Das Leiden ist seit dem Altertum bekannt: Die Staublunge. Seit dem 11.2.1929 gilt Silikose als Berufskrankheit, erkrankte Bergleute erhalten Geld aus der Versicherung.
20.000 Liter Luft fließen täglich durch unsere Lunge. Das macht sie sensibel für Staub.
Während größere Partikel von den Bronchien mit dem Schleim abgesondert und ausgehustet
werden können, dringen kleinste Partikel in die Lunge und lagern sich dort ab. Unter Tage staubt
es im Bergbau mächtig. Zigtausende Bergleute erkranken an einer "Staublunge", die 1929 als Berufskrankheit anerkannt wird. *** Das ist unser wichtigster Interviewpartner: Dr. Daniel Trabalski, Historiker Promotion an Ruhr-Universität Bochum *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven, Redaktion: Gesa Rünker.
Ab den 1920er-Jahren setzt eine sehr starke Mechanisierung des Steinkohlebergbaus ein. Wichtigste Werkzeuge sind der Presslufthammer und Sprengstoff, wobei sehr viel Staub entsteht.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Bergbau auf der Suche nach Kohle oder auch anderen Erzen immer tiefer in den Berg hinein gräbt. Das macht die Belüftung der Bergwerke immer schwieriger.
Schlechtere Belüftung plus sehr viel Staub bilden eine gefährliche Kombination im Hinblick auf die Silikose - oder auch Staublunge genannt.
Das Sozialversicherungssystem, wie wir es heute kennen, gibt es erst seit den 1880er-Jahren. Berufskrankheiten sind zunächst noch nicht versichert. Die erste Berufskrankheiten- Verordnung wird 1925 in der Weimarer Republik eingeführt.
Mit der zweiten Verordnung 1929 wird auch die Staublunge als Berufskrankheit anerkannt. Der 11. Februar 1929 wird zum Stichtag für die "schwere Staublunge".
Umgehend melden mehr als 14.000 Menschen ihre Beschwerden an. Doch nur wer buchstäblich bereits aus dem letzten Loch pfeift, darf auf Entschädigung hoffen. Mehr als 90 Prozent gehen damals leer aus.
In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:- Woher die Redewendung "weg vom Fenster" stammt,
- mit welchen Hausmitteln Bergleute versuchten, der Staublunge vorzubeugen,
- warum starke Raucher besonders schlechte Karten haben,
- wie der Kampf um die Rente am Selbstbewusstsein der Bergleute nagt,
- was ein "Ertränker" im Bergbau macht.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Dr. med. Kurt G. Hering, Ärztlicher Direktor/Chefarzt der Klinik für Radiologie a.D./Klinikum Westfalen
- Horst Rudnik, Reviersteiger im Ruhestand - heute Gästeführer Zeche Zollverein Essen
- Dr. Daniel Trabalski, Historiker Promotion an Ruhr-Universität Bochum
- Dr. Daniel Trabalski, Weg vom Fenster - Die Staublunge der Ruhrbergleute zwischen wissenschaftlicher Entdeckung, betrieblicher Regulierung und gesellschaftlichem Vergessen in der Bundesrepublik, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte, Band 258
- Ralf Piorr (Hrsg.), Die Männer von Luise - Erzählungen eines unbekannten Bergmanns, Essen 2017
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Steffi Tenhaven
Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Sascha Schiemann
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