Frühjahrsprognose: 0,1% Wachstum

02:41 Min. Verfügbar bis 27.03.2026

Schwaches Wirtschaftswachstum: Was die Frühjahrsprognose bedeutet

Stand: 27.03.2024, 19:04 Uhr

Nur 0,1 Prozent Wachstum: Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Frühjahrsprognose vorgestellt. Bei ihrer letzten Prognose im Herbst waren sie noch von deutlich besseren Zahlen ausgegangen. Was das für uns bedeutet.

Was ist die Frühjahrsprognose?

Die so genannte Gemeinschaftsdiagnose ist ein Bericht, in dem die fünf führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute analysieren, wie sich die Volkswirtschaft entwickeln wird. Der Bericht erscheint zweimal im Jahr, im Herbst und im Frühjahr. Auftraggeber ist das Bundeswirtschaftsministerium. Ein zentrales Element des Gutachtens ist eine Schätzung, wie stark das Wirtschaftswachstum ausfallen wird. In dem fast 100 Seiten langen Bericht stehen aber auch detaillierte Analysen zu verschiedenen Bereichen den Weltwirtschaft, zur deutschen Wirtschaftspolitik und zu anderen Einflussfaktoren.

Was genau sagt die Konjunkturanalyse aus?

Die Prognose geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,1 Prozent und im kommenden Jahr um 1,4 Prozent wachsen wird. Bei der letzten Analyse, der Herbstprognose, waren sie noch von 1,3 Prozent für dieses und 1,5 Prozent für das kommende Jahr ausgegangen. Als Gründe nennen die Wissenschaftler, dass der erwartete Aufschwung nicht so schnell gekommen ist, wie ursprünglich gedacht. Das liege an verschiedenen Faktoren. So sei der Krankenstand in diesem Winter sehr hoch gewesen, dadurch seien viele Arbeitstage ausgefallen. Außerdem haben die Unternehmen weniger ins Ausland verkauft, unter anderem weil energie-intensive Produktion schon ausgelagert wurde. Außerdem leide die Bauwirtschaft unter den immer noch hohen Zinsen.

Aber die Forscher sehen auch positive Anzeichen in der Wirtschaft. Demnach wird die Inflation wieder auf das gewünschte Niveau von etwa zwei Prozent sinken. Dadurch erwarten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die Reallöhne wieder steigen. In den vergangenen Jahren wurden Lohn- und Gehaltserhöhungen von der Inflation überholt, den Menschen blieb also weniger Kaufkraft übrig. Das soll sich jetzt langsam ändern. Zudem werden die Notenbanken voraussichtlich die Leitzinsen senken, was Investitionen und Kredite wieder billiger macht.

Wie zuverlässig sind die Prognosen?

Wenn es um die genauen Zahlen geht, sind die Prognosen ziemlich ungenau. Und in ihrer Frühjahrsprognose vor zwei Jahren gingen die Institute beispielsweise von einem Wachstum von 2,7 Prozent für 2022 und von 3,1 Prozent für 2023 aus. Tatsächlich fiel das Wachstum deutlich niedriger aus. Für 2022 vermeldete das Statistische Bundesamt 1,9 Prozent, für 2023 nur 0,3 Prozent. Die Prognose lag also insgesamt um mehrere Prozentpunkte daneben.

Das liegt unter anderem daran, dass auch die Experten nicht in die Zukunft schauen können und die Wirtschaft von vielen verschiedenen Faktoren abhängt, die oft nicht absehbar sind. In den vergangenen Jahren waren das zum Beispiel die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg.

Können die Prognosen auch negative Auswirkungen haben?

Politik und Unternehmen reagieren auf die Prognosen. Das kann zu unerwünschten Effekten führen. Wenn die Prognose beispielsweise sehr düster ausfällt, kann sie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Wenn Unternehmen und Privatpersonen davon ausgehen, dass schlechte Zeiten kommen, werden sie eher vorsichtig sein und ihr Geld zusammenhalten. Sie verschieben größere Anschaffungen und Investitionen. Und genau das führt dann dazu, dass die Wirtschaft tatsächlich schwächelt.

Welchen Zweck haben dann die Konjunkturprognosen?

Sie dienen weniger dazu, um genaue Vorhersagen über das Wirtschaftswachstum zu treffen. Stattdessen sollen die Prognosen eine grobe Orientierung liefern. Ähnlich wie ein Wetterbericht. Der kann auch nicht genau sagen, wann genau es wie stark regnen wird. Als Hinweis, ob man die Regenjacke oder die Sonnenbrille einpackt, kann er trotzdem dienen.

Und genau diese Art von Orientierung ist unter anderem für die Bundesregierung wichtig. Sie muss einschätzen, wie viele Steuern sie einnehmen wird, wie viel Geld also zur Verfügung steht. Und in welchen Bereichen der Wirtschaft Handlungsbedarf besteht. Auch die Unternehmen müssen einschätzen, ob sich Investitionen lohnen. Und da kann auch eine ungenaue Vorhersage eine erste Orientierung bieten.

Debatte um schlechte Wirtschaftsprognosen

Aktuelle Stunde 21.02.2024 Verfügbar bis 21.02.2026 WDR Von Alexa Schulz

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