Bagger vor Lützerath

Kommentar: Ende von Lützerath war für Energieversorgung unnötig

Stand: 11.01.2024, 15:09 Uhr

War es wirklich nötig, die Kohle unter dem Dorf Lützerath für sicheren Strom zu nutzen? Unser Autor hat sich die Zahlen angeschaut und findet: Nein, das war es nicht. Ein Kommentar.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Lützerath ist ein Symbol, in vielerlei Hinsicht: Protestformen, Klimaschutz, Polizeieinsätze – die Diskussionen halten auch ein Jahr nach der Räumung an.

Noch entscheidender ist für mich aber eine andere Frage: War es überhaupt nötig, Lützerath abzubaggern? Konnten wir tatsächlich nur so unsere Energieversorgung sichern?

Denn das war ja das zentrale Argument der Politik: Lützerath muss weichen, damit bei uns nicht die Lichter ausgehen.

Kaum haltbare Prognosen

Doch dieses Argument ist kaum noch haltbar.

Tobias Zacher

Tobias Zacher, WDR Landespolitik

Schon bevor das leer geräumte Dorf abgebaggert wurde, gab es erbitterten Streit um diese Frage. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, die Coal Exit-Forschergruppe aus Flensburg, Aurora Energy Research aus Oxford – sie alle kamen zum Ergebnis: Nein, die Kohle unter Lützerath wird für die Energiesicherheit nicht benötigt.

Das Gutachten im Auftrag der Landesregierung sah das anders: Es prognostizierte, dass Lützerath so gerade eben doch weg muss. Um rund zehn Prozent übersteige der Kohlebedarf die kritische Grenze. Heute sind wir schlauer: Die Realität steht nicht auf der Seite der Landesregierung.

Statt Nachfrage-Höhepunkt: weniger Braunkohlebedarf

Für das vergangene Jahr sagte ihr Gutachten den Höhepunkt der benötigten Braunkohlemenge aus dem Tagebau Garzweiler voraus. In den Kohle-Kraftwerken Neurath und Niederaußem müssten rund 45 Terrawattstunden Kohlestrom produziert werden, hieß es.

Doch es kam anders. In Wirklichkeit kamen vergangenes Jahr nur rund 26 Terrawattstunden von dort. Deshalb wurde viel weniger Kohle aus Garzweiler gebraucht.

Politik sollte sich ehrlich machen

Die Annahmen aus dem Regierungsgutachten – sie waren falsch. Und die Zerstörung von Lützerath – für unsere Stromversorgung war sie, Stand heute, unnötig.

Die Regierungen in Land und Bund sollten so ehrlich sein, das auch auszusprechen.