Warum jetzt viele die Erkältungswelle erwischt | WDR aktuell

01:46 Min. Verfügbar bis 23.09.2026

Erkältungswelle: Grippe und neue Corona-Variante setzen vielen zu

Stand: 23.09.2024, 12:23 Uhr

Grippe und die neue Corona-Variante sind in Nasen-Rachenräumen und Lungen derzeit unterwegs und sorgen für eine Krankheitswelle.

Trotz Sonnenschein und immer noch recht milden Temperaturen sind derzeit rund 5,8 Milllionen Menschen von einer akuten Atemwegserkrankung betroffen. Das meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht - ein deutlicher Anstieg zur Vorwoche. Auch die Anzahl der Arztbesuche hat zugenommen.

Erkältungen und immer mehr Corona-Infektionen

Die meisten Erkrankungen gehen allerdings auf das Konto der klassischen Erkältungsviren, den sogenannten Rhinoviren. Sie machen etwa 20 Prozent der Erkrankungen aus. Auch immer mehr Corona-Infektionen sind dabei - das sind rund 16 Prozent der Fälle. Prozentual ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorwoche, bewegt sich aber seit rund drei Monaten in etwa auf diesem Niveau.

Die Daten kommen aus dem Abwassermonitoring, dem sogenannten Grippe-Web und den Meldungen aus einzelnen Praxen. Da aber kaum noch auf Covid getestet wird und auch positive Schnelltests ohne Arztbesuch nirgendwo gemeldet werden, ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Das RKI geht davon aus, dass sich in der kälteren Jahreszeit eine neue Erkältungswelle aufbaut. 

Aktuell befinden sich 234 Patientinnen und Patienten mit COVID-19 in intensivmedizinischer Behandlung. Das entspricht einer Auslastung der Intensivbetten von 1,4 Prozent. Dieser Wert blieb in den vergangenen 4 Wochen stabil.

Neue Covid-Variante XEC ist sehr durchsetzungsfähig

Verschiedene Erkältungsmittel liegen auf einem Tisch.

Eine neue Variante von Sars-CoV-2 breitet sich aus: XEC ist sehr durchsetzungsfähig. Seit ihrem ersten Auftauchen verdrängt sie andere Corona-Varianten. Denn sie offenbar noch ansteckender ist als ihre ohnehin schon infektiösen Verwandten. Anzeichen dafür, dass sie schwerer krank macht oder der bisherige Immunschutz nicht wirken würde, gibt es aber nicht. Die bekannten Symptome: teils starke Kopfschmerzen, starker Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit. Viele Betroffene berichten aber auch von einem eher milden Verlauf.

Schon die zweite Corona- und Grippewelle in diesem Jahr

Es sei bereits die zweite Corona- und Grippewelle in diesem Jahr, sagt Hausarzt Matthias Schlochtermeier. Das erste Mal habe es im Juni viele Krankheitsfälle gegeben. Nun gehe es wieder los. Ein Problem sei, dass sich viele falsch anziehen würden, weil sie die kühlen Temperaturen morgens und Abends unterschätzten. Außerdem gingen viele Menschen zu sorglos miteinander um.

"Keiner denkt mehr an Corona. Die Vorsichtsmaßnahmen sind sehr stark runtergefahren und das führt zu einem hohen Maß an Ansteckung. Keiner muss mehr sich besonders verhalten. Viele Leute isolieren sich bedauerlicherweise nicht." Matthias Schlochtermeier, Allgemeinmediziner

Corona-Impfung vor allem bei Risikopatienten sinnvoll

Etwa fünf Prozent der Erkrankten, die zu Dr. Schlochtermeier kommen, haben Corona. Mehr als 90 Prozent die klassische Grippe. Für beides empfiehlt der Arzt bestimmten Gruppen eine Impfung:

"Für alle Menschen mit chronischen Krankheiten - also Asthma zum Beispiel oder Bluthochdruck - empfehle ich wirklich die Grippe- und die Corona-Impfung. Das entspricht auch den Empfehlungen der STIKO. Das gilt aber auch gleichzeitig für alle Menschen über 60."

Geimpfte ohne Vorerkrankung haben genug Schutz aufgebaut

Man sollte rechtzeitig auf die Suche gehen nach Hausarzt- und Facharztpraxen, Apotheken und Betriebsärzten, die noch impfen. Denn viele Hausärzte führen wegen der schwachen Nachfrage des vergangenen Jahres keine Corona-Impfungen mehr durch - die Ampullen sind teuer und viele Praxen wollen keine Verluste machen mit halbleeren Impfdosen.

Klar ist aber auch: Alle unter 60, die keine Vorerkrankung haben und drei Mal gegen Corona geimpft sind, bräuchten keine Corona Impfung mehr. Denn hier habe sich genug Schutz aufgebaut.

Unsere Quellen:

  • Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW
  • Bundesministerium für Gesundheit
  • Matthias Schlochtermeier, Allgemeinmediziner
  • Robert-Koch-Institut
  • WDR-Reporter

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