Studiogespräch: Jürgen Becker, Kabarettist, "Arsch huh"
Aktuelle Stunde. 03.12.2023. Verfügbar bis 03.12.2025. WDR.
"Arsch-Huh" in Köln: Nur wenige Besucher bei Friedenskundgebung
Stand: 03.12.2023, 22:09 Uhr
Deutlich weniger Besucher als erwartet sind am Sonntag zur Friedens-Kundgebung von "Arsch huh" in Köln gekommen. Im Vorfeld hatte es viel Kritik gegeben.
Die Veranstalter hatten mit mehreren tausend Besuchern gerechnet. Tatsächlich kamen am Sonntag nur rund 700 Menschen zum Aachener Weiher in der Kölner Innenstadt, um für Frieden in Nahost zu demonstrieren.
Zentralrat der Juden sagt Teilnahme ab
Blick von der Bühne auf die Zuschauer in Köln
Bei der Kundgebung der Musiker-Initiative "Arsch huh – Zäng ussenander" wurden Reden gehalten und mehrere Kölner Bands traten auf. Im Vorfeld hatte es Kritik an der Veranstaltung gegeben. Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, hatte seine Teilnahme abgesagt.
Im WDR erklärte Lehrer den Grund für die Absage: "Es gibt keine Unterscheidung, keine Abstufung, dass zunächst Hamas Gräueltaten begangen hat, auf die Israel mit einem Selbstverteidigungsrecht geantwortet hat", so Lehrer. "Und diese Gleichsetzung der Aktionen ist für mich nicht akzeptabel."
Jürgen Becker von "Arsch Huh" reagiert auf Kritik
Der Kabarettist Jürgen Becker, eine der zentralen Figuren bei "Arsch Huh", reagierte im WDR auf die Kritik: Er sagte, es stimme, dass man zwischen den Angriffen der Hamas und der Reaktion Israels darauf unterscheiden müsse. Das habe man auch getan, aber vielleicht nicht gut formuliert.
Becker verteidigte die Einladung von Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime. "Weil wir können den Antisemitismus nicht bekämpfen, wenn wir nicht wenigstens versuchen, die Muslime mit ins Boot zu nehmen", so Becker.
Zentralrat der Muslime: Antisemitismus eine Sünde
Aiman Mazyek selbst betonte in seiner Rede, der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern könne nicht religiös begründet werden. Es handle sich um eine politische Auseinandersetzung, die auch politisch gelöst werden müsse. Als Muslim betone er, dass Antisemitismus eine Sünde sei: "Jede Form von Menschenfeindlichkeit trifft auf unseren erbitterten Widerstand!"
Gerhart Baum erhebt Vorwürfe
FDP-Politiker Gerhart Baum
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) fand in seiner Rede kritische Worte zum Aufruf zu der Kundgebung. Es sei nicht deutlich genug gemacht worden, dass die Aggression im aktuellen Nahost-Konflikt von der Terrororganisation Hamas ausgegangen sei. Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Das aber müsse nach humanitären Regeln gestaltet werden – was schwierig sei, weil die Hamas militärische und zivile Objekte miteinander verbunden habe.
Es sei falsch, von zwei Kriegsparteien zu sprechen. Gleichzeitig sei es aber auch nicht richtig, die Palästinenser pauschal mit der Hamas gleichzusetzen. Baum kritisierte die "aggressive Siedlungspolitik Israels in der Westbank" und erhielt dafür vom Publikum Applaus.