NRW bundesweiter Spitzenreiter bei Armut

Stand: 14.12.2018, 16:07 Uhr

  • In NRW ist Armut im vergangenen Jahr weiter gestiegen
  • Paritätischer Wohlfahrtsverband legt Armutsbericht vor
  • Im Vergleich mit anderen Bundesländern steht NRW an der Spitze

In Deutschland leben fast 14 Millionen Menschen in Armut. Das ist jeder Sechste. Dies geht aus dem Armutsbericht hervor, den der Paritätische Wohlfahrtsverband am Donnerstag (13.12.2018) vorgelegt hat. Als Ursachen von Einkommensarmut werden schlecht bezahlte Beschäftigungsverhältnisse, Niedriglöhne und Defizite der sozialen Sicherungssysteme angeführt.

Mit einer Armutsquote in Deutschland von 16,8 Prozent sei "erneut eine neue traurige Rekordmarke" seit der Wiedervereinigung erreicht, sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Ulrich Schneider.

Schlechteste Entwicklung

Spitzenreiter aller Bundesländer ist nach Angaben des Wohlfahrtverbandes Nordrhein-Westfalen. Allein im Jahr 2017 sei die Armutsquote von 17,8 auf 18,7 Prozent gestiegen, sagte NRW-Landesgeschäftsführer Christian Woltering. "Kein Bundesland weist in den letzten zehn Jahren eine schlechtere Entwicklung auf."

Das Statistische Landesamt hatte im August 2018 mitgeteilt, dass drei Millionen Menschen in NRW "unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle" leben.

NRW sei durch den Strukturwandel besonders herausgefordert. "Längst sind nicht mehr nur Arbeitslose von Armut betroffen. Es kann jeden treffen", so Woltering. "Zwei Drittel der erwachsenen Armen arbeiten, sind in Ausbildung oder in Rente - aber es reicht vorne und hinten nicht zum Leben."

Kritik an Sozialpolitik

Die steigende Armut sei "Resultat einer in vielerlei Hinsicht verfehlten Sozial- und Gesellschaftspolitik, nicht zuletzt durch die Hartz-Reformen". Die NRW-Landesregierung dürfe sich nicht zurücklehnen, forderte Woltering. "Wir brauchen eine offensive Sozialpolitik in NRW, um die Abwärtsspirale in unserem Bundesland zu stoppen."

Dunkelziffer weit höher

Im Armutsbericht, der auf Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beruht, sind nur Menschen erfasst, die über einen eigenen Haushalt verfügen. Nicht berücksichtigt sind somit Wohnungslose, Bewohner von Pflegeheimen sowie Menschen mit Behinderungen in Wohnheimen.

Als arm gilt ein Haushalt, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Das sind monatlich etwa für einen Single 1.086 Euro, für ein kinderloses Paar 1.629 Euro, für ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren 2.281 Euro und für Alleinerziehende mit zwei Kindern unter 14 Jahren 1.738 Euro.

Sozialminister Laumann gegen neue Sozialleistungen

NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte am Freitag (14.12.2018) zu dem Armutsbericht: "Ich glaube, nur gute, anständig bezahlte Arbeit bietet einen langfristigen Ausweg aus der Armut." Deswegen setze die Landesregierung hier den Schwerpunkt, nicht bei neuen Sozialleistungen. Laumann: "Wir fördern Qualifizierung und Ausbildung. Zum Beispiel durch das wiedereingeführte Werkstattjahr, das Ausbildungsprogramm NRW oder den Bildungsscheck."

Kommentare zum Thema

  • King Kong 14.12.2018, 09:30 Uhr

    Hauptsache unsere Politiker stecken sich die Taschen voll.

  • Groß 14.12.2018, 08:53 Uhr

    Schlimm ist es auch für überschuldete Menschen. Bei uns in der Stadt ist die Diakonie völlig überlaufen. Es gibt lange Schlangen bei der Schuldnerberatung und im Falle der Privatinsolvenz eine Wartezeit von mindestens 18 Monaten. Aus dieser Spirale kann man sich kaum raus winden. Ich hoffe auf Besserung!

  • Jannek 14.12.2018, 06:21 Uhr

    Da fliegen sie zum Mond, können ihresgleichen hundertfach vernichten, verfügen über kybernetische Unterhaltung rund um die Ur und wissen nicht in welches der drei Autos sie einsteigen sollen. Und ihr Brüder und Schwester haben nichts... Was für eine erbärmliche Spezie.