Millionen-Erbin will Geld verschenken
Aktuelle Stunde. 10.01.2024. 03:36 Min.. Verfügbar bis 10.01.2026. WDR. Von Claudia Beucker.
Warum Millionenerbin Engelhorn ihr Vermögen verschenkt
Stand: 10.01.2024, 19:16 Uhr
Marlene Engelhorn hat mehr als 27 Millionen Euro geerbt. 90 Prozent davon will sie verschenken. An wen, soll ein unabhängiges Gremium entscheiden. Wer ist die 31-Jährige und was treibt sie an?
Die deutsch-österreichische Millionenerbin und Sozial-Aktivistin Marlene Engelhorn will den größten Teil ihres Vermögens an die Allgemeinheit zurückgeben. Darüber, wer genau die 25 Millionen Euro bekommt, soll ein Gremium mit der Bezeichnung "Guter Rat für Rückverteilung" entscheiden. Dieses Gremium besteht demnach aus "50 zufällig ausgewählten Menschen", wie es auf einer Internetseite heißt, die speziell für dieses Projekt eingerichtet wurde.
Das Gremium soll sich zwischen März und Juni an sechs Wochenenden treffen und mit Hilfe von Experten und Expertinnen aus der Wissenschaft und aus der Praxis diskutieren, wer das Geld bekommt. Marlene Engelhorn selbst hat laut eigener Aussage keinerlei Mitsprache. Einzige Vorgabe für den "Guten Rat": Das Geld darf nicht für verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke genutzt werden.
Wer ist Marlene Engelhorn?
Marlene Engelhorn ist Urururenkelin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Als ihre Großmutter Gertraud "Traudl" Engelhorn-Vechiatto 2022 starb, erbte sie einen Teil des Vermögens der damals 94-Jährigen, das Forbes im selben Jahr auf 4,2 Milliarden Euro schätzte.
Das Geld stammt vor allem aus dem Verkauf des Pharmakonzerns Boehringer Mannheim an Hoffmann-La Roche im Jahr 1997. Das Schweizer Unternehmen zahlte damals 11 Milliarden Dollar. Die Anteile, die Engelhorn-Vechiatto hielt, waren Schätzungen zu folge 2,45 Millarden Dollar wert.
Wie hoch genau Marlene Engelhorns Anteil am Erbe ist, ist nicht bekannt. Die 25 Millionen Euro, die jetzt "umverteilt" werden sollen, entsprechen aber offenbar 90 Prozent ihres Vermögens.
Wieso will Marlene Engelhorn ihr Erbe spenden?
Mit der Aktion will die Erbin ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen. Das reichste Prozent der Bevölkerung in Österreich besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. "Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen", sagte Engelhorn.
Verantwortlich für diese Schieflage macht sie in ihrer österreichischen Heimat vor allem den Staat, der keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften erhebe. Zugleich kämen viele Menschen mit einem Vollzeit-Job nur schwer über die Runden - und zahlten für jeden Euro, den sie mit Arbeit verdienten, Steuern.
Marlene Engelhorn
"Ich bin ja bei "tax me now" Mitgründerin und dort umgeben von vielen vermögenden Menschen, die das betrachten wie ich und die auch finden, die Umverteilung ist eigentlich Aufgabe des Staates", so Engelhorn im Gespräch mit dem WDR. Gleichzeitig sei ihr klar, dass Menschen wie sie, die den Zugang zu so viel Vermögen haben, sich nicht ewig bitten lassen dürften und selbst eine Rückverteilung machen müssten. Bei ihrer Aktion ist der 31-Jährigen nach eigener Aussage vor allem wichtig, dass sie demokratisch, transparent und öffentlich abläuft.
Was erhofft sich Marlene Engelhorn von der Aktion?
In erster Linie will die 31-Jährige die Debatte um das Thema der gerechten Verteilung wieder anstoßen. "Dass sich zum Beispiel ein besseres Verständnis von Verteilungsdynamiken etabliert", so Engelhorn im Gespräch mit dem WDR. Und dass klarer werde, wer den Auftrag hat, sich um Verteilung zu kümmern - nämlich die Politik.
Was sagt der Rest der Familie Engelhorn zu der Aktion?
Im Interview mit dem WDR betont Marlene Engelhorn, dass ihre Familie hinter ihr und ihrer Aktion steht. Zur Frage, was ihre Verwandten, die ja auch am Erbe von "Traudl" Engelhorn-Vechiatto beteiligt sind, mit ihrem Geld machen, will sich die 31-Jährige aber nicht äußern: "Ich kann nicht im Namen dieser Menschen sprechen", so Engelhorn. "Was die mit ihrem einzelnen Vermögen machen, dass kann ich nicht einfach erzählen."
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Internetseite des "Guten Rats für Rückverteilung"
- Interview mit Marlene Engelhorn
Über dieses Thema berichtet der WDR am 10. Januar 2024 auch im WDR Fernsehen in der Aktuellen Stunde.