Verkaufsverbot für Babboe Lastenräder Aktuelle Stunde 16.02.2024 UT Verfügbar bis 16.02.2026 WDR Von Cengiz Ünal

Rahmenbruch: Verkaufsstopp der Lastenräder von Babboe

Stand: 16.02.2024, 11:39 Uhr

In den Niederlanden wurde der Verkauf aller Lastenräder der Marke Babboe gestoppt. Der Grund: Es komme immer wieder zu Rahmenbrüchen - mit gefährlichen Folgen.

Von Oliver Scheel

Wer ein Lastenrad fährt, der braucht für den Stadtverkehr eigentlich kein Auto mehr. Deshalb sind die Elektroräder mit dem hohen Transportvolumen besonders in den Großstädten so beliebt. Doch wie sicher sind die schweren Ungetüme eigentlich? Eine Nachricht aus den Niederlanden lässt aufhorchen.

Die niederländische Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) hat den Lastenradhersteller Babboe verpflichtet, den Handel mit all seinen Lastenrädern sofort einzustellen. Außerdem wurde das Unternehmen aufgefordert, eine Rückrufaktion zu starten.

Rahmenbruch eine große Gefahr für die Passagiere

Der Grund: Die Rahmen der Räder könnten brechen, daraus könnten wiederum schwere Verletzungen bei Radfahrern und den mit den Rädern transportierten Kindern resultieren. Laut Meldung der NVWA ist die Sicherheit der Lastenräder nicht ausreichend gewährleistet.

Die Behörde hatte Ende 2023 mit einer Untersuchung begonnen, nachdem es Hinweise auf mehrere Rahmenbrüche an den Babboe-Rädern gegeben hatte. Babboe sei diesen Berichten nicht wie gesetzlich vorgeschrieben nachgegangen.

"Die Lastenräder dürfen wieder verkauft werden, wenn ihre Sicherheit hinreichend nachgewiesen wurde, auch durch eine vollständige technische Dokumentation", heißt es auf der Website der Behörde. Die NVWA rät den Verbrauchern, die Babboe-Lastenfahrräder nicht mehr zu verwenden und kündigte an, ihre Informationen an die Aufsichtsbehörden der EU weiterzureichen. Diese könne dann Verkaufsstopps in anderen EU-Ländern durchsetzen.

Babboe Deutschland hat schon reagiert

Babboe hat jedoch bereits in Deutschland reagiert. Aufgrund dessen müsse "der Verkauf dieser Modelle eingestellt werden. Vorsorglich hat das Unternehmen entschieden, den Verkauf sämtlicher Babboe Lastenfahrräder vorübergehend einzustellen", schreibt das Unternehmen auf seiner Website.

"Babboe und die NVWA stehen weiterhin in Kontakt, um dafür zu sorgen, dass die erforderlichen Informationen schnellstmöglich nachgereicht werden und der Verkauf von Babboe Lastenrädern wieder aufgenommen werden kann. Desweiteren bereitet Babboe zum gegenwärtigen Zeitpunkt gemeinsam mit der NVWA die Rückrufaktion der betroffenen Babboe-Modelle vor", heißt es weiter.

ADFC: "Heißt nicht, dass Lastenräder generell unsicher sind"

Heiner Sothmann | Bildquelle: Heidi Scherm

"Mit der Nachricht aus den Niederlanden ist da sicher eine Unsicherheit entstanden und Vertrauen verloren gegangen", mutmaßt Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht in Berlin im Gespräch mit dem WDR. Die Fahrradkultur in den Niederlanden sei zwar eine andere und sicherlich nutzten viele dort die Räder intensiver und für längere Strecken, "aber das müssen die natürlich aushalten. Der Grundsatz der Prävention heißt: Im Zweifel keine Risiken", sagt Sothmann und empfiehlt auch bei anderen Marken, die Räder vom Fachmarkt etwa auf mögliche Haarrisse prüfen zu lassen, um schwere Stürze vermeiden zu können. Zudem betont er, die maximale Nutzlast sowie die Verteilung der Last stets zu beachten und das Fahrzeug nicht zu überfordern.

Besitzer eines Lastenrades müssten sich jetzt aber keine grauen Haare wachsen lassen: "Dass es bei Babboe jetzt zu solchen Problemen kommt, heißt nicht, dass Lastenräder generell nicht sicher sind oder diese Probleme auch bei anderen Marken bestehen. Uns war bis heute nichts von sicherheitsrelevanten Problemen bekannt", teilte ein Sprecher des ADFC dem WDR auf Anfrage mit.

Schon früher Probleme bei der Marke

Gerd Lemken, Geschäftsführer von Punta Velo in Essen, ist auch kein Fan der Babboe-Räder. "Wir fanden die nie so toll, ohne die jetzt schlechtsprechen zu wollen. Die haben sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Aber die Qualität entsprach nicht unserer Leidenschaft von Cargo-Bikes. Es müssen ständig Schrauben nachgezogen werden, die Laufräder haben Probleme bezüglich der Speichenspannung, die Gangschaltung funktioniert nicht so gut, es ist eben alles ein bisschen günstiger gemacht", sagt der Fachmann dem WDR.

Bereits im August 2023 hatte es eine Rückrufaktion beim Zemo-E-Bike der Einkaufsgenossenschaft ZEG gegeben. An einigen Rädern seien Risse am Rahmen festgestellt worden. Die Schweißverbindung zwischen Unterrohr und Motoraufnahme könne sich lösen oder die Motoraufnahme brechen. Passiere dies während der Fahrt, könne es zum Kontrollverlust und Sturz kommen, heißt es bei der Stiftung Warentest dazu.

Unsere Quellen:

  • Meldung der niederländischen Behörde NVWA
  • babboe.de
  • Stiftung Warentest
  • Gespräch mit Deutscher Verkehrswacht