Ein Mann trinkt Alkohol

Beschäftige fehlen häufiger wegen Alkoholproblemen

Stand: 09.01.2024, 17:08 Uhr

Die Probleme mit Alkohol nehmen laut AOK weiter zu: Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Berufsgruppen.

Alkoholfrei in das neue Jahr zu starten, liegt im Trend. Weltweit wird die Kampagne "Dry January" (trockener Januar) immer populärer. Doch das ist nur die eine Seite. Auf der anderen waren Beschäftigte wegen Alkoholkonsums noch nie so lange krankgeschrieben wie 2022: 15,3 Tage je 100 Versicherte, wie die AOK Rheinland/Hamburg am Dienstag bekanntgab.

Mit Beginn der Corona-Pandemie ist die Kurve nach oben gegangen und die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) wegen Alkoholproblemen sprunghaft gestiegen: Im Jahr 2020 um 14 Prozent auf 15,0 AU-Tage je 100 Versicherte. Seitdem nehmen die Probleme weiter zu, wie folgende Grafik zeigt:

Für die Statistik wurden die Zahlen von Hundertausenden berufstätigen Versicherten ausgewertet. Expertinnen und Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, denn in die Auswertungen eingeflossen sind nur solche Ausfalltage, für die eine AU-Bescheinigung eingereicht worden ist. Für Arbeitsunfähigkeiten von bis zu drei Tagen sind in der Regel keine Krankenscheine nötig.

Männer sehr viel häufiger betroffen als Frauen

Die Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg belegen zudem, dass Alkoholstörungen häufiger bei älteren Beschäftigten diagnostiziert werden als bei jüngeren. Am stärksten war im Jahr 2022 die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen betroffen, die auf 27,0 AU-Tage je 100 Versicherte kam. Zum Vergleich: Auf die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen entfielen 3,8 AU-Tage je 100 Versicherte.

Und auch zwischen den Geschlechtern gibt es große Unterschiede. Männer fallen fast dreimal so häufig wegen Alkoholstörungen aus: Auf 100 Männer kommen 0,98 alkoholbedingte AU-Fälle jährlich, auf 100 Frauen 0,36. Die Zahl der Fehltage ist allerdings "nur" doppelt so hoch: Auf 100 Männer entfallen 19,6 alkoholbedingte Fehltage jährlich, auf 100 Frauen 9,5. Das bedeutet, dass die Krankschreibungen im Falle der Frauen häufiger über einen längeren Zeitraum ausgestellt werden.

Der Geschlechterunterschied zeigt sich auch im Branchenvergleich. Die meisten durch Alkohol verursachten Ausfalltage hatten 2022 die Beschäftigten in der Herstellung von Metallwaren, gefolgt von der Branche Ver- und Entsorgung. Diese Arbeitsplätze gelten als männerdominiert. Die wenigsten AU-Tage dieser Art gab es nach den Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg im Gesundheitswesen.

Alkohol: Leicht verfügbares Mittel, um abzuschalten

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums nehmen in Deutschland 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren Alkohol in gesundheitlich bedenklicher Menge zu sich. Durchschnittlich werden pro Kopf jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols konsumiert, so das Ministerium. Gegenüber den Vorjahren sei zwar eine leicht rückläufige Tendenz im Alkoholkonsum zu registrieren, dennoch liege Deutschland im internationalen Vergleich unverändert im oberen Drittel.

"Alkohol erscheint als leicht verfügbares Mittel, um abzuschalten. Doch zu wenigen Menschen ist bewusst, wie gefährlich der sorglose Umgang damit ist. Alkohol ist eine Droge, die bewusstseins- und wahrnehmungsverändernd wirkt, die Organe schädigen und süchtig machen kann", warnte Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Unsere Quelle:

  • AOK Rheinland/Hamburg

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