Ein neapolitanischer Pizzabäcker soll eine Majestät bekochen. Sein in Italiens National-Farben belegter Teigfladen soll Königin Margherita vorzüglich gemundet haben. Eine nette Geschichte...
Es ist wohl nicht mehr als ein kulinarisches Märchen: Danach wird König Margherita, Gattin des italienischen Königs Umberto I., im Juni 1889 beim Besuch Neapels vom plötzlichen Hunger überfallen. Der heute legendäre Pizzabäcker Raffaele Esposito zaubert drei Varianten des lecker belegten Teiglappens - eine davon nur mit Tomatensauce, Mozzarella-Käse und einem Zweig Basilikum - Grün, Weiß und Rot, wie die italienische Flagge. ***
*** Das ist unsere wichtigste Quelle: Alberto Grandi: Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche. Übersetzt von Andrea Kunstmann
Raffaele Esposito ist eine Ikone unter den Pizzabäckern. Vor 135 Jahren soll er in Neapel die erste Pizza Margherita aus dem Ofen gezogen und so den Grundstein des Ruhms des runden Teigfladens nach neapolitanischer Art gelegt haben. So die Legende.
Eine beliebte Version dieser Geschichte ist diese: Im Juni 1889 weilen Umberto I. und seine Gemahlin Margherita neapoletanischen Palazzo Capodimonte. Ihre Majestät, die Königin Margherita, stets verwöhnt von französischer Küche und dieser überdrüssig, verspürt Appetit - ausgerechnet auf Pizza.
Der stadtbekannte Pizzabäcker Esposito backt vorsichtshalber drei Pizzen. Eine mit Schmalz, eine mit Sardellen, die dritte mit Tomatensauce, Mozzarella-Käse und einem Zweig Basilikum - Grün-Weiß und Rot, wie die italienische Flagge.
Eine angeblich königliche Bestätigung, dass die Pizza köstlich mundet, stellt sich später als Fake heraus.
Tatsächlich besucht das Herrscherpaar im Sommer 1889 Neapel. Nach der Bevölkerungsexplosion im 17. Jahrhundert leben in der süditalienischen Großstadt viele Menschen unter ärmlichsten Bedingungen und buchstäblich auf der Straße von der Hand in den Mund.
Demnach ist die Pizza zunächst nichts anderes als schnelles billiges Essen für die Unterschicht. Fastfood für die armen Lazzaroni in den schmutzigen Gassen. Streetfood, über das Landsleute aus anderen Teilen der Nation eher die Nase rümpfen.
In diesem Zeitzeichen erzählt Steffi Tenhaven:- Wie sogar die UNESCO die neapolitanische Pizzabackkunst würdigt,
- womit ein italienischer Historiker den Zorn der Italiener auf sich zieht,
- mit welchen überraschenden Belägen die Pizza-Alternative "Krusta" in der Deutschen Demokratischen Republik auf die Teller kommt,
- was einem echten Pizzabäcker einen Stich ins Herz versetzt.
Das sind unsere wichtigste Quelle:- Alberto Grandi: Mythos Nationalgericht. Die erfundenen Traditionen der italienischen Küche. Übersetzt von Andrea Kunstmann
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Redaktion: Christoph Tiegel/David Rother
Technik: Sascha Schiemann