 5.000. Auch die Zahl der Milchkühe nimmt rapide ab. Das liegt nicht allein an der Reihe von Dürresommern, sondern auch an den lange sehr niedrigen Milchpreisen.

Zwar sind die Milchpreise inzwischen gestiegen. Aber die Kosten für die Landwirte noch stärker. Neben der Dürre schlagen auch hohe Energiekosten voll zu. Biobetriebe trifft es wegen strenger Auflagen noch härter. Deswegen wünscht sich Bio-Milchbauer Matthias Klein, dass er und seine Kollegen wegen der Dürreschäden die Kühe eine Zeitlang mit günstigerem, konventionellem Futter versorgen dürfen.

Etwas weniger Bio

In Niedersachsen war dies nach der Trockenheit im Jahr 2019 erlaubt. Die Politik hatte die strengen Bio-Vorgaben vorübergehend gelockert. Einen solchen Schritt wünscht sich jetzt auch die Landesvereinigung Milchwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. Es gehe dabei auch um die Gesundheit der Tiere, sagt der Verband. Doch die NRW-Landwirtschaftsministerin lehnt das auf WDR-Nachfrage ab: "Die Lage ist zwar angespannt, aber es gibt noch Reserven beim Biofutter. Langfristig wird man zusammen mit der EU vielleicht Anpassungen vornehmen müssen."

Werner und Matthias Klein aus dem Bergischen gucken sorgenvoll auf ihre vertrockneten Wiesen und ihre Kühe. Die Tiere sind den beiden Biobauern ans Herz gewachsen. Trotzdem werden sie einige Tiere wohl beim Schlachter verkaufen. Es lohnt sich einfach nicht mehr.

Der WDR berichtet über das Thema im Magazin Westpol, Sonntag, 11. September um 19.30 Uhr im WDR Fernsehen.

Weitere Themen