Friedhelm Fahrtmann ist am Montag im Alter von 94 Jahren gestorben, wie die NRW-SPD am Dienstag mitteilte. Er war von 1975 bis 1985 Arbeits- und Sozialminister in Nordrhein-Westfalen und danach für weitere zehn Jahre Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag.
Jochen Ott würdigte seinen Vorgänger im Amt als "echte Marke": "Unverwechselbar, mit klarer Orientierung und breiter Ausstrahlung. Ein großer Sozialdemokrat, der die Interessen der Arbeiterschaft mit all der Kraft und Wucht vertreten hat, die ihn immer ausmachte." Ott lobte Farthmanns "Charisma", er habe ein Herz gehabt, "für all die, mit denen es in unserer Gesellschaft nicht gerecht zugeht". Darin sei er "ein bleibendes Vorbild".
Ministerpräsident Wüst: "Friedhelm Farthmann wird fehlen."
Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betrauert den Verlust: "Nordrhein-Westfalen verliert mit dem Tod von Friedhelm Farthmann einen leidenschaftlichen Politiker." Er habe über drei Jahrzehnte hinweg die Politik in Nordrhein-Westfalen maßgeblich mitgeprägt. "Dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet." Besonders hob Wüst Farthmanns "Engagement für die Stärkung der Arbeitnehmerrechte" hervor. "Friedhelm Farthmann wird fehlen."
Ein sozialdemokratischer Werdegang
Geboren wurde Farthmann am 25.11.1930 in Bad Oeynhausen. Der promovierte Jurist trat 1958 in die SPD ein, "weil sie die Partei des Geistes ist", wie er später zitiert wurde. 1960 wurde er Mitglied der damaligen "Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr". Der Ostwestfale machte zunächst eine Gewerkschaftskarriere und war unter anderem Geschäftsführer des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des DGB. Von 1971 bis 1975 war Friedhelm Fahrtmann Mitglied im Deutschen Bundestag und wechselte dann in die Landespolitik.
Als Arbeitsminister und als Fraktionsvorsitzender, beide Ämter hatte er über zwei Legislaturperioden inne, prägte Farthmann die Sozialdemokratie in NRW. Der ganz große Karrieresprung blieb ihm jedoch versagt. In einer Kampfabstimmung um den Vorsitz der Landes-SPD unterlag er 1977 knapp Johannes Rau - der ein Jahr später Ministerpräsident wurde und dieses Amt 20 Jahre lang ausübte.
Nach dem Fall der Mauer trat Farthmann bei der Wahl zum ersten Thüringer Landtag 1990 als SPD-Spitzenkandidat an. Doch auch hier blieb ihm das Spitzenamt verwehrt, der CDU-Politiker Josef Duchač wurde erster Ministerpräsident Thüringens. Aus dem NRW-Landtag schied der Abgeordnete Fahrtmann im Jahr 2000 aus. 2006 erhielt er den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Ott lobt den "Tausendsassa"
Dieser Lebenslauf ist für Jochen Ott ein Beleg dafür, dass Farthmann ein "Tausendsassa" war, "ein gewerkschaftlich geerdeter Politiker, der sein Herz auf der Zunge trug". Er habe "mit brillanten Rededuellen im Landtag" geglänzt, doch, so gesteht Ott, konnte er "auch mit seiner Meinungsfreudigkeit anecken".
Die SPD verliert, so Jochen Ott, "mit Friedhelm Farthmann einen Politiker, der mit seinem starken Charakter und seiner bodenständigen wie beharrlichen Art Menschen für die SPD begeistern konnte, der als Minister und Fraktionsvorsitzender Großes für unser Land geleistet hat".
Engagement für den Patientenschutz
Seit 1996 war Farthmann auch für die Deutsche Stiftung Patientenschutz engagiert, er war 15 Jahre lang Vorsitzender des Stiftungsrats und zuletzt dessen Ehrenvorsitzender. Der Vorstand der Stiftung, Eugen Brysch, lobte die "Tatkraft und Entschlossenheit" von Friedhelm Farthmann, er habe maßgeblich die Anfänge der Deutschen Hospiz Stiftung geprägt.
"Wir danken ihm für seinen jahrzehntelangen Einsatz. Auch er war ein Garant dafür, dass eine unabhängige Patientenschutzorganisation für schwerstkranke, pflegebedürftige und sterbende Menschen entstehen konnte."
Über dieses Thema berichten wir am Dienstag auch in der WDR-5-Sendung Westblick ab 17.04 Uhr.
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