Hitze und Trockenheit - So geht NRW mit dem Sommer 2022 um

Stand: 25.08.2022, 21:43 Uhr

Blauer Himmel, Sonne ohne Ende - aber auch Hitze, Trockenheit und Dürre: Der Sommer 2022 stellt uns vor Herausforderungen, wie unsere Reportagen in einem WDR Extra zeigen.

34 Grad im Rheinland, 33 Grad in Ostwestfalen - am Donnerstag erreichen die Temperaturen in NRW die Höchstwerte dieser Woche. Einerseits ein Traumsommer - verglichen mit so vielen verregneten Sommern, die hinter uns liegen. Andererseits: In vielen Regionen hat es seit Wochen nicht geregnet, die Böden sind bis in die Tiefe knochentrocken, Ernten verdörren, Flüsse werden zu mickrigen Bächen. Und für viele wird die Hitze auch körperlich zur Belastung.

Die Menschen in NRW sind mittlerweile zwiespältig - so das Fazit von Reporterin Astrid Houben, die sich für den WDR am heißen Donnerstag in Essen umgehört hat. Manch einer genoss zwar den Sommertag im Freibad - doch die extreme Hitze hat für viele inzwischen auch beunruhigende Schattenseiten. Wegen der Trockenheit wünschten sich fast alle ein paar Regentage.

Auf den Feldern nur noch Dürre

Richtig hart wird es mittlerweile für die Landwirte. Seit Ende Juni wächst so gut wie nichts mehr auf den Wiesen und Weiden in Deutschland. Die Tiere auf den Weiden von Bio-Landwirt Ulf Allhoff-Cramer aus Detmold fressen dort bereits das Winterfutter. "Eine krasse Erfahrung" sei das, sagt der Bauer in der WDR-Reportage, „wir können uns auf nichts mehr verlassen“. Die nächste Dürre, meint er, könne für viele Betriebe das Aus bedeuten.

Winzer im Ahrtal: Erst zu viel Wasser, dann zu wenig

Vor einem Jahr wüteten im Ahrtal noch die Wassermassen der übergelaufenen Ahr. Die Winzer des berühmten Ahrweins konnten ihre vom Hochwasser verschmutzten Weinflaschen nur noch zu Billigpreisen verkaufen - wenn überhaupt. Jetzt kämpfen sie an den Hängen des Flusstals mit der Trockenheit. Um ihre Weinstöcke zu bewässern, müssen sie kreativ werden.

Winzer Jan Hallerbach aus Mayschoss hat dünne Wasserschläuche an seinen Weinstöcken angebracht, die die dunkelblauen Trauben wässern und kühlen sollen. Das funktioniert offenbar: Er sei "sehr optimistisch“, sagt der junge Winzer.

Wein – Die Rebe und der Klimawandel Planet Wissen 26.12.2022 58:24 Min. UT Verfügbar bis 25.10.2026 ARD-alpha

Das macht der Sommer aus NRW

NRW hat sich durch die Trockenheit bereits massiv verändert. Seen sind ausgetrocknet, Wiesen gelb, Wälder abgebrannt. In den Trinkwasser-Talsperren sinken die Wasserstände. Die steigende Waldbrandgefahr hat sogar die Politik auf den Plan gerufen: Die NRW-Landesregierung hat ein Konzept vorgestellt, wie Wälder künftig besser vor Bränden geschützt werden können.

Dazu gehören zum Beispiel Schutzwälle aus schwerer brennbaren Buchen und breitere Waldwege, die im Notfall von Löschfahrzeugen befahrbar sind.

Flüsse werden zu Rinnsalen

Wer am Fluss lebt, hat die Folgen der Trockenheit täglich vor Augen: Die Pegel von Rhein, Ruhr und anderen Flüssen sind stark gesunken. Schiffe auf dem Rhein fahren nur mit geringer Beladung, zeitweise musste die Schifffahrt schon ganz eingestellt werden. Reporterin Svenja Kellershohn berichtet live von der Rheinfähre in Hitdorf, die wegen Niedrigwassers tagelang still stand. Eigentlich dient die Fähre täglich vielen Autofahrern als Brückenersatz über den Rhein.

Wie viel Klimaanlage ist nötig?

Gäbe es nicht gleichzeitig eine Gaskrise als Folge des Kriegs in der Ukraine - dann würden wohl in diesen Tagen viele ihre Klimaanlage hochdrehen. Aber auch ohne Gaskrise sollten Besitzer einer Klimaanlage inzwischen zweimal überlegen, ob und wie sie ihre Kühlung einschalten. Denn Klimaanlagen sind Stromfresser - und die angesichts des Klimawandels überhaupt nicht mehr angesagt. Ein großes Dilemma in Zeiten immer heißerer Sommer!

Wenn Regen auf steinharten Boden fällt

110 Milliliter Regen sind in NRW in diesem Sommer erst gefallen – 238 Milliliter war bislang der Durchschnitt. Wenn es wochenlang nicht geregnet hat, sind die Böden knallhart und knochentrocken. Fallen dann doch die erlösenden Tropfen vom Himmel, kann die Erde das kostbare Nass meist gar nicht aufnehmen. Das Regenwasser läuft einfach ab.

Forscher aus Jülich machen nun ein kurioses Experiment: Sie haben Boden aus NRW nach Brandenburg gebracht, wo es schon seit Jahren noch wärmer ist als in NRW. Umgekehrt liegen jetzt auch Bodenstücke aus dem Osten auf Feldern in der Nähe von Düren. Für den Boden sei das "erst ein Schock“, sagt Agraringenieur Thomas Pütz - umso gespannter sind die Forscher, wie der Boden mit den jeweils anderen Bedingungen zurecht kommt.

In unterirdischen Kammern werden dazu sogar die Wurzeln der Pflanzen beobachtet. Eins sei jetzt schon klar, sagt Pütz: Die Böden nehmen bereits jetzt nicht mehr so viel Wasser auf wie in früheren Jahren.