Wie divers sind die Kandidierenden bei der Landtagswahl?

Landtagswahl: Wie divers sind die Kandidierenden?

Stand: 29.04.2022, 17:53 Uhr

Die Grünen haben den höchsten Frauenanteil, die Linke die meisten LGBTQIA+ Menschen, die AfD die meisten Rentner: Das und mehr zeigt eine WDR-Umfrage unter den Direktkandidierenden für den Landtag.

Von Martin TeiglerMartin TeigelerRainer StriewskiRainer Striewski

Wie vielfältig und divers sind die Kandidierenden bei der Landtagswahl am 15. Mai? Dazu hat der WDR eine Umfrage unter den Wahlkreis-Direktkandidatinnen und -Kandidaten durchgeführt.

An der Diversitätsumfrage unter anderem zum Migrations- und Bildungshintergrund sowie zur sexuellen Orientierung haben sich 549 Kandidierende beteiligt - also rund die Hälfte aller Menschen, die in den Wahlkreisen antreten. Die Zahlen beziehen sich also nur auf die Kandidierenden bei der Erststimme, nicht auf die Bewerberinnen und Bewerber auf den Landeslisten für die Zweitstimme.

Außerdem hat der WDR Angaben im Kandidat:innen-Check zu Alter, Geschlecht und Beruf ausgewertet. Hier haben 879 von 1.110 Bewerberinnen und Bewerber Angaben gemacht.

Alter: FDP eher jünger, AfD älter

Im Durchschnitt sind die Kandidierenden etwa 44 Jahre alt - das entspricht ziemlich genau dem Mittel in der Gesamtbevölkerung. Die vergleichsweise jüngsten Politikerinnen und Politiker schickt unter den fünf größeren Parteien die FDP ins Rennen mit etwa 41 Jahren im Schnitt. Das älteste Bewerberfeld weist die AfD auf mit rund 50 Jahren.

Geschlecht: Grüne mit höchstem Frauenanteil

Alle Parteien haben mehr Männer als Frauen in den Wahlkreisen aufgestellt (knapp 70 zu 30 Prozent). Im Vergleich haben die Grünen den höchsten Frauenanteil mit knapp 45 Prozent - verfehlen also die Geschlechterparität.

Die "Herrenpartei" ist demnach die AfD mit einem Männeranteil unter den Kandidaten von knapp 88 Prozent. Die weiteren Männer-Quoten: CDU: 76 Prozent. SPD: 59 Prozent. FDP: 71 Prozent. Linke: 68 Prozent. Nur bei den Linken finden sich Menschen mit der Geschlechtsangabe divers - nämlich 1,6 Prozent.

Familienstand: Freidemokraten mit meisten Geschiedenen

54 Prozent der Bewerber sind verheiratet, knapp 38 Prozent ledig und 7,5 Prozent geschieden. Die meisten Verheirateten auf dem Wahlzettel hat nicht die Christlich-Demokratische Union (56,5 Prozent), sondern die SPD mit 63,6 Prozent - dicht gefolgt von den Grünen (62,8 Prozent). Die meisten Geschiedenen sind bei den Freidemokraten zu finden mit 9,2 Prozent.

Religion: Nur wenige Muslime

Thema Religion: Die meisten Kandidierenden sind Christen mit 53 Prozent - davon 31 Prozent Katholiken (Topwert: CDU-Bewerber mit 69 Prozent) und 22 Prozent evangelische Christen (SPD: 36 Prozent).

35 Prozent geben an, keiner Religion anzugehören. Nur gut zwei Prozent sind Muslime. In der deutschen Gesamtbevölkerung lag der Anteil der Muslime 2021 bei 6,4 bis 6,7 Prozent.

Beruf: SPD hat die meisten Arbeitnehmer

54 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber sind Arbeitnehmer. Der Beamtenanteil liegt bei 11 Prozent. Selbstständig sind 16 Prozent der Kandidierenden. Zwei Auffälligkeiten: Der Rentneranteil liegt bei der AfD mit 17,6 Prozent besonders hoch (Durchschnitt aller Bewerber: 5 Prozent). Mit weitem Abstand weist die SPD mit 67,5 Prozent den höchsten Arbeitnehmeranteil auf.

Migrationshintergrund: Höchster Anteil bei den Grünen

Beim Migrationshintergrund bezog sich die Frage auf die Definition des Statistischen Bundesamtes: "Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde."

Rund 15 Prozent der Kandidierenden gaben an, diese Definition zu erfüllen. Deutschlandweit liegt der Anteil bei etwa 25 Prozent. Den höchsten Migrantenanteil unter den Partei-Kandidierenden haben die Bewerber der Grünen mit gut 21 Prozent. Schlusslicht: die CDU mit 8 Prozent.

LGBTQIA+: Linke liegt vorn

LGBTQIA+ ist eine Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender, Queer, Intersexual und Asexual. Dieser Gruppe fühlen sich rund 12 Prozent der Kandidierenden zugehörig. 13 Prozent machten keine Angaben. Die meisten LGBTQIA+ Menschen bei den bislang im Landtag vertretenen Parteien treten für die FDP an: 14,5 Prozent. Insgesamt liegt hier aber unter den befragten Parteien die Linke vorn mit knapp 22 Prozent: Am kleinsten - nämlich nicht existent - ist die Gruppe bei der AfD: 0 Prozent.
Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags haben wir geschrieben, die FDP habe den größten Anteil an LGBTQIA+-Kandidierenden. Es ist aber die Linke. Wir haben den Fehler korrigiert.

Menschen mit Behinderung: Auch diese Gruppe unterrepräsentiert

Der Anteil der Schwerbehinderten an der deutschen Bevölkerung liegt bei 9,5 Prozent. Aus dieser Gruppe kandidieren in NRW gut 6 Prozent in den Direktwahlkreisen. Die AfD hat den höchsten Wert mit 9 Prozent, die FDP den geringsten mit 2,6 Prozent.

Bildung: Relativ viele Doktoren bei der CDU

53 Prozent haben einen Universitätsabschluss, nur 2,5 Prozent haben einen Volksschul- oder Hauptschulabschluss. Die sozialdemokratischen Bewerberinnen und Bewerber geben zu 67 Prozent an, dass kein Elternteil eine Hochschule besucht hat, verfügen aber zu knapp 60 Prozent selbst über einen Uni-Abschluss. Die meisten Bewerber mit Doktortitel hat die CDU mit 12,9 Prozent (Durchschnitt unter allen Bewerbern: 6 Prozent).