Selbstgemachtes Kostüm aus Einkaufstüten

Karnevalskostüme 2023: Vom Tütendress bis zur Theatergarderobe

Stand: 08.02.2023, 18:54 Uhr

Nicht mehr lang, dann heißt es für echte Jecken: rein ins Kostüm und raus in den Straßenkarneval. Gibt es Trends? Wo gibt's Ideen? Verkleidung von der Stange, Einzelstück mit Vorleben oder Fantasiekostüm Marke Eigenbau? Alles ist möglich - hier kommt ein Überblick.

Von Katja Goebel

Beim Thema Karnevalskostüm gibt es zumindest mal zwei große Lager. Da sind die, die sich von langer Hand akribisch vorbereiten, monatelang grübeln und sich an den Karnevalstagen mit viel Liebe zum Detail in eine Kunstfigur verwandeln. Und da sind die, die eher spontan ins jecke Treiben einsteigen. Schnell noch ein Kostüm von der Stange oder eben selber machen - zur Not auch mit Accessoires aus der Küchenschublade. Also, fast alles kann, nix muss - wir gucken, was so geht in dieser Session.

Kostüme voll im Trend 2023

Karnevalsperücken

Sofort ein anderer Look: Perücken aus dem Karnevalsladen

Gibt es Trends 2023? Ein paar Klicks im Netz und es wird vor allem eins: richtig bunt. Einer der größten Kostümhändler im Land, der Familienbetrieb Deiters, hat da auch schon ein paar Trends ausgemacht. In diesem Jahr ist schon mal viel Liebe im Spiel: rote Herzen, rote Röcke, rote Hüte. Die Hosenträger mit Herz - leider ausverkauft. Doch neben dem Love-Trend ziehen auch die 70er und 80er Jahre. Also Paillettenröcke, Flower Power, Schlaghosen und bunte Hemden oder Neonfarben, Nietenwesten, Netzleggings und Fokuhila-Perücke.

"Es gibt enorm viel Nachholbedarf", weiß Deiters-Chef Herbert Geiss. Man versuche jedes Jahr ein paar Trends vorzugeben, aber es sei dann auch immer wieder spannend, was die Leute auf der Straße tragen. In den Filialen sei für jeden Geldbeutel was dabei. "Die günstigste Variante ist immer noch die Pappnase." Man setze aber auch auf mehr Nachhaltigkeit bei den Kostümen, "weniger Polyester, mehr Baumwolle".

Das haut allerdings nicht immer hin, denn ein großes Thema sei das Motto "Space" - ohne Silber und viel Glitter geht da gar nichts. Dann vielleicht doch lieber die 90er wieder aufleben lassen. Da reicht ein bunter Jogginganzug aus Ballonseide. Und wenn der auch noch aus dem eigenen Kleiderschrank kommt, geht es kaum nachhaltiger.

Zwei Narren im Nonnenkostüm vor dem Kölner Dom

Dauerbrenner: Jecken im Nonnenkostüm

Und der Dauerbrenner unter den Kostümen? Man glaubt es kaum - Nonne und Mönch, erzählt Robin, Mitarbeiter in einem Kölner Karneval-Laden. Und auch organgefarbene Overalls sind dort mal wieder längst ausverkauft.

Kostüme von Serienhelden

Junge Frau tanzt in schwarzem Kleid

Kostümvorlage: Tanzkleid aus der Netflix-Serie Wednesday

Und noch ein Trend will für dieses Jahr ausgemacht sein: Serienhelden. Wie zum Beispiel aus der Netflix-Serie Wednesday. Da tanzte sich Darstellerin Jenna Ortega in schwarzem Spitzenkleid zum TikTok- Klickwunder und ein großer Onlinehändler wittert jetzt das große Geschäft - für schwarze Kleidchen und Zopfperücken. Serienhelden als Kostümvorlage, das ist natürlich kein neuer Trend. Cosplayer ahmen ihre Stars aus Mangas oder Videospielen schließlich schon seit den 90ern nach. Können sich so aber auch auf jedem Karnevalszug sehen lassen.

