Jon Bon Jovi hilft Frau in Not: Was man bei Suizidgefahr tun kann

Stand: 12.09.2024, 15:23 Uhr

Rocksänger Jon Bon Jovi hat einer Frau geholfen, die von einer Brücke springen wollte. Ein Psychologe erklärt, was man in einer solchen Situation tun kann.

Eigentlich sollte ein Musikvideo gedreht werden, doch dann kam alles anders: Der US-Rockmusiker Jon Bon Jovi hat dazu beigetragen, eine Frau im US-Bundesstaat Tennessee aus einer Notlage zu retten. Der 62-Jährige redete zusammen mit einem Produktionsassistenten auf die Frau ein, die auf dem Rand einer Fußgängerbrücke in Nashville stand.

US-Rockmusiker Jon Bon Jovi | Bildquelle: Getty Images/Tim P. Whitby

Die beiden Männer überredeten sie dazu, wieder über das Geländer zu steigen und sich in Sicherheit zu bringen. Laut Polizei ereignete sich der Vorfall am Dienstag auf der Seigenthaler-Brücke, die über den Cumberland River führt. Die Zeitung "The Tennessean" berichtete, Bon Jovi habe auf der Brücke ein Musikvideo gedreht. Sie sei während der Dreharbeiten weiter für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen.

Hilfe ist möglich

Was kann ich tun, wenn ich selbst in eine ähnliche Lage wie Jon Bon Jovi komme? "Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Hilfe möglich ist", sagte Psychotherapeut Reinhard Lindner, Leiter des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPrO), am Donnerstag dem WDR. "Man kann Menschen, die in solchen Nöten stecken, durchaus ansprechen und fragen, wie es ihnen geht."

Die Befürchtung, dass jemand sich umbringe, weil er angesprochen werde, brauche man nicht zu haben. "Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil, das von vielen großen Studien widerlegt worden ist." Es sei im Gegenteil so, dass die Angesprochenen sich in der Regel verstanden fühlten.

Was zu beachten ist

Wie ein solches Gespräch konkret geführt werde, hänge immer von der jeweiligen Situation ab, sagte Lindner, der auch Professor für soziale Therapie an der Uni Kassel ist. Dennoch gebe es ein paar Punkte, die zu beachten seien.

Es gehe darum zu signalisieren: "Ich nehme wahr, Dir geht es schlecht. Kann es sein, dass Du alles aufgeben willst?" Wichtig sei es auch, über die Gründe zu sprechen, warum ein Mensch verzweifelt ist. "Dann kann man zusammen darüber nachdenken: Was gibt es für Alternativen?"

Was vermieden werden soll

Was nicht hilfreich sei: "Auf keinen Fall sollte man Menschen in Not ein schlechtes Gewissen machen, sie anklagen oder ihnen drohen", sagte Professor Lindner. "Es sollte auch nichts versprochen werden, was nicht eingehalten werden kann."

Grundsätzlich gelte: "Je mehr Menschen mit anderen über deren Suizidgedanken sprechen, desto mehr Möglichkeiten tun sich auf Alternativen zu finden." Wer selbst Gedanken habe, sich umzubringen, finde Unterstützung bei der Telefonseelsorge oder psychologischen Beratungsstellen. "Auch Gespräche mit Freunden tun gut."

Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe

Wer sich mit Suizidgedanken trägt, empfindet seine persönliche Lebenssituation als ausweglos. Doch es gibt eine Fülle an Angeboten zur Hilfe und Selbsthilfe, auch anonym.

Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Der Anruf hier findet sich weder auf Ihrer Telefonrechnung noch im Einzelverbindungsnachweis wieder.

Menschen muslimischen Glaubens können sich an das muslimische Seelsorgetelefon wenden. Es ist ebenfalls kostenfrei und anonym 24 Stunden am Tag unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 zu erreichen.

Chat der Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge bietet Betroffenen auch die Möglichkeit an, sich Hilfe per Chat zu holen. Dazu meldet man sich auf deren Webseite an.

E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge

Menschen mit Suizidgedanken können sich auch an die E-Mail-Beratung der Telefonseelsorge wenden. Der E-Mail-Verkehr läuft über die Webseite der Telefonseelsorge und ist deshalb nicht in Ihren digitalen Postfächern zu finden.

Anlaufstellen für Opfer von häuslicher Gewalt

Das Hilfetelefon ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr unter 08000 116 016 erreichbar.

Der Weiße Ring bietet ebenfalls einen anonymen Telefondienst unter 116 006 sowie eine Online-Beratung.

Überblick auf Hilfsangebote

Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten. Entsprechende Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur AP
  • WDR-Gespräch mit Professor Reinhard Lindner

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 12.09.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.