Zum Milchgipfel: NRW-Milchbauern fordern weniger Auflagen und Bürokratie
Stand: 05.03.2024, 16:48 Uhr
In Brüssel beginnt der Milchgipfel. Diskutiert wird unter anderem über eine deutschlandweite Milchpreisbindung. Fragt man die Bauern selbst, lehnen viele dies als zu bürokratisch ab.
Von Doro Blome-Müller
In den Ställen von Hans Stöcker in Engelskirchen ist die Stimmung friedlich. 180 Kühe kauen auf ihrem Futter, bewegen sich oder liegen und käuen wieder. Stöckers Hof ist seit 125 Jahren in Familienbesitz und schon immer habe der Schwerpunkt auf der Milchwirtschaft gelegen, sagt er. Für Ackerbau seien die bergischen Hügel und die Bodenbeschaffenheit wenig geeignet.
Wenig geeignet sei auch ein regulierter Milchpreis, um die Milchwirtschaft in Nordrhein-Westfalen zu unterstützen.
Regulierter Milchpreis soll Bauern schützen
Solche Pläne gibt es im Bund, denn nach Ansicht verschiedener deutscher Milch-Verbände helfe das den Bauern, kostendeckend zu produzieren. Auf diese Weise seien sie nicht der Macht der europäischen und weltweiten schwankenden Marktpreise ausgeliefert. Eine Ansicht, die Hans Stöcker weder als Bauer noch in seiner Eigenschaft als rheinischer Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW, teilt. Denn Regulierung bedeute Bürokratie.
Regulierung eher Blockade als Hilfe
Und deren Strukturen seien viel zu träge, um angemessen auf die stark schwankenden Märkte weltweit zu reagieren. "Das ist eine Maßnahme, die vielleicht vor zehn Jahren gewirkt hätte, als die Märkte noch stabiler waren." Dass sich ein künstlich stabilisierter Milchpreis für die Bauern eher negativ auswirkt, macht Stöcker am Beispiel Frankreich fest. Im vergangenen Jahr hatte der Milchpreis ein Hoch, lag bei bis zu 60 Cent pro Liter. Bei den Milchbauern sei davon aber nichts angekommen. Statt dessen hätten die französischen Milchkonzerne abgesahnt und ihre ungleich günstigeren Produkte neben die teureren heimischen in die Supermarktregale stellen können. So etwas verzerre den Wettbewerb.
Auch Landwirt Stefan Schwengers aus Kaarst fordert für die Produkte, die aus der Milch seiner 220 Kühe hergestellt werden, einen fairen Wettbewerb. Es gebe so viele Hürden für Landwirte in Deutschland. Nicht nur die Standards in der Haltung würden ständig hochgeschraubt, auch Umweltauflagen würden immer mehr und schärfer.
Sorgen um die Zukunft der Höfe
Große Sorgen macht sich Landwirt und Milchlobbyist Hans Stöcker um die Zukunft vieler Höfe. 3,5 Prozent der Milchbauern in NRW haben nach Zahlen von milchNRW schon im vergangenen Jahr aufgegeben. Da seien die Preise aber eben noch mal hoch gegangen und viele hätten dann doch noch mal weiter gemacht. Für die kommenden Jahre rechnet die Landesvereinigung mit deutlich mehr Schließungen. Und zwar nicht wegen des Milchpreises, sondern wegen der Auflagen. Bevor ein Milchbauer einen neuen Stall bauen könne, müsse er erst einmal viel Geld in die Hand nehmen, um die Grundlagen für die Genehmigung eines Neubaus zu schaffen. "Dass die Fahrsilos den neuesten Stand haben, dass die Güllegruben mehr Volumen haben müssen und das muss alles vorher gemacht werden und das macht uns die größten Sorgen", sagt Stöcker, "dass eigentlich strukturell gut und historisch gewachsene Betriebe nicht mehr weiter geführt werden können, weil es finanziell nicht mehr zusammen passt."
Was die Milch der Kühe in Kall so besonders macht
00:24 Min.. Verfügbar bis 28.07.2026.
Zu diesem Thema senden wir am Dienstag, 05. März 2024, einen Beitrag im Landesmagazin Westblick auf WDR 5
Quellen:
- Reporterin
- Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen
- Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW