Landesregierung will beim Sport kürzen und erntet Kritik

Stand: 01.09.2023, 15:27 Uhr

Vergangene Woche hat die NRW-Landesregierung den Haushalt eingebracht - und jetzt gibt es Knatsch um geplante Kürzungen im Sport.

Von Benjamin Sartory

NRW-Finanzminister Marcus Optendrenk (CDU) hatte es schon im Sommer gesagt: der Haushalt für das kommende Jahr werde ein "Sparhaushalt". Das spürt jetzt der Sport. Nach den aktuellen Plänen soll dort gekürzt werden. Die SPD-Opposition im Landtag ist entrüstet. "Das ist eindeutig am falschen Ende gespart", sagt die dortige sportpolitische Sprecherin Tülay Durdu. Und auch in der Sportwelt grummelt es deutlich. "Das tut insbesondere den Sportvereinen weh", sagt zum Beispiel Thorsten Flügel, Geschäftsführer beim Sportbund in Essen.

Corona-Förderungen laufen aus

Die genauen Pläne sind in den Papieren zum Haushalt ab Seite 92 zu lesen. Nimmt man die geplanten Sach- und Geldleistungen für die Förderung des Sports zusammen, ergibt sich dort eine Kürzung von mehr als elf Millionen Euro, das sind knapp elf Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr. Betrachtet man nur den für die Vereine besonders relevanten Teil der Geldzahlungen, sind es 7,3 Millionen Euro weniger. Das ist ein Minus von knapp acht Prozent.

Innenansicht eines Schwimmcontainers während des Schwimmunterrichts.

Schwimmen lernen im Container

Die Landesregierung rechnet auf Anfrage anders. Denn fünf der sieben Millionen würden wegfallen werden, weil einmalige Corona-Fördermaßnahmen auslaufen. Nach Aussage der Staatskanzlei wird dafür mit dem Geld im kommenden Jahr das Modellprojekt "narwali" finanziert. Dabei sollen mobile Schwimmcontainer helfen, mehr Kindern das Schwimmen beizubringen. Allerdings räumt die Regierung auch ein: 2,3 Millionen Euro werden tatsächlich durch eine lineare Kürzung eingespart.

Landessportbund spricht mit Landesregierung

Die SPD-Opposition will das nicht durchgehen lassen: "Projekte wie die Offensiven für Übungsleiter, Bewegung und Schwimmen werden komplett eingestampft", sagt Tülay Durdu. Auch die angekündigte Wiederauflage des Programms "Moderne Sportstätten" werde nicht kommen. Wichtige Sanierungen von Sportanlagen könnten deshalb nicht umgesetzt werden.

Thorsten Flügel vom Essener Sportbund spricht von einem "Schlag in die Magengrube". Eigentlich habe er erwartet, dass die Fördersummen wegen der Inflation steigen werden. Flügel befürchtet, dass es künftig noch schwieriger werden könnte, Trainer und andere Ehrenamtler für den Sport zu gewinnen. Allein durch den Wegfall des 2023 gezahlten Übungsleiter-Zuschusses für Qualifizierungsmaßnahmen gibt es den Haushaltsplänen nach im kommenden Jahr insgesamt eine Million Euro weniger für die Vereine.

Und auch an der Basis formiert sich Widerstand. Gisela Hug vom Vorstand des Neusser Schwimmvereins zum Beispiel meint auch, dass es immer schwieriger werde, engagierte Ehrenamtler irgendwie zu ködern. Sollten die Kürzungen kommen, werde sich die Stimmung wohl weiter verschlechtern: "Ich glaube, dass der Frust in den Vereinen groß wird." Es werde schon jetzt am Limit gearbeitet.

Der Landessportbund NRW wollte sich übrigens auf WDR-Anfrage nicht äußern. Nur so viel: Man sei derzeit in intensiven Gesprächen mit der Landesregierung.

Über dieses Thema berichten wir am 01.09.23 unter anderem im WDR5 Westblick und im WDR Fernsehen.