Wahlkampf in Zeiten der Pandemie

Stand: 04.08.2020, 15:29 Uhr

  • Erster Wahlkampf auf Distanz und mit Maske
  • Politiker aus Brüggen zieht Kandidatur wegen Corona zurück
  • Alternativen: Social Media und Talkrunde im Park

Von Benjamin Sartory

David-Luc Adelmann ist 18 Jahre alt und kandidiert in Krefeld parteilos auf der Liste der Grünen für ein Ratsmandat. Es ist der erste Wahlkampf seines Lebens. Den hatte sich der Fridays for Future-Aktivist allerdings anders vorgestellt: „Treffen und Diskussionen mit der Bevölkerung“, so war seine Vorstellung. Das gehe jetzt wegen Corona nur noch eingeschränkt.

Kandidaten sehen "massive Beeinträchtigungen"

Bürgerkontakt nur mit Abstand oder Maske, kaum noch Einladungen zu Podiumsdiskussionen. Die Frage, wie man in Pandemiezeiten Wahlkampf machen kann, beschäftigt viele Kandidaten im Land.

Nach einer Untersuchung der Universität Münster sehen 70 Prozent von rund 1.500 befragten Politikern eine „massive Beeinträchtigung“ durch die Krise.

Kandidat aus Brüggen gibt auf

Wer die Mittel hat, rüstet auf. Die Grünen in Düsseldorf zum Beispiel werben mit 2.000 Plakaten in der Stadt, so viel wie noch nie. Die SPD in Dortmund hielt einen wahlvorbereitenden Parteitag in einem Autokino ab.

In Brüggen dagegen gab der dortige Bürgermeister-Kandidat der Grünen, Benedikt Pasch, auf und zog seine Bewerbung zurück. Er sah wegen Corona keine Möglichkeit, sich gegen bekanntere Kandidaten durchzusetzen.

Nachteile für kleinere Parteien?

Symbolbild Stimmabgabe

Probleme bereitet die Corona-Krise nach der Erhebung der Uni Münster insbesondere kleineren Parteien. Das liege unter anderem daran, dass größere Parteien auf mehr Erfahrungen im Social Media-Bereich zurückgreifen können, sagen die Forscher.

Kerstin Jensen teilt diese These nur eingeschränkt. Die CDU-Frau will in Krefeld Oberbürgermeisterin werden und kandidiert im selben Wahlkreis wie der parteilose Adelmann - und hat ein Social Media-Team im Rücken.

Grundsätzlich habe aber jeder Kandidat mit denselben Corona-Einschränkungen zu kämpfen, sagt sie. Auch wenn es für unbekanntere Gesichter möglicherweise schon Nachteile gebe.  

Talkrunde im Park als Alternative

David-Luc Adelmann nimmt die Herausforderung in Krefeld an. Twitter und Facebook spielen im Leben des 18-Jährigen zwar nicht so sehr eine Rolle. Auf Instagram hat er immerhin rund 200 Follower. Er denkt außerdem über einen Podcast zum Wahlkampf nach.

Der Krefelder Ratskandidat will aber auch in der analogen Welt für sich werben. Er kann sich zum Beispiel eine Talkrunde in einem Park vorstellen. Da sei genügend Platz, um den Corona-Abstand einzuhalten.

Sorgen macht sich Adelmann ein wenig, dass die Menschen ihn wegen seiner Maske schwer einschätzen können. „Wenn man lächelt oder lacht, kommt das nicht rüber“, sagt er. Aber die Maske schütze mehr, als dass sie störe.