Eine Szene aus dem Musical "Rent" in Dortmund

Musical "Rent" in Dortmund

Stand: 15.11.2023, 09:51 Uhr

Jonathan Larson bringt queere Liebespaare, Armut und Drogensucht auf die Bühne. Aber sein Musical ist auch eine Feier der Lebensfreude und Kreativität. In Dortmund wird es mitreißend gespielt.

Von Stefan Keim

Sie leben auf einem Dach und schauen auf New York. Klingt idyllisch, doch manchmal haben sie keinen Strom und selten was zu essen. In die prekäre Künstlerszene der neunziger Jahre führt das Musical "Rent" von Jonathan Larson. Der Autor und Komponist hat sein eigenes Lebensumfeld auf die Bühne gebracht und eine Geschichte über Selbstverwirklichung, Armut, Obdachlosigkeit und Drogensucht erzählt. Auf der Musicalbühne, am Broadway, ein Gegenentwurf zur Glitzerwelt der Fantasie. Nun hat Gil Mehmert das Stück am Theater Dortmund inszeniert.

Larson erzählt gleich drei Liebesgeschichten. Es gibt ein heterosexuelles, ein lesbisches und ein schwules Paar. Der erste Teil des Stücks ist ein bisschen lang geraten, es dauert, bis man den Figuren nahekommt. Doch nach der Pause wird es emotional und überwältigend. Die Bühne fährt rauf und runter, großer Musicalzauber harmoniert mit bodenständigen Bildern, die Wände sind mit Graffiti mehr verziert als beschmiert.

Patricia Meeden, die von "Wilsberg" bis zum "Traumschiff" oft in Fernsehserien mitspielt, berührt als drogensüchtige Mimi. Bettina Mönch zeigt als Performancekünstlerin Maureen Johnson ein leidenschaftliches und überdrehtes Solo. Eine der berührendsten Figuren ist Angel (Lukas Mayer), eine Transperson voller Herzenswärme, die an AIDS stirbt. Doch sie verschwindet nicht, weil alle sie im Herzen bewahren. Am Schluss sitzt Angel mit auf dem Dach, erst getrennt, dann gesellt er sich zu den anderen, wenn sie gemeinsam die Botschaft singen, dass nur die Liebe im Leben zählt.

Die Regie belässt das Stück in seiner Entstehungszeit, den 1990er Jahren. Dennoch passt es perfekt in die Gegenwart, nicht nur des Ruhrgebiets. Es ist auch ein Plädoyer für Respekt gegenüber Menschen, die ihr Leben anders gestalten. Verbunden mit der Hoffnung, dass die Gesellschaft nicht weiter auseinanderfallen muss.

Termine:

1., 7., 10., 27. und 31. Dezember

12., 14. und 28. Januar