Gefährliche Hunde durch Schutzhundesport?

Tiere suchen ein Zuhause 21.05.2023 27:41 Min. Verfügbar bis 21.05.2024 WDR

Gefährliche Hunde durch Schutzhundesport?

Stand: 17.05.2023, 10:02 Uhr

Der Schutzhundesport entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, weil Polizeibeamte ihre Diensthunde in privaten Vereinen ausbilden ließen und eine Auswahl für die Zucht treffen wollten. Mittlerweile hat der private Schutzhundesport aber fast nichts mehr mit der Ausbildung von Diensthunden zu tun. Die Hunde werden ausschließlich als Sportpartner trainiert und müssen niemanden beschützen. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Fähigkeiten des Hundes wie Gehorsam, Aufmerksamkeit, Such- und Beuteinstinkte. Ziel ist das Bestehen von Prüfungen, die, genau wie das Training, durch Verbände wie den VDH reguliert werden.

Das Training setzt vor allem auf den Beutetrieb des Hundes, wobei meistens eine Beißwurst oder der Hetzärmel als Beute verwendet werden, mit denen der Hund belohnt wird, wenn er die Abläufe richtig meistert. Kritiker wie der Verhaltensforscher Udo Gansloßer sehen darin eine Gefahr, weil eine Steigerung des Beutetriebs dazu führen kann, dass der Hund nicht mehr kontrollierbar ist und eine Gefahr für sich und andere darstellt. Die Kunst im Schutzhundesport besteht aber laut Experten wie Leistungsrichter Hans Ebbers darin, dass diese Grenze nie überschritten wird. Ganz im Gegenteil sei der Gehorsam ein wichtiger Teil der Prüfungsordnung. Laut Ebbers sind Schutzhunde in der Regel sehr gut erzogen und können bei einem korrekten Training auch zwischen der sportlichen Situation auf dem Platz und anderen Gegebenheiten in der Öffentlichkeit sehr gut unterscheiden. Es gibt einzelne Berichte von Beißverfällen mit schlecht ausgebildeten Schutzhunden, allerdings ist es laut einer Auswertung der Uni München von 2006 statistisch wesentlich wahrscheinlicher, von einem normalen Familienhund gebissen zu werden.

Auch wenn die Sportart martialisch aussieht, achten viele Vereine verstärkt auf die Einhaltung der aktuellen Tierschutz-Hundeverordnung. Training mit Stachelhalsband oder Schläge mit dem Stock gehören offiziell der Vergangenheit an (Der Softstock darf den Hund nicht mehr berühren). Dass es dennoch auf manchen traditionellen Hundeplätzen zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz kommt, ärgert die Profis in dem Sport, die sich um eine größere Akzeptanz in der Öffentlichkeit bemühen.

Der Schutzhundesport versucht sportliche Herausforderung und das traditionelle Bild eines Hundes, der einen Täter stellt bzw. jagt, zu vereinen. Aber auch wenn das aggressive Verhalten des Hundes gegenüber einem Menschen nur simuliert ist, erzeugt es das Bild eines Hundes, der einen Menschen beißt. Ob eine solche Darstellung als Sport noch zeitgemäß ist, bleibt umstritten.

Autor: Stefan Servos

Kommentare zum Thema

26 Kommentare

  • 26 Steigenberger Christl 27.05.2023, 09:34 Uhr

    Ich bin gegen das Heranziehen von Schutzhunden. Das ist viel zu gefährlich. Wie sollen die Hunde wissen, wann es ein Training ist und wann nicht. Durch eine normale Begebenheit im Alltag kann durchaus ein Angriff des Hundes stattfinden.

  • 25 Claudia Schroers 26.05.2023, 09:39 Uhr

    Hallo, ich bin seit 14 Jahren Hundebesitzer und teile die Meinung des Verhaltensforscher. Für mich kommt der Schutzdienst genau aus den genannten Gründen nicht infrage, weil ich nicht garantieren könnte, dass mein Hund differenzieren kann zwischen Training und Alltag. Wir betreiben Hundesport und auch Gehorsam und ich denke, dass mit der Nasenarbeit und der Suche jeder Hund sehr gut ausgelastet werden kann.

  • 24 Andrea 24.05.2023, 07:58 Uhr

    Leider werden bei der Betrachtung dieses Hundesports die vielen, vielen Hunde vergessen, mit denen eine solche Ausbildung begonnen, aber nie abgeschlossen wurde. An dieser Stelle wird es wirklich gefährlich! Ich persönlich lehne diese Art des Hundesports ab.

  • 23 Anke Löffelhardt 23.05.2023, 20:38 Uhr

    Sehr geehrte Damen und Herren, es ist schon einige Jahre her, ich war mit meinem Hund am Unterbacher See in Düsseldorf unterwegs. Es handelt sich um ein Natur-und Ausflugsgebiet. Vor dem See-Strandbad "Süd" befindet sich eine große Wiese, die von Familien und vielen Menschen genutzt wird. Ein Vater spielte mit seinem Kind mit dem Ball als ein Schäferhund in follgem Lauf den Vater attackierte. Er biss ihm in den Arm. Der Halter gab dem Vater die Schuld. Der Hund war freilaufend und angeblich als Schutzhund ausgebildet und sah die Handbewegung Ballwurf als "Beute oder Gefahr" . Der Halter entfernte sich, ich stellte ihn zur Rede. Diese abgerichteten Hunde bitte nicht ohne Leine oder Maulkorb führen.