Kostüme auf den letzten Drücker

Selbstgemachtes Kostüm aus Einkaufstüten

Selbstgemachtes Kostüm aus Einkaufstüten

Wer richtig spät dran ist, findet in den diversen Kostümläden im Land natürlich etliche Anregungen und kleine Accessoires wie extravagante Hüte, bunte Brillen, schrille Schals oder schicke Bärte. Doch Last-Minute-Kostüme lassen sich auch ganz locker mit Haushaltsgegenständen kreieren. In zig Youtube-Videos und auf etlichen Instagramseiten zeigen erfinderische Menschen, wie das geht. Do-it-Yourself ist das Schlagwort - da reicht auch manchmal ein Müllsack, ein Luftballon-Set und der selbst bestückte Haarreif, um sich in Szene zu setzen.

Mit etwas Geschick lässt sich das Wunschkostüm natürlich auch selbst nähen. Schnittmuster und Nähtipps gibt es zuhauf im Netz. Sogar historische Schnittvorlagen sind dort zu finden.

Kostüme mit Vorleben

Second-Hand-Läden oder Onlineplattformen wie Vinted bieten Kostüme mit Vorleben. Da gibt es das komplette Kinderkostüm im Tigerlook oder das Dirndl auch schon mal für unter 20 Euro oder Perücken und Tüllröcke für unter 10 Euro. Auch Einzelhandelsketten und sogar Supermärkte haben zur Saison kurzfristig Kostüme, schräge Kopfbedeckungen, bunte Fliegen und Perücken im Angebot.

Der Kölner Second-Hand-Shop "Entlarvt" bietet noch bis zum 15. Februar Karnevalskostüme aus dem Bereichen Theater, Mittelalter, Sixties sowie Originale aus den 20er bis 80er Jahren an.

Blau geschminktes Gesicht beim Karneval

Blau wie ein Avatar: Besser mit Naturkosmetik

Schminksets gibt es beim Drogeriemarkt. Aber Achtung: Beim Kauf sollten Jecken Schminktöpfe mit Aquafarben – am besten aus dem Naturkosmetikregal – bevorzugen. Zertifizierte Naturkosmetik ist frei von Mineralölen, Silikonen, Polyethylenglykolen, Azofarbstoffen und vielen anderen synthetischen Inhaltsstoffen, die die Haut belasten können, rät die Verbraucherzentrale.

Kostüme vom Flohmarkt

Es gibt auch Kostümflohmärkte, die gerade in den Karnevalshochburgen immer in der jecken Zeit stattfinden. In Köln zum Beispiel gibt es jährlich gleich mehrere. Der Karnevalsflohmarkt in der Lutherkirche öffnet kurz vor Rosenmontag noch am Sonntag, 4. Februar und Samstag, 11. Februar 2023, 11 bis 16 Uhr, der Eintritt ist kostenlos. Beim Flohmarkt der Stunksitzung finden Kunden alles von der Theaterausstattung über Vereinskostüme bis hin zu aufwendigen Accessoires. Im Kölner „IGLU“, einem nachhaltigen Shop, finden noch bis zum 16. Februar während der Öffnungszeiten Kostüm-Tausch-Partys statt. Hier können Kunden Fundstücke tauschen.

Kostüme aus dem Theaterfundus

Zwei Frauen probieren riesige Theatermasken an

Maskerade: Einzelstücke aus dem Theaterfundus

Aber auch Theater und Opernhäuser anderer NRW-Städte wie Essen, Duisburg oder Bonn bieten bei besonderen Verkäufen regelmäßig die Klamotten aus dem Bühnenfundus. Meist handgefertigte Unikate und außergewöhnliche Einzelteile aus unterschiedlichsten Inszenierungen. Kleine Accessoires gibt es da schon ab einem Euro. Einzelne, besonders aufwendig genähte Kostüme gehen auch mal für dreistellige Summen weg. 

Kostüme von der Schneiderin

Wiebke Tirrel verwirklicht Kostümträume von Jecken. Die Schneiderin aus Köln sagt selbst, das ist ein bisschen wie Zaubern. Sie hilft Menschen, in eine Rolle zu schlüpfen. Der Preis für das Wunsch-Outfit ist nach oben offen. Ein Kostüm bei einer Schneiderin in Auftrag geben - das geht auch nur von langer Hand. Wann ist da der beste Zeitpunkt? "Gleich nach Aschermittwoch", sagt Wiebke und meint das ernst. "Wir sind für die Session fix ausgebucht. Ab November kann man es vergessen."

Über dieses Thema berichten auch die Lokalzeit sowie Hier & Heute im WDR Fernsehen.

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