Krankschreibungen derzeit auf Rekordhöhe
Aktuelle Stunde . 26.10.2024. 32:07 Min.. Verfügbar bis 26.10.2026. WDR. Von Dorothea Schluttig.
Viele sind krank: Rhinoviren und neue Corona-Variante verantwortlich
Stand: 26.10.2024, 16:16 Uhr
Noch nie waren Beschäftigte so lange krankgeschrieben wie im ersten Halbjahr 2024. Die Techniker Krankenkasse (TK) spricht von einem Rekord. Auch aktuell sind viele krank - die Coronafälle nehmen zu. Ein Hausarzt warnt vor Ansteckungen, weil sich Erkrankte nicht mehr testen.
Trotz des bislang milden Herbstes sind derzeit rund 6,9 Millionen Menschen in ganz Deutschland von einer akuten Atemwegserkrankung (ARE) betroffen. Das hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem letzten Wochenbericht gemeldet, der sich auf die Woche vom 14. bis 20. Oktober bezieht.
Demnach ist die sogenannte ARE-Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche (7,4 Millionen) leicht gesunken, sie liege aber auf einem für die Jahreszeit hohen Niveau. Das RKI weist daraufhin, dass durch die Herbstferien in einigen Bundesländern die Werte stärker schwanken und sich nachträglich noch erhöhen können.
Auch die Zahl der registrierten Arztbesuche weist auf einen hohen Krankenstand hin. Hier meldet das RKI für den genannten Zeitraum rund 1.800 Besuche pro 100.000 Einwohner wegen Atemwegserkrankungen. Das sind etwas weniger als in der Vorwoche (1.900 Besuche). Aufgrund der Herbstferien in einigen Bundesländern sei dieser Wert allerdings ungenau.
Erkältungen und immer mehr Corona-Infektionen
Die meisten Erkrankungen gehen auf das Konto der klassischen Erkältungsviren, den sogenannten Rhinoviren. Sie machen laut RKI aktuell fast unverändert knapp 30 Prozent der Erkrankungen aus. Auch die Zahl der Corona-Infektionen ist befindet sich auf hohem Niveau - sie sind für rund 19 Prozent der Erkrankungen verantwortlich. Im Vergleich zu Vorwoche (22 Prozent) ist die Zahl jedoch leicht gesunken.
Im aktuellen RKI-Bericht neu hinzugekommen sind Influenza A- und B-Viren, die für die Grippe verantwortlich sind. Während diese in der Vorwoche gar nicht registriert wurden, befindet sich die Viruslast "im niedrigen Bereich". Bundesweit auch nur 54 Arztpraxen insgesamt 136 Proben zur Auswertung an das Nationale Referenzzentrum für Influenzaviren.
Nur 87 Grippe-Fälle in NRW gemeldet
Auch in NRW sind akute Atemwegserkrankungen mit Husten, Halsschmerzen oder Fieber auf dem Vormarsch. Dabei dominiert Corona derzeit die sogenannten akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE).
Laut dem Landeszentrum Gesundheit (LZG) wurden in ganz NRW seit dem Beginn der Saison ab Kalenderwoche 40 Ende September insgesamt 3.126 Corona-Erkrankungen sowie 87 Erkrankungen mit Influenza-Viren gemeldet. Lediglich drei Meldungen entfielen auf RSV-Infektionen.
Neue Covid-Variante XEC ist sehr durchsetzungsfähig
Zur Anzahl der Corona-Erkrankungen trägt höchst wahrscheinlich auch die neue Sars-CoV-2 Variante XEC bei. Seit ihrem ersten Auftauchen verdrängt sie andere Varianten des Virus. Nach Omikron ist sie mit fast 40 Prozent für die zweitmeisten Infektionen bundesweit verantwortlich. XEC wurde hierzulande im Juli erstmals erfasst.
Anzeichen dafür, dass sie schwerer krank macht oder der bisherige Immunschutz nicht wirken würde, gibt es aber nicht. Die bekannten Symptome: teils starke Kopfschmerzen, starker Husten, Schnupfen, Abgeschlagenheit. Viele Betroffene berichten aber auch von einem eher milden Verlauf.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Menschen ab 60 Jahren und Erwachsenen mit Grunderkrankungen, sich im Herbst eine Auffrischungsimpfung gegen Corona zu holen. Auch zu einer Grippeimpfung wird geraten.
Hausarzt: "Viele Infizierte testen sich nicht mehr und stecken andere an"
Hausarzt Dr. Matthias Schlochtermeier
Weil viele Betroffene nur milde Symptome haben, befürchtet der Hürther Hausarzt Matthias Schlochtermeier, dass sich das Virus in den kommenden Monaten wieder stark ausbreitet. "Ich sehe ein großes Problem darin, dass sich viele Menschen nicht mehr testen und dann krank draußen im Supermarkt, im Bus, in der Bahn andere infizieren", sagt er.
Aus diesem Grund sei er auch sehr dankbar, dass es die telefonische Krankmeldung noch gebe. "Sie ermöglicht es uns in einer Videosprechstunde oder telefonisch mit den Patienten zu sprechen, damit sich diese Patienten nicht ins Wartezimmer setzen müssen", so der Mediziner.
Unsere Quellen:
- Landeszentrum Gesundheit NRW
- Robert-Koch-Institut (RKI)
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Reporter
- Techniker Krankenkasse