Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW fordert von der Landesregierung, bei den landeseigenen Gebäuden künftig deutlich stärker auf Sanierungen als einen Abriss mit anschließendem Neubau zu setzen.
Dies sei notwendig, um die selbst gesetzten Klimaziele erreichen zu können. Bei Abriss und Neubau gehe viel sogenannte "graue Energie" verloren - das ist die gesamte Energie, die zum Bau eines Gebäudes benötigt wird, von der Herstellung der Materialien bis zu Lagerung und Transport.
BUND will eine Bauwende
Bei einem Abriss gehe die gesamte "graue Energie" verloren, bei einer Sanierung könnten dagegen zwei Drittel des Materials gespart werden, erklärte Helmut Röscheisen, Baufachmann des BUND NRW am Dienstag in Düsseldorf. "Dieses Potenzial wird vom Land bisher kaum beachtet und genutzt", so Röscheisen.
Um selbst gesetzte Ziele wie eine klimaneutrale Landesverwaltung bis 2030 zu erreichen, müsse eine "Bauwende" her - Sanierung statt Neubau als Leitbild für das 21. Jahrhundert. "Dabei muss das Land Vorbild sein. Wir sind dagegen irritiert, dass das Land damit so nachlässig umgeht", sagte Thomas Scheidler, Architekt und ehemaliger Hochschullehrer an der FH Aachen.
Kölner Justizzentrum als Negativbeispiel
Als aktuelles Negativbeispiel führt der BUND die Abriss- und Neubaupläne des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) für das Kölner Justizzentrum an. Der Beton-Skelettbau für das 23-stöckige Hochhaus von Anfang der 1980er Jahre sei für eine Sanierung allerdings gut geeignet, bilanziert der BUND.
Erst nachdem der Verein erfolgreich die Einsicht in Unterlagen des BLB eingeklagt hatte, sei bekannt geworden, dass Gutachter in Voruntersuchungen die Sanierungsfähigkeit des Hochhauses bestätigt hätten, diese Information den Bewerbern im Planungswettbewerb jedoch nicht mitgeteilt wurde.
Der BLB hält weiterhin an Abriss und Neubau für das Justizzentrum fest. Eine Kernsanierung sei von einem Zusammenschluss unabhängiger Unternehmensberatungen deutlich schlechter bewertet worden als ein Neubau, teilt ein BLB-Sprecher auf WDR-Anfrage mit.
Um Ressourcen zu schonen, werde die Bausubstanz des bestehenden Justizzentrums vor dem Rückbau genau untersucht, heißt es weiter. Bei einem Neubau setze man auf "höchstmögliche energetische Standards" und den "umfangreichen Einsatz erneuerbarer Energien".
Kritik an den Grünen
Die BUND-Vertreter zeigten sich vor allem enttäuscht von den Grünen in der NRW-Landesregierung. "Die Partei hat schon viel von Energie- und Verkehrswende geredet, die notwendige Bauwende aber kaum beachtet bisher. Dabei steckt darin eine Riesenchance", betonte Röscheisen.
Das Kölner Justizzentrum könne ein Leuchtturmprojekt für ein Umdenken des Landes werden, dafür sei es noch nicht zu spät. Dafür sei auch der grüne Justizminister Benjamin Limbach als Bauherr gefragt.