Berlin Anfang der 30er: Tausende strömen in Hanussens (geboren am 2.6.1889) Vorstellungen, er hat beste Kontakte zu den Nationalsozialisten - dabei ist er Jude.
Erik Jan Hanussen ist weder Däne noch Deutscher. Er heißt auch nicht Hanussen. Und hellsehen kann er ebenfalls nicht. Sonst hätte der Österreicher Hermann Steinschneider seinen nahen Untergang wohl vorausgesehen.***
*** Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
Peter Walther (Literaturhistoriker); Erik Jan Hanussen: Meine Lebenslinie. Berlin 1930; Peter Walther: Fieber - Universum Berlin 1930-1933. Berlin 2020
"Was ist Magie? Die Menschen in dem Glauben an das Wunderbare nicht zu stören, sondern zu bestärken", notiert Erik Jan Hanussen, der als Wahrsager auftritt. Für ihn sitzen im Publikum
"Schwachköpfige, Wundersüchtige, Hysteriker, vor allem aber doch Kinder". Sein Geschäftsmodell funktioniert bestens.
Hanussen berät die Polizei bei Kriminalfällen, aber auch Privatleute bei Lebensentscheidungen, Wetten, Finanzfragen und Liebesdingen. Ab 1930 gibt er seine eigene Hanussen-Zeitung heraus, verkauft magische Ketten, Amulette und eine Schönheitscreme. Seine "Prophezeiende Schallplatte" enthält Vorhersagen für die ganze Welt.
Das alles bringt ihm ein Vermögen ein. Hanussen residiert in Berlin in seinem "Palast des Okkultismus". Auf seiner Yacht "Ursel IV" feiert er Partys mit Prominenz aus Politik, Film, Theater. Hanussen spendet viel Geld an die Nationalsozialisten und bekommt dafür den Schutz der
SA. Doch 1932 veröffentlicht der Journalist Bruno Frei Beweise, dass Hanussen tatsächlich "Hermann oder Chaim Steinschneider" heißt - und Jude ist. Das kostet Hanussen nach der Machtübernahme der Nazis das Leben - wohl auch, weil er während seiner ausschweifenden Feste Dinge über hochrangige Nationalsozialisten erfährt, die niemand wissen soll.
In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:- welche Tricks Erik Jan Hanussen bei seinen angeblichen Vorhersagen anwendet,
- welche Nazi-Größen Schulden bei Hanussen haben,
- wie Hanussen versucht, sein Leben zu retten,
- wie der Österreicher vermutlich zu Tode kommt.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Peter Walther (Literaturhistoriker)
- Peter Walther: Fieber - Universum Berlin 1930-1933. Berlin 2020
- Erik Jan Hanussen: Meine Lebenslinie. Berlin 1930
- Wilfried Kugel: Hanussen - Die wahre Geschichte des Hermann Steinschneider. Düsseldorf 1998
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Redaktion: David Rother