Urteil am Bonner Landgericht
Sechseinhalb Jahre Haft für WCCB-Betrug
Stand: 10.05.2013, 18:38 Uhr
Es ging um einen der größten Bauskandale in NRW: das Millionen-Desaster World Conference Center Bonn (WCCB). Am Freitag (10.05.2013) hat das Bonner Landgericht sein Urteil gesprochen. Der südkoreanische Investor Man-Ki Kim wurde zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Das Gericht sprach Kim des Betrugs in zwei Fällen und der falschen Eidesstattlichen Aussage schuldig. Seine Rechtsberater Ha-Sung Chung und Wolfdietrich Thilo erhielten Haftstrafen von drei Jahren und drei Monaten wegen Bestechung beziehungsweise zwei Jahren und sechs Monaten wegen Betrugs. Die Staatsanwaltschaft hatte für Kim sieben Jahre Haft gefordert. Die beiden Mitangeklagten sollten nach dem Willen der Anklage zwei Jahre und drei Monate sowie vier Jahre in Haft. Bei dem Mammutverfahren waren über 100 Zeugen an 118 Hauptverhandlungstagen befragt worden. Kim sitzt seit Beginn der Ermittlungen vor zweieinhalb Jahren in Haft.
Der Bau des World Conference Center Bonn (WCCB) mitsamt Hotelhochhaus vor dem alten Bundestags-Plenarsaal war 2009 bereits zu 80 Prozent fertiggestellt, als ein millionenschweres Finanzdesaster offenbar wurde. Seitdem ruhen die Arbeiten.
Urteil im WCCB-Prozess
Aktuelle Stunde. 10.05.2013. 02:22 Min.. Verfügbar bis 30.12.2099. WDR.
Richter: "Bewusst getäuscht"
"Eine Aussicht auf Erfolg, das Konferenzzentrum zu bauen, gab es nicht", sagte der Vorsitzende der Kammer, Jens Rausch. Die Verurteilten hätten "den Stadtrat bewusst getäuscht, dass ihre Firma SMI Hyundai in der Lage sei, den Bau zu errichten". Kritische Worte bekam auch die Stadt zu hören. Das Interesse der Verantwortlichen habe es den Angeklagten erleichtert, Hindernisse zu überwinden. "Das hätte auch schwieriger sein können", sagte der Richter.
Die Stadt begrüßte das Urteil. Daraus gehe hervor, dass die Projektverantwortlichen wie auch der Rat durch Kim und seine Mittäter mit großer krimineller Energie getäuscht worden seien.
Anwalt: "Zum alleinigen Sündenbock gemacht worden"
Enttäuscht reagierte Kims Anwalt Walther Graf auf das Urteil. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert. Die Zeugenbefragung habe bewiesen, dass nicht Kim den Rat getäuscht habe. Vielmehr sei die Stadtverwaltung zu schlampig bei der Prüfung von Kims Offerte vorgegangen. Sein Mandant sei zum alleinigen Sündenbock des Debakels gemacht worden. Die frühere Oberbürgermeisterin Dieckmann hätte den Mut aufbringen sollen, sich dem Verfahren zu stellen: "Als Spitze der Stadt hatte sie die Verantwortung für die Verwaltung." Ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Dieckmann, die Kim einst als "Glücksfall für Bonn"bezeichnet hatte, war von der Staatsanwaltschaft wieder eingestellt worden.
Stadt suchte verzweifelt nach Investor
Staatsanwalt Ulrich Stein hatte den Koreaner vor Gericht beschuldigt, er habe den Auftrag mit List und Tücke erschlichen. In den Verhandlungen mit der Stadt habe er "wahrheitswidrig den Eindruck erweckt", hinter ihm stehe der koreanische Riesenkonzern Hyundai. 2005 hatte die Stadt Bonn verzweifelt nach einem Investor für das geplante Kongresszentrum gesucht. Doch die Bedingungen waren vielen Geldgebern offenbar zu unattraktiv. Interessenten blieben aus. Da meldete sich der bis dahin unbekannte Investor Man-Ki Kim aus Südkorea und bekam den Zuschlag.
Razzien, Verhaftungen, Insolvenzen
Schon beim Richtfest im Jahr 2008 machten Gerüchte über finanzielle Schwierigkeiten Kims die Runde. Dann explodierten die Baukosten, Handwerker blieben auf ihren Rechnungen sitzen. Razzien der Staatsanwaltschaft, Verhaftungen und Insolvenzen folgten.
Neuer Anlauf
Das WCCB soll doch noch fertiggestellt werden.
Die Stadt Bonn muss jetzt tief in die Tasche greifen. Nach fast vier Jahren Baustopp wurden in dieser Woche im Stadtrat die Weichen für die Fertigstellung des WCCB gestellt. Das Konferenzzentrum soll für 65 Millionen Euro zu Ende gebaut werden. Für den Hotelturm wird noch ein Käufer gesucht.