"Die Krankheitswelle ist da", sagte eine Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein am Donnerstag in Köln. Erwartungsgemäß seien die Krankenstände nach den närrischen Tagen explodiert, "die Krankmeldungen haben sich in den letzten Tagen verdoppelt."
Erkältung, Grippe oder doch Corona?
Die meisten Patienten klagten über Erkältungssymptome. Dabei handele es sich sowohl um klassische Erkältungen als auch Grippe oder Corona. In den nächsten Tagen wird die Zahl der Krankheitsfälle nach Einschätzung des Verbands weiter zunehmen. Grund sei, dass nach dem langen Karnevalswochenende nun auch in den Schulen die Keime weiterverbreitet würden.
Und diese Krankheitswelle trifft auch die Arztpraxen selbst. In seiner Region seien Praxen teilweise ganz geschlossen, weil zu viele Mitarbeiter krank seien, sagte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein dem WDR am Samstag. "Wir rechnen durchschnittlich mit 25 Prozent Personalausfallquote in allen Praxen. Das ist aber die untere Grenze."
Dass es generell mehr Krankheitsfälle gibt, bestätigt Ulf Dittmer, Virologe an der Uniklinik Essen. "Die Zahlen sind in der letzten Woche hochgegangen - nicht nur für Corona, auch für Grippe", sagte Dittmer am Samstag dem WDR. "Wir haben mehr Patienten, die Situation ist aber nicht dramatisch. Und wir haben nicht viele Fälle mit schwerem Covid-19-Verlauf."
Virologe: Viele hatten noch kein Corona
Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen.
Man habe aber festgestellt, dass überraschend viele Menschen noch gar keine Covid-Infektion hatten. "Wir haben eine Studie gemacht mit allen anderen Virologien in NRW und festgestellt, dass etwa 30 Prozent der Teilnehmer noch kein Corona gehabt haben." Davon seien alle Personen geimpft gewesen. "Und diese haben in der Corona-Zeit wahrscheinlich sehr konsequent den Mund-Nasen-Schutz getragen - es spielen aber auch genetische Aspekte oder einfach Glück eine Rolle".
Der Karneval trage sicher zu erhöhten Krankenzahlen bei, aber diese seien für die Jahreszeit nicht unüblich: "Es ist noch Februar. Der Winter ist noch nicht vorbei. Die Gefahr, dass Infektionen stattfinden, ist halt deutlich höher als im Sommer."
KV: Zu früh für belastbare Aussagen
Für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein war es am Donnerstag noch zu früh, um belastbare Angaben zu machen, zumal Infekte in der Regel erst einige Tage nach der Ansteckung ausbrächen. Die KV Westfalen-Lippe hält einen Anstieg der Grippefälle auf Grund des Karnevals für "nicht unwahrscheinlich", da es viele Kontakte auf engem Raum gegeben habe.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete einen leichten Anstieg auf niedrigen Niveau bei der der Corona-Inzidenz. Der Wert habe vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche erneut um elf Prozent zugenommen, schrieb das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Bericht vom Donnerstagabend.
Die weitere Entwicklung hänge von verschiedenen Faktoren ab, schrieb das RKI. Sie sei angesichts der weiteren Lockerungen von Maßnahmen und von Großveranstaltungen insbesondere in Bezug auf Grippe und Covid-19 "aktuell schwer vorherzusagen".
Kassenärztliche Vereinigung rät zur Grippe-Impfung
Wer noch nicht erkrankt sei und beruflich oder privat mit vielen Menschen zu tun habe, solle sich gegen Grippe impfen lassen, rät die KV.