Unruhen in Frankreich: Das müssen Urlauber beachten

Stand: 02.07.2023, 17:01 Uhr

Die gewalttätigen Ausschreitungen in Frankreich treffen auch Tausende Touristen aus Deutschland und NRW. Ist der Urlaub im Nachbarland noch sicher? Fragen und Antworten.

Frankreich kommt nicht zur Ruhe. Auch in der fünften Nacht nach dem Tod eines Jugendlichen durch Polizeikugeln gab es in mehreren französischen Städten heftige Straßenschlachten. Hinzu kamen unzählige Fälle von gefährlicher Brandstiftung. Die Gewalt auf den Straßen habe bereits erste Auswirkungen auf den Tourismus, sagte ein Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbands im französischen Rundfunk: Es gebe eine "Welle der Stornierungen" in allen betroffenen Gebieten.

Was aber, wenn ich mich mit meiner Familie bereits am französischen Urlaubsort befinde? Gibt es Sicherheitshinweise der Bundesregierung? Und was passiert, wenn mein Auto in Flammen aufgeht? Fragen und Antworten.

Wo genau sind die Ausschreitungen besonders heftig?

Die Unruhen haben zahlreiche große und kleinere Städte in Frankreich erfasst. Besonders gefährlich war es in den vergangenen Nächten vor allem in Paris und verschiedenen kleineren Nachbarstädten der Hauptstadt. Aber auch in Marseille, Lyon, Grenoble, Nantes, Straßburg, Toulouse und Nizza gab es Straßenschlachten, Brandstiftungen und Plünderungen.

Teilweise beschränkte sich die Gewalt auf die Vorstädte - teilweise waren aber auch die bei Touristen beliebten Innenstädte stark betroffen. In der Nacht zu Sonntag setzte die Polizei zum Beispiel Tränengas ein, um die Prachtstraße Champs-Elysées in Paris zu räumen.

Gab es auch außerhalb Frankreichs Ausschreitungen?

Ja, in der Schweiz gab es Ausschreitungen und Festnahmen. Wie die Schweizer Polizei am Sonntag mitteilte, kam es in der Nacht im Stadtzentrum von Lausanne zu Sachbeschädigungen an Geschäften. Die Polizei nahm sieben Menschen fest, darunter sechs Minderjährige.

Mehr als hundert Jugendliche und junge Erwachsene hatten sich den Angaben zufolge am Samstagabend nach Aufrufen in den Online-Netzwerken im Lausanner Stadtzentrum versammelt. Sie schlugen Schaufensterscheiben ein und warfen Steine und einen Brandsatz auf Polizisten. Die Polizei habe mehrfach versucht, die Demonstration der vermummten und "aggressiven" Jugendlichen aufzulösen. Es sei aber niemand verletzt worden.

Gibt es für Frankreich eine offizielle Reisewarnung?

Nein, gibt es nicht. Das Auswärtige Amt hat allerdings seine Reise- und Sicherheitshinweise für Frankreich aktualisiert. Deutschen Urlaubern wird darin dringend geraten, sich ständig über die aktuelle Lage am Ferienort zu informieren. Wer die Landessprache nicht gut genug beherrscht, um die lokalen Medien zu verfolgen, kann sich zum Beispiel auch an die Hotellobby oder seinen Reiseveranstalter wenden. Außerdem erinnert das Auswärtige Amt an eigentlich selbstverständliche Vorsichtsmaßnahmen: "Meiden Sie weiträumig Orte gewalttätiger Ausschreitungen."

Reicht das aus?

Eher nicht. Weil sich kaum vorhersehen lässt, wann und wo Randalierer zuschlagen, sollten speziell Familien mit Kindern besondere Vorsicht walten lassen: In den Abendstunden sollten sie Menschenansammlungen in den betroffenen Gebieten grundsätzlich meiden.

Kann ich mich in Frankreich derzeit frei bewegen?

Auf Anweisung des Innenministeriums in Paris ist landesweit ab 21 Uhr bis 6 Uhr der Verkehr von Bussen und Straßenbahnen eingestellt. Zahlreiche Städte und Gemeinden haben darüber hinaus eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Einige Großveranstaltungen, etwa Konzerte, wurden in Frankreich abgesagt. Wer in nächster Zeit eine Großveranstaltung im Nachbarland besuchen will, sollte sich zum Beispiel über die Website informieren, ob sie stattfindet.

Was tun, wenn es zu Ausschreitungen kommt?

Sobald Ausschreitungen begonnen haben, sollten Sie wenn möglich im Hotel oder in Ihrer Ferienwohnung bleiben. Angesichts der zahlreichen Brandstiftungen ist es auch nicht falsch, sich den Weg zum Notausgang genau einzuprägen.

Um Ansammlungen von Polizisten sollte man besser einen großen Bogen machen. So vermeiden Sie Missverständnisse. Die Beamten könnten sich beispielsweise bedroht fühlen - und reagieren dann womöglich mit Gewalt.

Gibt es eingeschränkte Öffnungszeiten von Geschäften, Restaurants und Museen?

Davon war zunächst nichts bekannt. Bei den seit Tagen andauernden Krawallen ist aber teils erheblicher Sachschaden entstanden. Nach Angaben von Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire sind allein zwischen Dienstag und Samstag mehr als 700 Läden, Supermärkte, Restaurants und Bankfilialen geplündert oder sogar zerstört worden. Hier könnte es also Einschränkungen geben.

Kann ich die Reise noch stornieren?

Falls der Reiseveranstalter keine Kulanz-Regelung anbietet, sieht es eher schlecht aus: Unruhen im Urlaubsland sind meistens kein Grund für eine (kostenfreie) Stornierung - vor allem, wenn die Ausschreitungen nicht das ganze Land, sondern nur einzelne Städten betreffen. Wenn eine konkrete Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorliegt, stehen die Chancen in der Regel besser: Das ist aber hier nicht der Fall.

Und wenn mein geparktes Auto in Flammen aufgeht?

Allein in der Nacht zu Samstag wurden landesweit 1.350 Fahrzeuge angezündet. Es ist also empfehlenswert, sich für die Zeit der Ausschreitungen einen überdachten Parkplatz zu suchen - am besten mit Wachdienst. Wenn es doch passiert ist, muss man darauf hoffen, dass die Versicherung den Schaden bezahlt: Gewöhnlich sind Autobrände - auch durch Vandalismus - durch die Teil- und Vollkaskoversicherung abgedeckt. Achtung: Als Brand gilt in der Regel nur ein Feuer mit Flammenbildung.

Schmor- und Sengschäden werden regelmäßig nicht erstattet, wenn nur eine Teilkaskoversicherung vorliegt, ebenso keine anderen Schäden durch Vandalismus.

Was tun, wenn ich selbst Opfer von Gewalt wurde?

Hilfe bieten Ihnen die deutschen Auslandsvertretungen in Frankreich - das sind die Deutsche Botschaft in Paris sowie die Generalkonsulate in Bordeaux, Lyon, Marseille und Straßburg. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Sie dabei, dass Sie in ärztliche Behandlung kommen und Rechtsberatung erhalten.

Über dieses Thema berichten wir im WDR auch am Sonntag in der "Aktuellen Stunde", ab 18.45 Uhr im WDR-Fernsehen.

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