Der Klimawandel macht es möglich: Tropische Insekten fühlen sich mittlerweile auch in unseren Breitengraden immer wohler. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Nosferatu-Spinne, die mittlerweile (gefühlt) in jedem zweiten hiesigen Wohnzimmer zuhause ist. Doch während die exotische Spinne relativ harmlos ist, wird die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse von Experten mit Sorge beobachtet - denn auf dem Speiseplan der Räuber stehen auch die bedrohten Honig- und Wildbienen.
Imkerverband: Eine neue Bedrohung für unsere Bienen
"Sie kommt jetzt langsam zu uns rüber, es ist eine neue Bedrohung für unsere Bienen", erklärt zum Beispiel der Vorsitzende des Imkerverbands Rheinland, Dirk Franciszak. Tatsächlich hat die Hornissenart in den vergangenen Jahren bereits weite Gebiete in Frankreich besiedelt. Auch in Nordrhein-Westfalen ist sie inzwischen vereinzelt aufgetaucht: Der erste bestätigte Fund war nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Jahr 2020 im Kreis Heinsberg. Im vergangenen Jahr wurden bereits acht Sichtungen gemeldet, etwa in Düsseldorf, Duisburg und Köln.
Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse als invasive Art eingestuft, die gemeldet und bekämpft werden muss. Am wichtigsten sei es, die Nester der Tiere ausfindig zu machen, damit diese entfernt werden könnten, ehe die Königinnen flügge würden, heißt es beim LANUV. Die Behörde rief Imker auf, sich zu melden, wenn sie ein Exemplar entdecken.
NABU-Expertin: Wohl mit asiatischer Importware eingeschleppt

Asiatische Hornissen - groß, aber nicht riesig
"Die Asiatische Hornisse wurde vermutlich mit asiatischen Importwaren eingeschleppt", sagte NABU-Expertin Melanie von Orlow. Im Zuge des Klimawandels würden die Winter milder, sodass auch exotische Arten in Europa stabile Populationen bilden könnten. Dies zeige erneut, dass der weltweite Warenverkehr auch Gefahren für Ökosysteme mit sich bringen könne, so von Orlow.
Auswirkungen auf das Ökosystem noch nicht absehbar
Noch sei die Situation nicht kritisch, meint die Expertin, aber man müsse wachsam bleiben: "Zwar bringt Vespa velutina aller Voraussicht nach keine essentielle Bedrohung für die europäische Imkerei, die genauen Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt sind jedoch noch nicht abzusehen."
Übrigens gibt es Insektenmigration nicht nur in Richtung Europa. So habe beispielsweise die Einfuhr der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe nach Neuseeland eine verheerende Wirkung für die dortigen Ökosysteme gezeigt.
Gefährlich sind Asiatische Hornissen für den Menschen übrigens nicht: Nur wer stark allergisch auf Hornissen-Gift reagiert, sollte einen Kontakt möglichst vermeiden.
Über dieses Thema berichten wir auch am Donnerstag, 18.45 Uhr, in der "Aktuellen Stunde" im WDR-Fernsehen.