Long-Covid bei Kindern

Corona-Folgen bei Kindern: Experten fordern mehr Hilfen

Stand: 15.11.2022, 21:03 Uhr

Viele Studien zeigen mehr psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen als Folge der Pandemie. Bei einer Anhörung im NRW-Landtag forderten Fachleute mehr Hilfen und bessere Koordination.

Von Peter Hild

Anlass der Expertenanhörung am Mittwoch war ein Antrag der SPD-Opposition. Der forderte unter anderem, die Schulsozialarbeit deutlich auszubauen und zusätzliche Gesundheitsfachkräfte an die Schulen zu holen, um die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Pandemie-Zeiten zu stärken.

Im vergangenen Herbst hatte noch die frühere Landesregierung aus CDU und FDP eine neue Förderrichtlinie für die Schulsozialarbeit ausgegeben und die Landesmittel um 20 Prozent auf gut 57 Millionen Euro aufgestockt. Die Kommunen sollen einen Eigenanteil von 20 Prozent beitragen.

Experten: Hilfssysteme sind überlastet und unkoordiniert

Eine landesweite WDR-Umfrage vom April dieses Jahres zeigte jedoch, dass es in vielen Kommunen noch deutlich zu wenige Sozialarbeiter an den Schulen gibt. Vielen Städten und Kreisen fehlt es unter anderem am nötigen Geld.

ein Sozialarbeiter mit Kindern in einer Schule

Die SchülerInnenvertretungen kritisierten einen zu hohen Leistungsdruck und fehlende Ansprechpartner vor Ort. Die Komba-Gewerkschaft bemängelte fehlende Qualifikations- und Qualitätsstandards, da im aktuellen Drei-Säulen-Modell der Schulsozialarbeit Fachkräfte von den Kommunen, vom Land und über das Landesförderprogramm angestellt würden, und das mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben und Voraussetzungen.

Es fehlten aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage Therapieplätze, auf die man derzeit monatelang warten müsse, erläuterten Vertreter und Vertreterinnen von Kinderärzten und Psychologen. Viele Hilfsangebote liefen unkoordiniert nebeneinander her, so dass vielen Betroffenen nicht oder nicht ausreichend geholfen werden könne.

Forderung: Mehr Geld und mehr Vernetzung

Einig waren sich alle Fachleute, dass die Schulsozialarbeit deutlich ausgebaut und auch langfristig mit genügend Finanzmitteln ausgestattet werden muss. Eine Forderung außerdem: Das System Schule müsse sich für mehr Qualifikationen aufstellen, damit zum Beispiel Gesundheitsfachkräfte, mit denen andere Bundesländer schon gute Erfahrungen gemacht haben, LehrerInnen entlasten und Ansprechpartner für Schüler sein könnten.

Der Bildungs-Gau an den Grundschulen

WDR RheinBlick 21.10.2022 28:48 Min. Verfügbar bis 19.10.2028 WDR Online


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Schulen müssten sich stärker mit Hilfsangeboten sowie medizinischen und sozialen Einrichtungen vernetzen, und im besten Fall ihre Angebote aufeinander abstimmen, damit jedem Kind und Jugendlichen bestmöglich geholfen werden kann.

Landesregierung verlängert Hilfsprogramm

Das NRW-Schulministerium will das Programm "Ankommen und aufholen nach Corona" bis zum Ende dieses Schuljahres verlängern. Damit können Schulen unter anderem individuelle Förderangebote aufbauen und befristet zusätzliches Personal einstellen. Das Programm wäre eigentlich zum Jahresende ausgelaufen.

Darüber hinaus verweist die schwarz-grüne Landesregierung vor allem auf das, was ihre Vorgängerregierung aus CDU und FDP angeschoben hat. Im Förderprogramm für die Schulsozialarbeit seien im 1. Förderzeitraum bis zum kommenden Sommer bereits fast alle Mittel abgerufen und den Kommunen und Kreisen von den Bezirksregierungen bewilligt worden.

"Die Belastungen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche sollen zukünftig verstärkt bei der Gestaltung der Kinder- und Jugendarbeit berücksichtigt werden. Zurzeit wird der Kinder- und Jugendförderplan NRW in einem partizipativen Prozess neu aufgestellt", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des NRW-Kinder- und Jugendministeriums.