  • 22 Bronxter 23.05.2023, 19:36 Uhr

    Seit über 20 Jahren betreibe ich diesen Sport und es ist und bleibt nun mal Sport für den Hund. Das hat nichts mit scharf machen, abrichten etc zu tun. Ein sozialer Hund wird auch sozial bleiben, ein aggressiver Hund bleibt aggressiv, lernt im Sport aber seine Impulse zu kontrollieren und auch in hoher Trieblage gehorsam zu sein. Aber gefährlich wird durch den Sport kein einziger Hund. klar gibt es auch schwarze Schafe, die den Hund schlecht behandeln, aber das würden sie ohne den Sport genauso tun. Meine ausgebildeten "Schutzhunde" im IGP Bereich liefen während meiner Arbeit auch mit behinderten Kindern in sozialen Einrichtungen zusammen spazieren. Fehlgeleitetes Beutefangverhalten hat auch nichts mit dem Sport zu tun, sondern mit der Genetik des Hundes. Und auch ein solch veranlagter Hund lernt im Sport damit umzugehen, sodass er im Alltag entspannter ist.

  • 21 Tina 22.05.2023, 16:59 Uhr

    Ich denke, das man jeden Hund "scharf machen" kann. Aber solche Privat-personen sollten besser keinen Hund halten. Geht es bei dem Gebrauchshundesport nicht vielmehr um die Angst Außenstehender, das der Halter seinen Hund nicht unter Kontrolle haben könnte?

  • 20 Nicole 22.05.2023, 13:29 Uhr

    Meine Hunde arbeiten als Rettungshunde und machen Schutzdienst. Da passiert gar nichts und das seit Jahrzehnten. Das Bild des Helfers fehlt eben, um zuzubeißen. Wieviele Beißunfälle werden denn durch solche Hunde aufgeführt?

  • 19 Anonym 22.05.2023, 12:07 Uhr

    Der Schnitt, die Musik und die Perspektiven des Beitrages suggerieren dem Betrachter ja schon eine bestimmte Sichtweise. Leider ist hier der WDR als öffentlich-rechtliche Anstalt nicht neutral sondern informiert im vermuteten Interesse der Zuschauer*innen, also für die Quote. Das die beiden Hundetrainer argumentativ und kommunikativ nicht gegen Herrn Dr. Gansloßer überzeugen können ist schade, hier hätte die zweite Meinung eines anderen "Gutachters" die neutrale Informationsbreite erzeugen können.

  • 18 Wirth Alfred 22.05.2023, 11:29 Uhr

    Ich mache seit 40 Jahren Hundesport habe auf 19 Weltmeisterschaften geführt die Hunde sind in der Freizeit in Ferien in den Gaststätten immer dabei. Ich habe sporthunde de absolut sozial si d.

  • 17 Alexander Kusche 21.05.2023, 20:41 Uhr

    Wir hatten 2007 und 2010 jeweils einen ausgebildeten Deutschen Schäferhund aus dem Dienst eines privaten Sicherheitsunternehmens übernommen. In beiden Fällen war das ein ausgesprochener Glücksfall. Die Hunde waren top ausgebildet. Das konnte man von uns vor der Übernahme des ersten Hundes nicht sagen. Deshalb haben wir uns intensiv vorbereitet. Beiden Hunden lag es inne, Menschen zu schützen. Sie waren grundsätzlich unvoreingenommen und haben erst einmal in jedem Gutes vorausgesetzt. Natürlich konnten sie auch ganz anders, aber das bedeutete nicht, daß Sie jeden Menschen bissen, der sich bedrohlich verhielt. Das hatten die Hunde auch nicht nötig. Die drei Situationen, die wir in den Jahren erlebten, in denen sich andere Menschen "fehlverhielten", klärten die Hunde allein durch ihre bloße Erscheinung gepaart mit Körpersprache und 1x mit einem "Beller". Beißen hatten sie nicht nötig und wir hatten dbzgl. Kommandos ohnehin ausgeschlossen. Sitz, Platz, bleib, hier, aus genügten uns.

  • 16 Anonym 21.05.2023, 20:31 Uhr

    Tolle Bericht Erstattung, von jedem einzelnen! Bis auf den Verhaltensforscher(Naaajaaa)! Wir haben selber haben zwei Gebrauchshunde (DSH) und einen Labrador Mix alle werden im IGP Bereich gearbeitet! Alle unsere Hunde sind im sozialen Bereich Führbar bzw. Umgänglich! Keiner setzt das geübte bzw. antrainierte vom Hundplatz in irgendeiner Form,im privaten Bereich um bzw. zeigt ein Verhalten in Verbindung dazu! Der IGP Sport,gibt dem Hund mehr Möglichkeiten das auszuleben, wovon er mal abstammte…dem Wolf! In allen drei Spaten,wird das gefordert,was der Hund kann und das von Natur aus…natürlich können nicht alle Hunde alles gleich gut! Aber das gibt es bei den Menschen ja auch nicht!