Deutscher Computerspielpreis 2023: "Chained Echoes" bestes Game

Stand: 12.05.2023, 11:09 Uhr

Beim Deutschen Computerspielpreis in Berlin haben vor allem Games von kleineren Entwicklern abgeräumt. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb über Gewinner und Trends in der Szene.

Den Preis für das "Beste deutsche Spiel" konnte sich ein Entwickler aus NRW für "Chained Echoes" sichern: Mehrere Jahre hat Matthias Linda aus Köln weitgehend allein an dem Rollenspiel getüftelt und gearbeitet. Unterstützt wurde er von Deck13 Spotlight. Jetzt hat sich der Games-Allrounder in Berlin die begehrte Trophäe für das beste Spiel des Jahres abgeholt.

Sieger-Game aus Köln: "Chained Echoes"

Videospiel "Chained Echoes"

Gewinnertitel "Chained Echoes": Das Spiel hat im Wesentlichen ein Ein-Mann-Team aus Köln entwickelt

Wer "Chained Echoes" spielt, erlebt ein Role-Play-Game, kann also in verschiedene Rollen schlüpfen. Es geht um jede Menge Magie, roboterähnliche Maschinen (sogenannte Mechs) und Drachen. Die liebevoll gestaltete 16-Bit-Grafik unterscheidet sich erkennbar von Hochglanz-Produktionen internationaler Entwicklerstudios. Das Spiel erinnert an japanische Animationsfilme und Video-Games der 1990er-Jahre. Spielerinnen und Spieler begleiten eine Gruppe von Helden bei ihrer Reise über den Kontinent "Valandis". Dort tobt ein erbitterter Krieg zwischen drei Königreichen.

Das Spiel kommt bei Gamerinnen und Gamern gut an: Auf der Gaming-Plattform "Steam" geben die Spieler fast ausnahmslos Bestnoten, auch die Fachpresse ist begeistert. Es folgte nun die wichtigste deutsche Auszeichnung, der "Deutsche Computerspielpreis", der ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro hat und damit kleine Studios und Entwicklerteams fördert.

15 Kategorien und Preise

Insgesamt wurden 15 Preise verteilt. Anders als bei anderen Preisen erhalten auch die Nominierten eine Prämie, was gerade für kleinere Entwicklerteams eine wichtige Finanzspritze für kommende Produktionen und Projekte bedeutet.

Screenshots verschiedener Games

Screenshots aus den Gewinner-Games

  • Bestes Spiel: "Chained Echoes"
  • Nachwuchspreis Bestes Debüt: "Signalis"
  • Bestes Familienspiel: "Die magische Bretterbudenburg"
  • Beste Innovation und Technologie: "Beethoven // Opus 360"
  • Bestes Gamedesign: "Dome Keeper"
  • Bestes Audiodesign: "Signalis"
  • Bestes Grafikdesign: "Abriss - Build to Destroy"
  • Bestes Serious Game: "Beholder 3"
  • Bestes Mobiles Spiel: "Dungeons of Dreadrock"
  • Bestes Expertenspiel: "Touch Type Tale - Strategic Typing"
  • Bestes Internationales Spiel: "God of War Ragnarök"
  • Spieler/Spielerin des Jahres: Pia Scholz (aka Shurjoka)
  • Studio des Jahres: Paintbucket Games (Berlin)
  • Sonderpreis der Jury: #FemDevsMeetup

Trend: Indie Games

Es gibt schon länger einen Trend hin zu "Indie Games". So werden Spiele genannt, die nicht von internationalen Konzernen kommen, die längst routiniert Millionenbeträge in die Entwicklung der Games stecken. Manche haben dreistellige Millionen-Budgets, vergleichbar mit großen Filmproduktionen in Hollywood. Doch die meisten dieser Titel sind angesichts der Investitionen auf maximalen Erfolg getrimmt. Entwickler von "Indie Games" haben eine größere kreative Freiheit und können auch Nischen bedienen.

Indie-Spiele ermöglichen den Entwicklern, sich künstlerisch auszudrücken und ihre Visionen und Geschichten auf eine persönlichere Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Das kann zu tieferen und bedeutungsvolleren Spielerlebnissen führen - und wird von einem wachsenden Publikum auch gewürdigt und wertgeschätzt. Beim "Deutschen Computerspielpreis" waren vor allem solche Indie Games erfolgreich.

Computerspielpreis will Wirtschaftsstandort Deutschland fördern

Verleihung des Deutschen Computerspielpreises

Feierliche Preisverleihung in Berlin: Der Deutsche Computerspielpreis zeichnet jährlich die besten Spiele aus Deutschland aus

Der Deutsche Computerspielpreis ist zum 13. Mal vergeben worden. Er soll Games-Produktionen aus Deutschland fördern: Zum einen sollen gut gemachte Produktionen eine öffentliche Bühne bekommen, zum anderen erhalten Preisträger und Nominierte ein Preisgeld. In der Summe sind es 800.000 EUR, gestiftet von der Bundesregierung.

Ziel ist, dass mehr Games in Deutschland entwickelt werden. Dafür braucht die Branche talentierte Menschen, die Ideen für Games haben, sie entwickeln und vermarkten. Es ist ein riesiger Markt: Weltweit werden bereits 750 Milliarden Dollar mit Computer- und Video-Games umgesetzt. In Deutschland sind es laut Branchenverband Bitkom etwa zehn Milliarden Euro pro Jahr. Je mehr erfolgreiche Spiele in Deutschland entwickelt werden, desto mehr Arbeitsplätze entstehen in diesem Segment.

Über den Autor

Jörg Schieb, WDR-Digitalexperte.

WDR-Digitalexperte Jörg Schieb

Jörg Schieb, Jahrgang 1964, ist WDR-Digitalexperte und Autor von 130 Fachbüchern und Ratgebern. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf unseren Alltag.

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