Ahmed will nicht erkannt werden. Deshalb nennen wir nur seinen Vornamen und zeigen nicht sein Gesicht. Er sitzt mit seinem Sohn im Süden des Gazastreifens fest, erzählt er uns – nur wenige Kilometer von der ägyptischen Grenze. Er will weg. Seit Samstag habe er schon mehrfach versucht, auszureisen.
"Da stockt einem das Blut in den Adern"
"Wer in Grenznähe kommt, wird getötet - von israelischen Flugzeugen", sagt Ahmed im Gespräch mit dem WDR. "Zum ersten Mal habe ich eine Explosion live gesehen." In Filmen und Dokus sehe das immer anders aus. "Aber wenn man es erlebt hat, da stockt einem das Blut in den Adern, wortwörtlich."
In seiner Nähe seien mehrere Gebäude zerstört worden. Die Leichen habe man nicht bergen können, weil Angst herrsche und es kein Material gebe. Die Hamas habe nicht einmal Werkzeug, um Menschen aus den Trümmern zu holen, berichtet Ahmed.
Angst vor israelischen Luftangriffen
Er selbst habe Angst, sein Versteck zu verlassen, "weil ich weiß, wie unberechenbar diese Flugzeuge sind". Sein Großcousin und dessen vier Söhne seien von einer israelischen Rakete getroffen worden und gestorben.
Keine Informationen von der Hamas
Von der Hamas selbst gebe es keine Informationen. "Die haben ihre Untat vollbracht und sind verschwunden", erzählt Ahmed. Ich hab' es immer in den Nachrichten mitbekommen, weil ich in Deutschland war. Diesmal bin ich hier und weiß, was es bedeutet, alleine gelassen zu werden."
Seine Lage im Gazastreifen schildert Ahmed aus Münster so: "Wir haben seit Tagen keinen Strom. Heute Morgen gab's kein Wasser mehr. Die Kinder hier in der Nähe sind krank." Einige Eltern schrieben ihren Kindern den Namen und eine Telefonnummer auf den Arm – für den Fall, dass man getrennt werde, und damit man sie identifizieren könnte, falls sie getötet würden.
Ahmed zu Hamas-Terror: "unmenschliche verbrecherische Tat"
Den Hamas-Terror gegen Israelis nennt Ahmed eine "unmenschliche, verbrecherische Tat an Zivilisten vor allen Dingen". Er beteuert: Ausnahmslos alle, die er hier angetroffen habe, seien damit nicht einverstanden. Er selbst sei mit Israelis in Münster befreundet und habe große Sympathie für Juden.
Er wohne nicht nur seit mehr als 30 Jahren in Münster. Seit einigen Jahren habe er auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Um den Gazastreifen verlassen zu können, habe er unter anderem auch das Auswärtige Amt eingeschaltet, bisher jedoch vergebens.
Appell an Israel: keine Kollektivstrafe im Gazastreifen
Und dann richtet er einen Appell an Israel: "Bitte bestraft diese Menschen nicht. Die könnten in absehbarer Zeit eure Freunde und Nachbarn sein. Bitte verschont die einfachen Menschen".