Hätte ich irgendwas merken müssen? Hätte ich das verhindern können? Viele Angehörige und Freunde von Suizidenten leiden unter Schuldgefühlen, manchmal auch noch begleitet von Scham. Noch immer ist der Suizid ein großes Tabuthema.
Warum gibt es diesen Tag?
Um dagegen anzugehen, hat die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2003 erstmals den Welttag der Suizidprävention ausgerufen. Er soll einerseits die Problematik der Lebensmüdigkeit und Suizidgefährdung in den Fokus rücken. Gleichzeitig ist der 10. September aber auch ein Tag der Trauer und des Gedenkens an diejenigen, die sich selbst das Leben genommen haben. So wie Wiebke Spitzer.
"Meine Tochter hat sich das Leben genommen"
Wiebke Spitzer war 14 Jahre alt, als sie 2008 durch Suizid starb. Anzeichen, dass Wiebke sich etwas antun könnte, haben Jan Spitzer und seine Frau damals nicht bemerkt. "Sie ist hier morgens in den Schulbus rein und war dann weg," erinnert sich ihr Vater, Jan Spitzer. Er beschreibt Wiebke als eine aufgeweckte Teenagerin, die wusste, was sie wollte. Bis heute spukt die Frage des "Warum?" in seinem Kopf und sorgt auch mehr als 16 Jahre später noch für manch schlaflose Nacht.
Halt fanden Jan Spitzer und seine Frau, die vergangenes Jahr an Krebs gestorben ist, in einer Selbsthilfegruppe. Der Wuppertaler Verein "HINAS" – die Abkürzung steht für "Hinterbliebene nach Suizid e. V." – trifft sich einmal im Monat in einem Raum der evangelischen Kirche. Manchmal aber auch am gemeinsamen Trauer- und Erinnerungsbaum. Dort haben die Mitglieder des Vereins kleine Holztäfelchen aufgehängt, auf denen sie an ihre Liebsten erinnern.
Seit zwei Jahren geht auch Doris Rauner regelmäßig zu den Treffen. Sie verlor ihren Sohn 2022. Er war 34 Jahre alt. "Er kam mit seinem Leben nicht mehr zurecht. Nach einer Trennung hatte er keinen Lebensmut mehr," sagt Doris Rauner. Sie wünscht sich mehr Unterstützung für Menschen, die lebensmüde sind und sich mit Suizidgedanken tragen.
Hilfe bei Suizidgedanken und Suizidprävention
In Wuppertal bietet der Krisendienst "Wendepunkt" ein niederschwelliges Angebot für alle diejenigen an, die in einer seelischen Notlage sind. In den Abend- und Nachtstunden, am Wochenende sowie an Feiertagen können Wuppertaler, die zum Beispiel aufgrund von Trennung, Trauer oder Verlust weder ein noch aus wissen, sich melden und bekommen Hilfe, ebenso bei Suizidgedanken. Weitere Anlaufstationen sind zum Beispiel die Telefonseelsorge und für Menschen unter 25 Jahren der Krisenchat. Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren können sich an die Jugendnotmail wenden.
Am Dienstag gibt es in NRW in verschiedenen Städten Aktionen anlässlich des Welttag der Suizidprävention. In Bonn etwa bieten die Evangelische Beratungsstelle, die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung und das Studierendenwerk Gespräche an. In Düsseldorf gibt es in der Volkshochschule Vorträge von Experten für psychische Gesundheit.
Hier gibt es Hilfe bei Suizidgedanken
- Telefonseelsorge ist unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123 rund um die Uhr erreichbar. Sie berät kostenfrei und in jeder Hinsicht anonym. Die Telefonseelsorge auch einen Chat und eine E-Mail-Beratung an, ebenfalls anonym.
- Das muslimische Seelsorgetelefon ist kostenfrei und anonym unter der Rufnummer 030/44 35 09 821 rund um die Uhr erreichbar.
- Das Hilfetelefon Opfer von häuslicher Gewalt ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr unter 08000 116 016 erreichbar.
- Der Weiße Ring bietet ebenfalls einen anonymen Telefondienst unter 116 006 sowie eine Online-Beratung.
Darüber hinaus hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) zahlreiche Informationen zu Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und sozialpsychiatrischen Diensten aufgelistet, an die sich Suizidgefährdete und Angehörige wenden können, um Hilfe zu erhalten.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin
- "Wendepunkt"
- "HINAS"