NSU-Terror: der Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße

WDR Zeitzeichen 09.06.2024 14:50 Min. Verfügbar bis 10.06.2099 WDR 5

Der Anschlag vom 9.6.2004 und die Ermittlungen, bei denen die Opfer als Täter verdächtigt und fremdenfeindliche Motive ausgeschlossen werden, hinterlassen tiefe Wunden.

Am 9. Juni 2004 reißt eine Explosion die Menschen auf der Kölner Keupstraße aus dem Alltag. 22 Mensche werden verletzt, vier lebensgefährlich. Die Vorgehensweise der Ermittel wird später kritisiert. Sie nimmt die Betroffenen in den Fokus, geht von einer Milieustraftat aus, der verharmlosend-abwertende Begriff der "Dönermorde" geht um. Erst nach der Selbstenttarnung der rechtsterroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) im November 2011 werden die Bewohner der Kölner Keupstraße entlastet. ***Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner: Meral Sahin-Özcan (Vorsitzende Interessenvertretung Keupstraße), Eberhard Reinecke (Rechtsanwalt der Opfer des Nagelbombenanschlags).


118 Geschäfte gibt es auf der Keupstraße, Mehrfamilienhäuser, Kindergärten, eine Moschee, Juwelierläden und zahlreiche Restaurants. Eine Straße, die lebt. Die Keupstraße ist multikulti - und genau das wird den Menschen hier im Sommer 2004 zum Verhängnis. Unmittelbar vor dem Friseursalon Özcan geht eine Nagelbombe hoch. Deponiert auf einem abgestellten Fahrrad.
Genauso schlimm wie der Anschlag selbst ist für die Betroffenen, dass sie selbst zu Verdächtigen werden, die Ermittler gehen von einer Milieustraftat aus. Ein fremdenfeindliches oder terroristisches Motiv schließen sie vorschnell aus.
"Türkenmafia", "Drogenkrieg", heißt es in der Presse, der abschätzige Begriff der "Dönermorde" kursiert in den Boulevardmedien. Die Polizei löst eine Großfahndung gegen unbekannt aus. Neben dem nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt wird der Verfassungsschutz eingeschaltet.
Sieben Jahre lang wird der Anschlag den Betroffenen angelastet. Erst nach der Selbstenttarnung der rechtsterroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) im November 2011 und der Veröffentlichung von Bekennervideos durch ihr Mitglied Beate Zschäpe werden die Bewohner der Kölner Keupstraße entlastet.

In diesem Zeitzeichen erzählt Melahat Simsek:
  • Wie die Ermittler zwei Jahre nach dem Kölner-Anschlag Hinweise auf die Täter ignorieren,
  • welche Rolle die Fußball-WM 2006 während der Ermittlungen gespielt haben könnte,
  • wie der Verfassungsschutz bei der Aufarbeitung der Ereignisse zunehmend in schlechtes Licht gerät,
  • warum Anwohner von der Politik enttäuscht sind.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Meral Sahin-Özcan (Vorsitzende Interessenvertretung Keupstraße)
  • Kemal Gündogan (NSU-Opfer)
  • Eberhard Reinecke (Rechtsanwalt der Opfer des Nagelbombenanschlags)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Melahat Simsek
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Thomas Bleul

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