Fast die Hälfte Europas von Dürre bedroht - auch NRW

Stand: 23.08.2022, 17:03 Uhr

Viel Sonne, wenig Regen: Das seit Wochen und Monaten herrschende Wetter lässt das Risiko für Dürren in Europa weiter steigen. Auch in NRW ist die Lage kritisch.

Fast die Hälfte Europas ist laut Experten von Dürre bedroht. In einem Bericht der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle heißt es, es werde für 47 Prozent des europäischen Gebiets vor Dürre gewarnt. Darüber hinaus sei der Zustand bereits auf 17 Prozent der Fläche alarmierend.

Auch NRW ist betroffen. Anfang August weist die Institution der Europäischen Kommission eine mittlere Dürregefahr für weite Teile des Landes aus. Lediglich entlang des Niederrheins im Nordwesten des Landes ist die Gefahr laut Dürrebeobachtungsstelle nur niedrig.

Ein Blick in die Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, wie kritisch die Situation aber schon jetzt ist. Demnach herrschte am 21. August auf rund der Hälfte der Fläche von NRW eine "außergewöhnliche Dürre" mit Blick auf die tieferen Bodenschichten bis 1,80 Meter Tiefe.

Betrachtet man die oberen Bodenschichten, die vor allem für die Wasserversorgung vieler Pflanzen wichtig sind, wird deutlich, dass das ein anhaltender Trend ist. Immer wieder trockneten weite Teile in NRW in den vergangenen Jahren extrem aus.

Laut dem Präsidenten der NRW-Landwirtschaftskammer gibt es dabei aktuell regionale Unterschiede. "Wirklich dramatisch sieht es aus in den reinen Sandgebieten", so Karl Werring bei der Vorstellung der ersten Erntebilanz für 2022 am Montag. "Das wäre dann der Kreis Steinfurt im Norden des Landes." Aber auch der Niederrhein und die Eifel sind laut Werring betroffen, also auch eine Region, für die die Dürrebeobachtungsstelle das Risiko einer Dürre als geringer einschätzt.

Dürre hat sich seit Anfang August weiter ausgedehnt

Der aktuelle Zustand wirkt sich vor allem negativ auf die Ernte von Sommerkulturen aus. Am stärksten sind laut dem Bericht der Dürrebeobachtungsstelle Mais, Sojabohnen und Sonnenblumen betroffen. Auch dafür gibt es in NRW Belege: Einige Landwirte mussten in diesem Jahr bereits ihre Maisfelder wegen der Dürre verfrüht abernten.

Das hängt auch damit zusammen, dass sich die Situation seit Anfang August noch einmal verschlechtert hat. In dem am Montag veröffentlichten Bericht der Europäischen Dürrebeobachtungsstelle heißt es, die schwere Dürre, von der viele Regionen Europas seit Anfang des Jahres betroffen seien, habe sich seit Beginn des aktuellen Monats weiter ausgedehnt und verschlimmert. Sie hänge mit einem anhaltenden Niederschlagsmangel in Verbindung mit einer Reihe von Hitzewellen seit Mai zusammen.

Dürresommer könnte sich bis in den September ziehen

Und dieser Trend könnte weiter anhalten. Der Bonner Klimatologe Karsten Brandt hält es für möglich, dass das sonnige und gleichzeitig trockene Wetter noch bis in den September anhält und bis dahin nur vereinzelt Regen fällt.

Wegen der anhaltenden Dürre könne man in diesem Zusammenhang von einem "Wetter-Ereignis" sprechen, das dem Klimawandel geschuldet sei, so Brandt. Er betont, dass die aktuelle Trockenheit und die daraus resultierende Dürre nicht das Problem eines einzigen Jahres seien, sondern die Folge eines längeren Zeitraums.

Hitze nimmt zu, Niederschlag ab

Das belegen auch die historischen Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für NRW. Seit Jahren steigen demnach die Durchschnittstemperaturen während gleichzeitig die durchschnittlichen Niederschlagsmengen sinken.

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