Nach einem erbitterten Führungsstreit ist der als gemäßigt geltende Co-Vorsitzende der AfD Helmut Seifen am Samstag (06.07.2019) mit einem Großteil des zwölfköpfigen Landesvorstandes zurückgetreten.
Der erste Vorsitzende Thomas Röckemann und zwei weitere Vorstandsmitglieder bleiben vorerst im Amt. Mehrere Anträge auf Abwahl dieser drei Führungsmitglieder erreichten beim vorgezogenen Parteitag in Warburg nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit.
Damit eskalierte der Machtkampf zwischen dem als gemäßigt geltenden Seifen und Röckemann, der als Sympathisant des "Flügels" um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke gilt.
Der Sonderparteitag in Warburg (Kreis Höxter) wurde am Samstagabend abgebrochen. Er sollte eigentlich am Sonntag fortgesetzt werden.
Der mit rund 5.300 Mitgliedern größte AfD-Landesverband hat jetzt nur noch eine dreiköpfige Rumpfführung. Der nächste reguläre Parteitag steht Ende des Jahres an. Dann muss der gesamte Vorstand neu gewählt werden.
Verhärtete Fronten
Schon die Reden von Seifen und Röckemann hatten am Samstag gezeigt, wie verhärtet die Fronten sind.
Seifen hatte den Anhängern Höckes vorgeworfen, die Partei im Bund und in NRW zu unterwandern. Höckes "willfährige Werkzeuge" handelten nicht im Interesse des Landesverbandes: "Ihre Loyalität gilt in erster Linie dem 'Flügel'", so Seifen.
Damit spielte er auch auf Röckemann an, der als Anhänger Höckes gilt. Mit ihm sei eine pragmatische Arbeit nicht möglich, so Seifen. Die Machenschaften der "Flügel"-Anhänger würden den Bestand der Partei gefährden. Seifen rief die 500 Delegierten auf, den gesamten Landesvorstand neu zu wählen.
Aber Röckemann ließ erkennen, dass er nicht zurücktreten wolle. "Ich für meinen Teil habe die Eier, das, was ich angefangen habe, auch durchzuziehen." Wer amtsmüde sei, solle gehen, er wolle die freien Plätze dann mit guten Leuten besetzen.
Seifen hatte zuvor noch betont, dass die beiden AfD-Lager eigentlich die gleichen Ziele hätten: Sie wollten beide "die Politik der Altparteien", die "unser Land von Grund auf zerstört", nicht mehr mittragen.
120 Gegendemonstranten
Der Tagungsort, die Stadthalle Warburg, war weiträumig abgesperrt. Kurz vor Beginn des Parteitags versammelten sich laut Polizei etwa 120 Gegendemonstranten in der Nähe der Stadthalle.