Warum bei "Pegel Null" trotzdem noch Wasser im Rhein ist

Stand: 16.08.2022, 12:51 Uhr

Der Pegelstand des Rheins in Emmerich hat einen historischen Tiefstand von null Zentimetern erreicht. Warum auf dem Fluss dennoch Schiffe unterwegs sind - hier kommt die Antwort.

Die Trockenheit hat zu einem Rekord-Tiefstand des Rheins bei Emmerich kurz vor der niederländischen Grenze mit einem Pegelstand null geführt. Wer nun meint, mal eben ans andere Ufer waten zu können, der irrt. Die Fahrrinne ist auch dort, wo die Pegel besonders niedrig sind, nach wie vor befahrbar.

Pegel nicht an Flusssohle gemessen

Die Pegelstände sind nicht zu verwechseln mit dem tiefsten Punkt im Fluss. Die Fahrrinnen für die Berufsschifffahrt sind deutlich tiefer als der Wasserstand laut Pegel. Dieser zeigt lediglich die Differenz zwischen der Wasseroberfläche und dem sogenannten Pegelnullpunkt, der nicht am tiefsten Punkt der Flusssohle liegt. In Emmerich werden beispielsweise 1,80 Meter für die Berufsschifffahrt frei gehalten.

Dennoch ist dabei hohe Konzentration gefordert, wenn die Schiffe durch die schmale Fahrrinne gesteuert werden müssen. "Der Rhein zieht sich auf seine Rinne zurück und die Schifffahrt fährt gebündelter", erklärt Kapitän Patrick Mnich gegenüber dem WDR. Der Binnenschiffer hat an diesem Tag Kohle geladen, aber sein Schiff ist nicht so groß wie andere. Deshalb macht er sich zum jetztigen Zeitpunkt noch keine Sorgen. Andere Binnenschiffe können nur noch zu einem Teil beladen werden.

Fähren bleiben am Ufer

Trotzdem haben die niedrigen Pegel massive Auswirkungen auf den Waren- und Personenverkehr. Fähren etwa, die von Ufer zu Ufer fahren, sind teilweise schon eingestellt. Betroffen ist unter anderem die Rheinfähre bei Rees im Kreis Kleve, wie der Fährbetrieb mitteilte.

Als der Pegelstand des Rheins in der Nachbargemeinde Emmerich kurz vor der niederländischen Grenze bereits am Montagmittag mit zwei Zentimetern einen Tiefststand erreichte, war klar, dass die Fähre vorerst niemanden mehr ans andere Ufer bringt. Der bisherige Tiefststand hatte bei sieben Zentimetern Ende Oktober 2018 gelegen.

"Solange es nicht regnet, geht es weiter bergab", so ein Sprecher der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung. Es regnete zwar punktuell, aber deutlich zu wenig, um Pegel steigen zu lassen.

Gütertransport und Ausflugsschifffahrt eingeschränkt

Neben dem Gütertransport - Schiffe können wegen des niedrigen Wasserstands nicht mehr voll beladen werden - leidet unter den extrem niedrigen Werten auch die Ausflugsschifffahrt. "Wir mussten am vergangenen Wochenende eine große Veranstaltung absagen. Auch das Duisburger Hafenfest am kommenden Wochenende findet ohne uns statt. Wir können nicht anlegen", sagte Kapitän Rainer van Laak von der Reeser Personenschifffahrt.

Durch den niedrigen Wasserstand stünden die Anleger teils so steil zum Ufer, dass sie vor allem für ältere Fahrgäste schwer zu begehen seien. "Es müsste vom Oberrhein mal so richtig regnen, damit der Fluss sich endlich wieder auffüllt", sagte van Laak. Doch das sei vorerst nicht in Sicht.

Für den Fischbestand im Rhein bringt das Niedrigwasser zusätzlichen Stress: Die Tiere zögen sich mit dem sinkenden Wasserstand in tiefere Fahrrinnen zurück, wo sie ständig dem Schiffsverkehr ausweichen müssten, sagte ein Düsseldorfer Stadtsprecher. Das belaste die Fische.