Podiumsdiskussion mit Islamkritikern
Giordano: "Integration ist gescheitert"
Stand: 02.12.2007, 00:00 Uhr
Gegen die Moschee, gegen das Kopftuch, gegen den Islam. Am Samstagabend (01.12.2007) haben verschiedene Islamkritiker in Köln diskutiert. Unter ihnen: Ralph Giordano. Dabei erinnerte manches Argument an den Populismus der rechten Parteien.
Von David Ohrndorf
Er schlägt mit der Faust auf den Tisch, um seinen Ausführungen Nachdruck zu verleihen. Ralph Giordano hat sich in den vergangenen Monaten schon oft gegen den Islam ausgesprochen, bei der Podiumsdiskussion "Aufklären statt verschleiern! - Islam in Deutschland" legt er noch einmal nach. "Muss hier in Deutschland erst Blut fließen, bis ...", weiter kommt er nicht, denn viele der rund 400 Zuhörer der von der Giordano-Bruno-Stiftung organisierten Veranstaltung in der Aula der Kölner Uni applaudieren frenetisch. Er wolle nicht dämonisieren, erklärt er - tut es dann aber doch: "Ich habe mir die Mühe gemacht, im Koran zu lesen. Ich kann nur hoffen, dass die Muslime nicht danach handeln." Wieder Applaus. Für Ralph Giordano scheint jeder Muslim ein Radikaler zu sein.
Er erklärt kurzerhand die Integration des Islams in Deutschland für gescheitert. Die Multikulti-Politiker hätten den Deutschen mit den Muslimen ein Kuckucksei ins Nest gelegt, "von dem niemand weiß, was rauskommt, wenn es ausgebrütet ist".
Rechte klatschen mit
Die Argumente klingen nach billiger Propaganda und lassen sich so oder ähnlich auch in Pamphleten der Rechten finden. Das weiß Giordano auch und distanziert sich: "Mir kann man nun wirklich nicht vorwerfen, rechts zu sein", spielt er auf seine jüdische Herkunft an. Den Sympathisanten der rechten "Bürgerbewegung pro Köln" scheint das egal zu sein. Sie sind an ihren Aufklebern mit einer durchgestrichenen Moschee-Silhouette zu erkennen und klatschen fleißig mit.
Wallraff: zentralistische Befehlsstruktur problematisch
Günter Wallraff bremst seinen Mitdiskutanten: "Ich rate zu einer differenzierteren Betrachtung." Nicht der Islam sei das Problem, sondern eher eine verfehlte Einwanderungspolitik. Außerdem halte er die zentralistische Befehlsstruktur im Islam für problematisch. Für ihn gebe es einen deutlichen Unterschied zwischen der großen Masse der Muslime, die ihre Religion ganz friedlich auslebe und wenigen Radikalen. Die seien allerdings wirklich gefährlich, wie er an der Verfolgung seines Freundes Salman Rushdie gemerkt habe.
Fordert ein Kopftuchverbot: Mina Ahadi
Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, fordert auf dem Podium ein generelles Kopftuchverbot für Schüler und Lehrer: "Es fängt mit dem Kopftuch an und endet mit Ehrenmord". Ralph Giordano stimmt ihr zu: "Das Kopftuch ist nur das Vorspiel." Für Günter Wallraff wäre das Verbot ein sehr großer Eingriff in das Recht auf Freiheit, er ist dagegen.
Zuhörer begeistert und empört
Schließlich kommen auch die Zuhörer zu Wort. "Ich bin ein Kölscher Jong und habe mich mit dem Koran beschäftigt. Jetzt habe ich Angst", artikuliert ein junger Mann sein Problem. Das Podium stimmt zu, dass einige Verse sehr gewaltverherrlichend seien. Günter Wallraff weist darauf hin, dass die christlichen Kreuzzüge auch nicht besser gewesen seien. Während der Diskussion gibt es zwar immer wieder Jubelrufe, aber nicht alle klatschen mit.
Ein gläubiger Muslim meldet sich schließlich zu Wort. Er erklärt, die Redner forderten von den Muslimen die Aufgabe ihrer Identität. Die Werte der Christen könnten doch nicht der "ganzen Welt" aufgezwungen werden. Eine Antwort bleibt das Podium schuldig. Auf die Diskussion mit einem Kritiker der Islam-Kritik wollten sich die Diskutanten wohl nicht einlassen. Vielleicht im kommenden Jahr, dann soll es, als Fortsetzung dieser Runde, eine "Kritische Islamkonferenz" in Köln geben.