Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans: Frieda von Bülow, gestorben am 12.3.1909, denkt und schreibt rassistisch, ihre Texte sind als historische Quellen zu sehen.
Frieda von Bülow, eine glühende Verfechterin des Kolonialgedankens, geht 1885 als Krankenschwester und Journalistin nach Afrika. Ihr als extravagant empfundener Lebensstil, der nicht dem damaligen Bild einer Krankenschwester entspricht, bringt ihr vor allem in männlich geprägten Kreisen Kritik ein. *** Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner: Marianne Bechhaus-Gerst (Afrikanistin), Jürgen Zimmerer (Historiker und Afrikawissenschaftler) und Katharina von Hammerstein (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin) *** Die Macherinnen hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Heide Soltau, Redaktion: Gesa Rünker
Frieda von Bülow wird 1857 in Berlin als erstes von fünf Kindern des Legationsrates Hugo Freiherr von Bülow und seiner Frau, Clotilde von Münchhausen geboren. Die ersten Lebensjahre verbringt sie in Smyrna, dem heutigen Izmir.
Als junge Frau wird von Bülow zur begeisterten Befürworterin der Kolonialidee. Befeuert wird diese Begeisterung in ihrer Beziehung zum Kolonialisten Carl Peters. Der Historiker Jürgen Zimmerer zählt Peters zu den großen Verbrechern der Deutschen Geschichte, "der als Amtschef am Kilimandscharo sowohl seine schwarze Geliebte als auch deren Verlobten aufhängen lässt, was im Kaiserreich zum veritablen Skandal führte, aber man nicht wahrhaben wollte, dass das koloniale System an sich strukturell diese Gewalt hervorbringt, sondern es ablenkte auf das Fehlverhalten einzelner."
Frieda von Bülow dagegen bezeichnet den brutalen Kolonialpolitiker als 'genialen' Mann, als den begabtesten Großmachtpolitiker. Sie gilt als Begründerin des Kolonialromans. Ihre Texte bringen den deutschen Leserinnen und Lesern, vor allem den Leserinnen, Afrika ins Haus und stellen Afrika als attraktive Erweiterung des Deutsches Reiches vor.
Als Schriftstellerin ist von Bülow heute nur noch als Quelle interessant. Ihre Texte strotzen vor Rassismus, Antisemitismus und völkischem Denken, gefällig verpackt in Liebes- und Abenteuergeschichten vor exotischer Kulisse.
In diesem Zeitzeichen erzählt Heide Soltau:- wie Frieda von Bülow jenseits der Realität den Alltag in Ostafrika darstellt,
- was Otto von Bismarck als Gegner des Kolonialismus dazu bewegt, große Teile Afrikas zu deutschen Kolonien zu erklären,
- womit Frieda von Bülow den Unmut des Deutschnationalen Frauenbundes für Krankenpflege weckt,
- wie die Nationalsozialisten von Bülows Bücher für sich vereinnahmen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Marianne Bechhaus-Gerst (Afrikanistin, Universität Köln)
- Jürgen Zimmerer (Historiker und Afrikawissenschaftler, Universität Hamburg)
- Katharina von Hammerstein (Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, University of Connecticut)
- Frieda von Bülow: Im Land der Verheißung. Ein deutscher Kolonial-Roman. Dresden und Leipzig 1907
- Frieda von Bülow: Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben. Bad Griesbach 2018 (überarbeiteter Nachdruck der Originalausgabe von 1896)
- Kerstin Decker: Das Leben der Frieda von Bülow. Berlin 2015
- Katharina von Hammerstein: Biografie Frieda von Bülow. 2007
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Redaktion: Gesa Rünker
Technik: Nicolas Dohle